Tafeln Dorfrundgang Hinterhermsdorf

Tafel Nr. 1

altes_Erbgericht_Hinterhermsdorf_kleinDer Dorfgründer hieß Hermann. Nach ihm wurde das Dorf benannt. Er bekam das Erbgericht mit dem meisten Land zum Lehen. Es war frei von Abgaben und Frondiensten und war mit Schankrechten für Salz und Bier ausgestattet. Der jeweilige Besitzer, der Erbrichter bzw. Lehnrichter, hatte aber auch Pflichten. Er war der Verbindungsmann zum Grundherrn. Er musste die dem Dorf auferlegten Zinsen eintreiben und die zum Frondienst angeforderten Arbeitskräfte auf das Vorwerk nach Hohnstein schicken. Außerdem musste er mit seinen Schöppen für alle Erbsachen und Käufe die Verträge aushandeln sowie Strafsachen auf den Gerichtstagen vortragen. Im Erbgericht wurde 1525 eine Zollstelle eingerichtet, die bis 1900 in Hinterhermsdorf bestand. Im Jahre 1779 am 21.9. stieg hier vorm Erbgericht Kaiser Josef II. aus Nixdorf kommend von seinem Roß und erkundigte sich nach den Vorfällen im vorangegangenen bayrischen Erbfolgekrieg. Der gegenüberliegende Gasthof entstand erst 1843. Er wurde 1868 vom Erbgericht abgetrennt. Bei der umfangreichen Rekonstruktion wurde 1999/2000 der Saal, in dem früher alle Kulturveranstaltungen des Dorfes stattfanden, zu Hotelräumen umgebaut.

Tafel Nr. 2

Gemeindeamt_Hinterhermsdorf_kleinIn der Dorfaue, dem ehemals in Gemeinbesitz befindlichen „Allmende“, entstanden zwischen den höher liegenden Altbauernstellen im 17. Jh. Handwerker- und Häuslerwohnungen. Hier im Zentrum des Dorfes gab es früher die erste Schmiede, heute Fleischerei, oberhalb an der Straße li. einen Bäcker, re. das Gasthaus „Sächsische Schweiz“ mit einem Lebensmittelladen. Das Gemeindeamt war bis 1927 eine Kleinbauernwirtschaft, danach bis in die dreißiger Jahre eine Nebenschule. Im Haus dahinter war die erste Poststelle, li. daneben ein Friseur und weiter li., wie noch heute, ein Lebensmittelladen. Die Straße abwärts im Haus re. war eine Tischlerei. In der kleinen Gasse, die wir herabgekommen sind‚ befand sich eine Wäschemangel und auf der Kurzparkfläche stand eine Tankstelle. Hier war auch die Haltestelle der Postkutsche und später des Kraftomnibusses. Früher gab es hier nur schmale, teils sumpfige Wege. Die Dorfstraße entstand erst 1874. Dieser Dorfkern wurde 1883 durch eine Feuerbrunst eingeäschert. Die sechs abgebrannten Holzhäuser wurden in Massivbauweise erneuert.

Tafel Nr. 3

Der heutige Dorfplatz, der wegen seiner gut gelungenen Rekonstruktion 1997 mit einem Staatspreis ausgezeichnet wurde, war bis 1963 der Schulhof. Bis zu diesem ersten Schulbau im Jahre 1802 wurden die Kinder in den Häusern verschiedener Handwerker oder Bauern unterrichtet. Bis 1965 fand hier in vier Zimmern noch Mehrstufenunterricht statt. Im Jahre 1900 bekam die Schule einen eigenen Laufwasserbrunnen. Der Steintrog steht noch im Durchgang zwischen Schule und Fleischerei. Damals hatte der Ort noch keine Wasserleitung. Es war auch die Wasserentnahmestelle für die umliegenden Häuser. Der neue Laufwasserborn symbolisiert, wie wichtig allzeit gutes Wasser für das Dorf war. 1908 eröffnete Friedrich Wilhelm Peschke aus Hinterhermsdorf mit Hilfe des Kirchschullehres Paul Langer während der Sommerferien in einem der Klassenzimmer ein Dorfmuseum. Es war das erste seiner Art in Sachsen. Er rang Jahrzehnte lang vergeblich mit den Behörden um eine Dauerausstellung. So ging die reichhaltige Heimatsammlung verloren.

