Hinterhermsdorf – Nixdorf

Elbsandsteingebirge – ein Landschaftsraum

Das Elbsandsteingebirge ist eine von der Elbe und ihren Nebenflüssen geschaffene Erosionslandschaft. Teile der Sächsischen und Böhmischen Schweiz wurden mit der schon frühzeitigen Ausweisung von Großschutzgebieten unter besonderen Schutz gestellt. Grenzüberschreitende Wanderwege bieten dem Besucher die Möglichkeit, Naturschönheiten des gemeinsamen Naturraumes zu erleben.

Hinterhermsdorf

Der Ort ist mit einer Höhenlange von 360 bis 380 m ü. NN eine der höchstgelegenen Gemeinden der hinteren Sächsischen Schweiz. Mit seinen Ortsteilen und Räumichten kann Hinterhermsdorf auf eine sehr eigenständige Geschichte verweisen. Noch heute erinnern einige Flurnamen an die ehemalige Bindung zu Böhmen, so z.B. „Kreibitzer Heide“, welche nach dem gleichnamigen Ort Chřibská (Kreibitz) benannt wurde.

Mikulášovice (Nixdorf)

Als wahrscheinlich ursprüngliche Köhlersiedlung gegründet, wurde der Ort Nixdorf erstmals 1446 urkundlich erwähnt. Die Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft und vom Handwerk.
Ende des 1. Jahrhunderts entstanden die ersten Manufakturen für Messerschmiede und Textilverarbeitung. Noch heute ist der Ort für die Scheren- und Messeranfertigung bekannt.

Hinterhermsdorf

In ersten Urkunden wurde das Waldhufendorf als „Hermenstorf“ (1445) und „Hinder Hermeßdorff“ (1488) bezeichnet. Für viele Jahrzehnte gehörte Hinterhermsdorf zum böhmischen Besitz der Berken von der Duba.
Die Bewohner lebten vorwiegend vom Wald. So gab es beispielsweise Köhler, Waldarbeiter, Flößer, Spanflechter und Holzuhrenmacher. Im 20. Jahrhundert gewann auch hier die Leineweberei an Bedeutung.

Brtníky (Zeidler)

Die Siedlungsform der Ortschaft weist auf ein altes fränkisches Waldhufendorf hin. Es entstand im Zuge der Kolonisation des Gebietes zu Anfang des 12. Jahrhunderts.
Die Ortsbezeichnung geht auf die in Wäldern, Heiden und Waldwiesen betriebene Waldbienenzucht – die Zeidlerei – zurück. Dieses alte Handwerk war bis in das vorige Jahrhundert in der Sächsisch- Böhmischen Schweiz verbreitet.

Hinterhermsdorf – Schäferräumicht

Die 1775 erstmals urkundlich erwähnten Einzelanwesen sind Zeugen früherer Schäferei. Später entstanden an der Stelle ansehnliche Bauerngüter. Heute befindet sich hier noch eine Gastwirtschaft, während andere Gehöfte verfielen.
Typische Brutvögel der feuchten Senken sind Wiesenpieper und Braunkehlchen. In den Hecken der ehemaligen Ackerterrassen nisten Neuntöter und Dorngrasmücken.

Alte Nixdorfer Straße

Sie wurde von den Nixdorfer Einwohnern auch als „Hermsdorfer Straße“ bezeichnet und war Teilstück des sogenannten „Böhmerweges“, der das Gebiet der Sächsisch- Böhmischen Schweiz in nordsüdlicher Richtung durchquerte. Im 16. Jahrhundert, als Hinterhermsdorf nach Nixdorf eingepfarrt war, diente sie auch als Kirchsteig. Nach dem 2. Weltkrieg blieb die Straße gesperrt. Seit 1996 ist sie wieder ein grenzüberschreitender Wanderweg.

Andere Tafel:

Entstehung des Elbsandsteingebirges

In der Kreidezeit (vor 140 – 66 Mio. Jahren) war die Grundfläche des heutigen Elbsandsteingebirges mehrmals von einem Flachmeer überflutet. Auf dessen Grund lagerten sich aus den Flüssen des Festlandes Sedimente in verschiedenen Schichten ab. Diese Ablagerungen verfestigten sich zu einer teilweise 1 km starken Sandsteinplatte. Zum Ende der Kreidezeit hob sich der Meeresgrund und das Wasser floss ab.

Lausitzer Granit schiebt sich auf den Sandstein

Ende der Kreidezeit (vor ca. 66 Mio. Jahren) schob sich das Lausitzer Granitmassiv vom Norden her auf die Sandsteinplatte. Die Bruchlinie bezeichnet man als Lausitzer Überschiebung. Der dabei entstandene Druck bewirkte eine starke Zerklüftung der Sandsteinplatte (Risse, Spalten). Im Überschiebungsbereich wurden Kalksedimente aus den unteren Schichten verlagert und konnten von Menschen genutzt werden (Kalklöcher bei Hinterhermsdorf).

Vulkanische Durchbrüche im Sandstein

Im Tertiär (vor 35 – 25 Mio. Jahren) drang glutflüssiger Basalt durch die Spalten der zerklüfteten Sandsteinplatte und erstarrte teilweise an der Erdoberfläche. So entstanden beispielsweise der Wolfsberg (Vlčí Hora), Kaltenberg (Studenec), Rosenberg (Růžák), Großer und Kleiner Winterberg. Gleichen geologischen Ursprunges ist ein 5 km langer, wenig sichtbarer, basaltischer Gang zwischen Goldstein und Kleinem Pohlshorn.

Eiszeitliche Formung der Landschaft

Die große Inlandseisdecke drang vor ca. 0,6 Mill. Jahren im Elbtal bis etwa nach Bad Schandau vor. Das Eis schob auf seinem Grunde Gesteinsschutt und Lehmmassen heran und ließ sie nach dem Abschmelzen als Grundmoräne auf den Ebenheiten liegen. Diese Geschiebelehmflächen sind heute ertragreiche Feldfluren. Erneute Eingrabung nach dem Verschwinden des Eises hat diese Lehmfläche durch tiefe Täler in einzelne Stück zerlegt.

Unterschieden durchs Gestein – Berge und Steine

Die sichtbaren Erhebungen der Sächsischen Schweiz tragen, bedingt durch die Art des Gesteins, verschiedene Bezeichnungen. So werden die Tafelberge als Steine (Lilienstein, Zschirnsteine), die Erhebungen aus Basalt und Granit als Berge (Winterberg, Räumicht, Gickelsberg) bezeichnet. Eine Ausnahme bildet der aus Sandstein bestehende Adamsberg bei Altendorf. In der Böhmischen Schweiz ist diese Unterscheidung nicht bekannt.

Wachberg

Der Wachberg, mit 496 m ü. NN, bildet einen Ausläufer des großen, aus Lausitzer Granodiorit bestehenden, Thomasrücken. Seinen Namen verdankt diese Erhebung unseren Vorfahren, welche hier einst über die Umgebung „wachten“. Nachrichten wurden durch Feuer oder Rauchzeichen von Wache zu Wache weitergegeben. Auf dem höchsten Punkt des Berges steht seit 1851 eine eine Gastwirtschaft.

Waldhufendorf

Die Fluren ziehen sich in langen Streifen (Waldhufen) unmittelbar hinter den Gehöften hin. Für die Aufmessung und Zuteilung des Hufen war der „Lokator“ zuständig. Ihm stand ein größerer Besitz zu.
Diese Dorfform war vor allem in der Kolonialzeit für Sachsen typisch.

Wanderungen im Elbsandstein