Holzflößerei

Informationstafeln des Nationalpark Sächsisches Schweiz zur Hölzflößerei an der Niederen Schleuse der Kirnitzsch:

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Am Ausschwemmplatz an der Neumannmühle (um 1960) Foto: John

Der Standort für die Niedere Schleuse ist ausgezeichnet gewählt. Die 32 m breite Staumauer hält bei einer Staulänge von 750 m beachtliche 28 000 Kubikmeter Flusswasser für Holztrift zurück.
Die „Wasserpforte“ in der Schleusenmitte und die „Wilde Flut“ im linken Flügel des Stauwerkes funktionieren zuverlässig. Mit Einschieben oder Ziehen von Versatzhölzern wird noch heute der Wasserstand geregelt.
Dazu, wie auch zum Korrigieren des triftenden Holzes, wird als unentbehrliches Werkzeug der „Floßhaken“ verwendet. Das schindelgedeckte „Schleusenhäuschen“ über der Wasserpforte diente zur Aufbewahrung der Floßhaken.
Die Niedere Schleuse ist seit ihrer Rekonstruktion wieder funktionsfähig. Der Stauraum ist allerdings teilweise verlandet. Zugunsten der in der Kirnitzsch lebenden Tierwelt wird heute auf einen Ausbau verzichtet.
Das Stauwerk dient heute dem Hochwasserschutz des Kirnitzschtales.

In den Jahren 1985 – 1993 rekonstruierten Waldarbeiter des Reviers Hirschewald detailgetreu die Anlage der Niederen Schleuse und verhinderten so den endgültigen Zerfall der Anlage.
Sie leisteten damit einen Beitrag der Denkmalspflege und hielten die Erinnerung an die Holzflößerei im Kirnitzschtal wach.Karte_Floesserei_Kirnitzsch

Aus der Geschichte der Holzflößerei

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Trift auf der Kirnitzsch Foto: Archiv Wobst

Jahrhundertelange Waldnutzung und die Flößerei prägten Entwicklung und Siedlungsgeschichte der Hinteren Sächsischen Schweiz in bedeutenden Maße.
Die Kirnitzsch war der wichtigste Floßbach in der Sächsischen Schweiz. Auf einer mehr als 25 km langen Triftstrecke konnten beträchtliche Holzmengen aus schwer zugänglichen Gebieten in der Hinteren Sächsischen Schweiz relativ billig und schnell nach Schandau an die Elbe transportiert werden. Vom dortigen Ausschwemmplatz (Bindehaus) gelangte das 4-5 Meter lange Holz per Floß oder Schiff nach Dresden. Zu den wichtigsten Hauptabnehmern gehörten der Sächsische Hof (Heizmaterial) und ab dem 18. Jahrhundert die Meißner Porzellanmanufaktur.

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Einwerfen des Holzes in den Bach (um 1962) Foto: Thomas

Der Landesherr hatte bereits im 16. Jahrhundert das Hoheitsrecht auf die Kirnitzschflößerei und erließ strenge Floßordnungen.
In einem Vertrag von 1582 wurde dem sächsischen Kurfürsten für 80 Jahre gestattet, Holz aus der böhmischen Herrschaft Hainspach in großem Umfang zu schlagen und abzuflößen.
Um überhaupt Holz triften zu können, entstanden wahrscheinlich um 1567 die Obere Schleuse, vor 1612 die Nieder Schleuse, sowie zusätzliche Floßteiche auf böhmischem Gebiet.
Mit dem Straßenbau im 19. Jahrhundert verlor die Holztrift schnell an Bedeutung.

Glossar:

Schleusen
Stauwerke, die zum Erzeugen einer Flutwelle angelegt wurden und damit eine Holzdrift überhaupt erst ermöglichten.

Bloße
Stellen an den Steilhängen oberhalb der Kirnitzsch, wo das Holz hinab ins Tal gebracht wurde.

Floßhaken
An 1,5 bis 4 m lange Holzstangen angebrachter Stahlhaken zum Ziehen, Schieben, Wenden, Heben und Rollen des Holzes. Als „Hinterhermsdorfer Floßhaken“ ist er ein Begriff geworden.

Floßrechen
Floßrechen (auch Schutze genannt) sind Flusseinbauten zum etappenweisen Festhalten des Floßgutes.
Sie mussten sehr massiv gebaut sein, damit sie Flutwelle und Holz standhalten konnten.

Floßordnung
Von Staats wegen erlassene Regulative für die Holzflößerei.
Zum Beispiel:
Zeitraum für Frühjahrsflöße:
März bis spätestens Mai.
Herbstflöße dauerten von September bis Frostbeginn.

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Zusammenstellen (Binden) der Flöße in Bad Schandau (1876) Foto: Archiv Wobst

Wanderungen im Elbsandstein