Geologie der Tyssaer Wände

Die geologische Geschichte der Tyssaer Wände beginnt vor etwa hundert Millionen Jahren. Damals lagerte sich im Kreidemeer eine mehrere hundert Meter mächtige Schicht ab. Durch Verfestigung dieser Sedimente entstand der Sandstein. Nachdem sich das Meer zurückgezogen hatte, wurde die Sandsteinplatte im Tertiär durch tektonische Kräfte zerklüftet. Gleichzeitig hob sie sich im Süden und kippte um 1 bis 3°. Da der Sandstein in den Tyssaer Wänden einen seiner höchsten Punkte erreicht, ist er hier auch am stärksten den Erosionskräften ausgesetzt. Im Quartär erhielten die Felsen ihre jetzige Gestalt.

Die Waben sind eine typische Verwitterungsform im Sandstein. Sie entstehen vorwiegend durch chemische Kräfte und nicht, wie man früher annahm, durch Winderosion. An der Gesteinsoberfläche werden Salze ausgeschieden. Dabei bilden sich Kristalle, die den Sandstein sprengen und damit die Verwitterung beschleunigen. Hingegen kommt es unter dem Einfluss von Kieselsäure zu einer Verfestigung des Felsens. Diese beiden entgegen gesetzten, in enger Nachbarschaft abgelaufenen Vorgänge haben zu der charakteristischen Wabenstruktur geführt.

An einigen Stellen der Felswände können wir auch eine so genannte schiefe Schichtung beobachten. Diese ist darauf zurückzuführen, dass sich Sand aus fließendem Wasser in Schwemmkegeln absetzte. Daraus kann geschlossen werden, dass die Ablagerung des Sandes in einem Flachmeer stattfand und dass der Sedimenteintrag durch zufließende Gewässer erfolgte.

Häufig trifft man in den Tyssaer Wänden Felsformationen an, die auf Brauneisenanreicherungen zurückzuführen sind. Eisenoxide wurden vom durchsickernden Wasser gelöst und lagerten sich in bestimmten Sandsteinschichten ab. Dort verfestigten sie den Sandstein, schützten ihn vor schnellerer Erosion und führten so zur Bildung charakteristischer Brauneisenbänder, -röhren und -schwarten.

So genannte Sanduhren entstehen, wenn sich zwei nahe beieinander liegende Felsöffnungen durch Erosion vergrößern. Zunächst kommt es zur Verbindung der hinteren Teile der Löcher, wo der Sandstein am weichsten ist. Die Felskruste im vorderen Teil ist widerstandsfähiger, dies führt dazu, dass sich eine Säule herausbildet.

An der Sandsteinoberfläche sind in Reihen angeordnete Öffnungen verschiedener Größe zu finden. Diese entstanden nach Zerstörung der Felsoberfläche und Erosion des weniger widerstandsfähigen Felsinneren. Die Löcher bildeten sich oft über wasserstauenden Tonschichten. Hieraus erklärt sich ihre horizontale Anordnung.

historische_Wanderkarte_Tyssaer_Waende_1923

Wanderungen im Elbsandstein