Tafel Nr. 4

Der das Dorf umgebende Wald war anfänglich Gemeindeeigentum und bildete eine Existenzgrundlage für die Dorfgemeinschaft. An dem Waldreichtum wollte auch der Landesherr teilhaben. Im 16. Jh. begann der kurfürstliche Raubzug gegen den Wald. Schon 1591 ist der Reuth-Förster Hanns Holfeldt zu Hinterhermsdorf ansässig, der auch aufgekaufte Wälder in Böhmen zu betreuen hatte. Im gesamten Kirnitzschtal wurden die Wälder geschlagen und das Holz auf der Kirnitzsch und der Elbe bis Dresden und Meißen geflößt. Die Rechte der Bauern wurden immer mehr beschnitten. Doch hartnäckig konnten die Hinterhermsaorfer – Bauern und Häusler einen Teil ihrer einstigen Waldrechte (die Waldgerechtsamen) bis 1832 verteidigen. Die Jagd war immer ein Privileg des Landesherren. Harte Strafen konnten aber nicht verhindern, dass sich die Wildschützen ihren Teil am Wildreichtum nahmen. Bis in die jüngste Vergangenheit war ein großer Teil der Dorf-Bevölkerung im Wald beschäftigt. Das alte Forsthaus entstand 1811. Hier wohnten zwei Förster. Vier Pferde standen im Stall. In diesem Haus weilte im Jahre 1884 der Maler Ludwig Richter bei seiner Enkeltochter, die mit dem Oberförster Plant verheiratet war.

Tafel Nr. 5

Dieser besonderer_Eingang_Scheune_Hinterhermsdorf_kleinehemalige Bauernhof ist eine der 13 Altbauernstellen (siehe Flurplan Nr. 4), die mit der Besiedlung entstanden. Er war bis zur Kollektivierung 17 ha groß, was 2/3 einer Waldhufe entspricht. Oberhalb der Dorfaue errichtet, führt ein eigener Weg auf die Felder. 1890 brannte der Hof ab. Der Wiederaufbau erfolgte in Massivbauweise. Bis zum zweiten Brande im Jahre 1975 war hier der Kälberaufzuchtstall der LPG. Das Wohnhaus konnte gerettet werden. Erhalten geblieben ist auch der Laufwasserborn, eine der wenigen noch funktionierenden Privatwasserleitungen, die früher aus Holzrohren bestanden und ihr Wasser aus den Börnelwiesen bezogen, die hinter dem Hof liegen.

Tafel Nr. 6

Das sind zwei der schönsten erhalten gebliebenen Bauernhöfe im Ort. Sie bewirtschafteten zusammen eine erst nach dem 30jährigen Krieg geteilte Altbauernstelle (Ni.3 auf dem Flurplan), die einstmals .26,5 ha, dh. genau eine Waldhufe groß war. Durch den Besitz von Wiesen in den Raumichten und an der Kirnitzsch bei Hinterdaubitz betrug deren Größe jedoch mehr als 13 ha. Beide Gehöfte wurden 1890 ein Raub der Flammen. Wie die  Jahreszahlen über den Türstürzen beweisen, wurde jeder Stein beim Aufbau wieder eingesetzt. Das linke Gut war schon vor dem Brand im Erdgeschoß massiv und im Obergeschoß ein Fachwerkbau, während das rechte Gut als Umgebinde mit Massivteil für den Stall bis in unsere Tage erhalten geblieben ist. Auch vom einstigen Feldweg ist noch ein Stück vorhanden. Im linken Gut wird noch etwas Landwirtschaft betrieben.

Tafel Nr. 7

Das urspruenglicher_Bauerhof_Hinterhermsdorf_kleinnoch gut erhaltene bäuerliche Anwesen auf einer der 13 Altbauernstellen war einstmals 17 ha groß, was einer 2/3 Waldhufe entspricht. Das frühere Umgebindehaus wurde 1856 unter Beibehaltung der ursprünglichen Aufteilung in Massivbauweise erneuert. Auch der überstehende Laubengang im Obergeschoß blieb erhalten. Es ist ein typisches Wohnstallhaus. Im Stall standen 2 Ochsen als Zugtiere, 6 Milchkühe und bis zu 4 Schweine. Natürlich gab es auch Hühner und Gänse sowie Katzen um die Ernte vor Mäusen zu schützen. Auch der Backofen und die Räucherkammer sind noch vorhanden und voll funktionstüchtig. Die Größe der Scheune entspricht der Größe des Landes und steht noch voller landwirtschaftlicher Geräte. Auch die Laufwasserleitung aus dem Börnelwiesen ist noch vorhanden, aber z.Zt. außer Betrieb. Typisch an dieser und den im weiteren Rundgang folgenden Bauernwirtschaften sind die Streuobstwiesen und die noch erhalten und genutzten Bauerngärten, die zum Schutz vor dem eigenen Vieh und vor Wildfraß mit einem Holzzaun versehen sind.

