Boofensperrung

Nachdem jetzt mein Name sogar schon als Befürworter der Boofensperrungen genannt wird, muss ich meine Meinung dazu doch mal äußern.

In den ersten Beiträgen des Nationalparks war die Rede von 30.000 Besuchern in den Boofen. Wer ein bisschen anfängt zu rechnen, wird sehr schnell feststellen, dass diese Zahl viel zu hoch ist. Wenn man davon ausgeht, dass die meisten Besucher einer Boofe doch eher die warmen Jahreszeiten bevorzugen, dann sind das 180 Tage. Davon könnte man noch die Regentage abziehen, aber die würden die paar Besucher in der kalten Jahreszeit ausgleichen. Macht also 170 Boofer pro Tag und auf die 58 Boofen verteilt müssten jeden Tag drei Leute in jeder offiziellen Boofe liegen.

Jetzt hat der Nationalpark in der nächsten Erklärung geschrieben, dass sich die Boofer gleichmäßig auf die legalen und illegalen Boofen verteilen. Das heißt, in allen legalen Boofen liegen immer noch 15.000 Leute pro Jahr bzw. 1,5 Leute pro Nacht pro legale Boofe. Wenn also 15.000 Leute illegal im Felsen übernachten, wäre es doch erstmal sinnvoll, diese Zahl durch die Nationalpark-Ranger gravierend zu senken. Dabei würde es schon reichen, wenn fünf bis zehn Mal im Jahr ein Ranger mit einem Polizisten (so wird es z.B. in Tschechien gemacht) abends spazieren geht und das Ergebnis medienwirksam verbreitet.

Ich habe schon so einige Male in den Boofen übernachtet und habe jede offizielle Boofe mindestens schon zweimal besucht. Da ich auch sonst viel im Nationalpark unterwegs bin, sind mir auch die illegalen Boofen bekannt. Dass die Boofen zu „Müllkippen“ verkommen, kann ich in keiner Weise bestätigen. Die einzigen menschlichen Hinterlassenschaften sind das Resultat von nächtlichen Austritten und die Taschentücher bzw. das Toilettenpapier. Das ist wirklich nicht schön, aber auch in der restlichen Natur zu finden.

Dass die Boofen von „offiziellen Veranstaltern“ mit großen Gruppen besucht werden, ist mir bisher nur zweimal so ähnlich begegnet: Das erste Mal waren es zwei Lehrer, die mit ein paar Schülern das besondere Naturerlebnis genossen haben. Da die Gruppe schon vorher ein ganzes Stück durch den Nationalpark gewandert war und die Lehrer den Kindern hervorragendes Benehmen beigebracht hatten, war es ungewöhnlich leise und um 21:00 Uhr haben die ersten geschlafen. Die Gruppe ist viel früher als wir aufgebrochen und die Lehrer haben die Kinder darauf hingewiesen, dass die beiden anderen Boofer (also wir) weiter schlafen wollen. Das Benehmen der Gruppe war perfekt. Die zweite Gruppe waren auch Kinder und Jugendliche, die von einer Boofe morgens früh herunter kamen. Obwohl es schon 11:00 Uhr war, hat die Gruppe viel weniger Radau gemacht als so manche Wanderer. Erfreulicherweise hing an jedem zweiten Rucksack ein Müllbeutel. Damit waren meine bisherigen Erfahrungen mit Gruppen sehr positiv und ich habe mich drüber gefreut, dass Kindern und Jugendlichen die Natur und das Verhalten in der Natur damit nahegebracht wird.

Was wirklich hässlich und unentschuldbar ist, sind die Waldbrände. Dabei sind aber auch Unterschiede zu machen. Nicht jeder der 20 Waldbrände ist durch Besucher einer Boofe entstanden und dazu kann ich mich an keinen einzigen Waldbrand in den letzten fünf Jahren erinnern, der von einer offiziellen Boofe ausgegangen ist. Vielleicht haben ein paar wenige Waldbrände auch ihren Ursprung von einer offiziellen Boofe, aber durch deren Lage und den Untergrund (Sand) kann sich ein Feuer nicht ausbreiten. Berechtigterweise gehört es aber zu den grundlegenden Regeln, dass kein offenes Feuer gemacht wird.

Was ich mir selber gut vorstellen kann ist, dass durch die größeren Besuchermengen in der Coronazeit die Tierwelt und dabei besonders die Vögel gelitten haben. Grundsätzlich bin ich zwar verwundert, dass z.B. der Schwarzstorch zwischen Kohlmühle und dem Ochelgrund mindestens schon zwei Jahre wohnt und an meiner Heimatadresse ein Nest ungefähr 400 Meter neben der Bundesstraße hat, aber ich hoffe, dass die angegebenen Zählungen des Nationalparks stimmen. Wenn ich mir aber anschaue, wo sich die Boofen befinden und in welchem Bereich die Vögel (also der Schwarzstorch und der Wanderfalke) brüten, dann sind dort nur extrem wenige Boofen. Vielleicht könnte man eher die zeitlichen Begrenzungen wie bei den Kletterfelsen auch auf die Brutzeit reduzieren. So werden z.B. die meisten Gipfel (immerhin 20 Stück) schon am 01.04. wieder für die Kletterer freigegeben.

Aus meiner Sicht ist das zeitliche Begrenzen oder auch das komplette Sperren einer offiziellen Boofe eine weitere Variante, die Besucher aus dem Nationalpark heraus zu drängen. Ich würde eher empfehlen, dass die Nationalpark-Ranger ihrer hauptsächlichen Arbeit, der Besucherbetreuung und der Durchsetzung der Regeln des Nationalparks, nachgehen und auch die Anzahl der Ranger wieder auf ein sinnvolles Maß angehoben wird. Damit sollten die Ranger z.B. das illegale Boofen als Erstes unterbinden. Dabei ließen sich die großen Distanzen sehr gut mit vereinzelten Drohnenflügen und einer Wärmebildkamera überbrücken. Das Argument, dass Drohnen im Nationalpark nicht erlaubt sind, gilt nicht mehr, seit auch Filmaufnahmen per Drohne gemacht werden.

Ein Gedanke zu „Boofensperrung“

  1. Volle Zustimmung!

    Selber „boofe“ ich zwar nicht, aber das Verbot ist ein weiterer Schritt Besucher aus dem Nationalpark heraus zu drängen.

    Bei dem vielen Totholz, was hier rumliegt hat man grade zum Thema Waldbrand eine ganz andrere Gefahr und man kann weil die Wege alle zugefallen sind noch nicht mal löschen.

    Das „Borkenkäfer Mikado“ hat doch sicherlich einen erheblichen Einfluß auf die Natur und was dort wächst und lebt. Es werden sich doch nun andere Arten dort einfinden als vorher. Was ist denn wenn sich manche Vögel im „Mikado Wald“ einfach nicht mehr wohlfühlen und da gar nicht brüten wollen oder können. Hat da mal jemand drüber nachgedacht? Gibt es dazu irgendwelche Informationen?

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