Tafel Nr. 8

Dieseserster_Bauerhof_auf_linker_Strassenseite_Hinterhermsdorf_linkes_Haus_klein erster_Bauerhof_auf_linker_Strassenseite_Hinterhermsdorf_rechtes_Haus_kleinkleine Anwesen war die erste Hufe am linken westlichen Rand der Dorfflur (Nr. 1 auf dem Flurplan) und 12,5 ha, also nur 1/2 Waldhufe groß. Geländebedingt konnte es sich nicht richtig entfalten. Später, vermutlich erst im 16. Jh., wurde auf dem sogenannten Eichicht neben der Altflur weiteres Land urbar gemacht und ein weiterer Hof errichtet. Durch Zusammenlegung der Felder mit Hufe 1 entstand daraus der größte Bauernhof im Ort. Der Dreiseitenhof ist noch gut erhalten. Auch der eigene Feldweg führt noch auf die Felder hinaus, von dem sich reizvolle Ausblicke über das Dorf bieten. Das Dorf liegt geologisch gesehen an der Lausitzer Überschiebung, dh. hier hat sich die Lausitzer Granitplatte vor Millionen Jahren auf den Sandstein aufgeschoben. Die Hufen der Altflur liegen fast ausschließlich auf Granit, auf welchem noch eine Lehmschicht aufliegt. Diese Lehminsel ermöglichte erst die landwirtschaftliche Nutzung.

Tafel Nr. 9

DieseGeburtshaus_Paul_Richter_Hinterhermsdorf_klein Straße von Bad Schandau nach Hinterhermsdorf gibt es erst seit 1874. Mit ihrer Fertigstellung erlangte der Tourismus einen großen Aufschwung. Vorher konnte man aus dieser Richtung den Ort nur zu Fuß erreichen. Bald kamen die Touristen mit Pferde-Omnibussen angereist, die bis zu 20 Personen Platz boten. Die Straße säumt eine Reihe schöner Umgebindehäuser. Seit der Mitte des 19. Jh. gibt es gewählte Ortsvorsteher. Im Haus hinter der Tafel wohnte und amtierte über zwei Generationen bis zur Einrichtung des Gemeindeamtes in den dreißiger Jahren der Dorfvorsteher. Im Haus unterhalb der Tafel wurde 1904 Paul Richter geboren. Er hat eine Vielzahl Gedichte und Erzählungen aus dem Dorfleben seiner Zeit in Hinterhermsdorfer Mundart geschrieben. Die nebenstehende Tafel erinnert an das grausamste Kapitel unserer Dorfgeschichte.

Tafel Nr. 10

Das Gasthof_Zur_Hoffnung_Hinterhermsdorf_kleinGasthaus „Zur Hoffnung“ ist eines der ältesten Gasthäuser im Ort. Als um 1900 der Tourismus seinen ersten Höhepunkt erreichte, war es im Besitz von Wilhelm Ulbricht, der viel zur Förderung des Tourismus beigetragen hat. Er war der Vorsitzende der Ortsgruppe des Gebirgsvereins und 1903 der Initiator des Baues der ersten Privatwasserleitung. Hier war die Ausspanne für die von Schandau mit Omnibussen und Kutschen anreisenden Gäste. Es gab sogar eine Jugendherbergsunterkunft für 1 Mark pro Nacht mit Frühstück. Das Gasthaus „Zur Hoffnung“ war aber auch immer die Stammgaststätte für alle Hinterhermsdorfer Vereine.

Tafel Nr. 11

Der Wohnhaus_Ludwig_Renn_Hinterhermsdorf_kleinStraßenzug verläuft hier bereits im Sandsteingebiet. Die Lausitzer Verwerfung als Grenzlinie zwischen dem Lausitzer Granitmassiv und dem Elbsandsteingebirge zieht sich etwa 100 m weiter nördlich von hier in WNW — OSO- Richtung hin. In dem etwas verdeckt liegenden Haus Schandauer Straße Nr. 68 verlebte der Schriftsteller Ludwig Renn als Schuljunge mit seinen Eltern im Jahre 1885 beim Zigarrenmacher Richter einen Sommerurlaub.

Tafel Nr. 12

leider im Winter 2011/12 nicht mehr vorhanden

Tafel Nr. 13

leider im Winter 2011/12 nicht mehr vorhanden

Tafel Nr. 14

leider im Winter 2011/12 nicht mehr vorhanden

Tafel Nr. 15

leider im Winter 2011/12 nicht mehr vorhanden

Tafel Nr. 16

Unser Dorfrundgang führt nun hoch zur Beize. Dieses Holzblockhaus hatte bis zum Jahre 2001 ein aus Brettern imitiertes vorgeblendetes Umgebinde. Ein Beweis dafür, dass ein Umgebindehaus auch schön empfunden wurde. In diesem Haus wurde am 18.11.1825 der berühmteste Wildschütz der Sächsisch Böhmischen Schweiz Carl Gottlieb Diettrich geboren. Er wurde Jahnslieb oder einfach nur Jans genannt, führte ein abenteuerliches Leben und hat den Forstbeamten so manches Schnippchen geschlagen. Seine zur Legenden gewordenen Geschichten werden von Generation zu Generation weitergegeben und verbinden die Dorfbewohner mit dem Wald, der in grauer Vorzeit ihr uneingeschränktes Eigentum war.

Tafel Nr. 17

Gut erkennbar ist der dicht besiedelte Dorfinnenraum, die ehemals in Gemeinbesitz befindliche Allmende zwischen den Altbauernstellen. Der Ort hatte sich um 1850 zu einer Gewerbesiedlung entwickelt. Damals lebten hier 1148 Einwohner in 148 Häusern. Neben 16 Gutsbesitzern mit 89 Personen Gesinde und 137 landwirtschaftlichen Tagelöhnern sowie 23 Gärtner und Häusler gab es 53 Spinner, 19 Weber, 5 Fleischer, 13 Zimmerleute, 8 Schneider, 6 Wagner, 5 Steinbrecher, 7 Maurer, 11 Schuhmacher, 2 Böttger, 5-Tischler, 2 Schmiede, 4 (Holz)-Uhrenhersteller, 4 Bäcker und je ein Korbmacher, Schlosser, Sattler und Strumpfwirker. Außerdem waren viele als Hausierer sog. Landgänger unterwegs. Sie brachten die hier erzeugten Waren weit in die deutschen Lande. Es gab natürlich noch 4 Gastwirte, 3 Lebensmittel- und Weinhändler, 1 Oberförster, 3 Förster, 1 Pfarrer, 1 Lehrer und 1 Totengräber im Ort. Die Anzahl der ganzjährig beschäftigten Waldarbeiter betrug nur noch 16.

Tafel Nr. 18

Der Scheune_Beize_Hinterhermsdorf_kleinFlurname „Beize“ ist vermutlich von einem ursprünglich in Gemeinbesitz befindlichen Feldstück abgeleitet, das von einem (Wild)Zaun umschlossen war. Auf der Beize entstanden als Spätsiedlung (vielleicht erst nach 1500) rechts neben der Altflur zwei weitere Bauernstellen (Nr. 14 und 15 auf dem Flurplan). Ihre Hufen sind geländebedingt viel kürzer. Sie konnten sich nicht richtig entfalten, sind zusammen nur 16 ha groß und liegen schon auf Sandstein. Die den Sandstein überlagernde Staublehmschicht ermöglicht aber auch hier die Landwirtschaft. Doch es fehlt am Grundwasser. Die Brunnen versiegen schnell. Das Trinkwasser musste in Trockenzeiten bis zum Bau der Wasserleitung 1910 aus dem Ort heraufgetragen werden. Die Bauernstellen wurden später noch einmal geteilt.

Tafel Nr. 19

Diese Straße wird als „Behmerweg“ in der Mitte des 15. Jh. erstmals urkundlich genannt. Es gab diesen Weg vielleicht schon vor der Besiedlung. Auf der Öderkarte von 1592 ist es die Bautzener Straße. Spätestens unter der Herrschaft der reichsunmittelbaren Herren von Schönburg entwickelte sich darauf ein reger Warenverkehr zwischen Innerböhmen und der zu Böhmen gehörigen Oberlausitz. Herzog der Bärtige ließ deshalb 1525 in Hinterhermsdorf eine Zollstelle errichten, die bis 1900 bestand. Der Erbrichter war der Zoll- und Akziseeinnehmer. Auf der Straße transportierte man hauptsächlich Getreide und Eisenwaren in die Lausitz. 1740, als der Verkehr schon stark rückläufig war, passierten jährlich immer noch etwa 280 Fuhrwerke mit je 7 Scheffel = 560 kg Getreide den Ort. 1787 im bayrischen Erbfolgekrieg zog der preußische General Möllendorf mit 6000 Mann auf dieser Straße nach Böhmen. Wegen der Kanonen mussten die Felsen am Wege abgeschlagen werden.

Tafel Nr. 19a

Das Wache_Behmerweg_Hinterhermsdorf_kleinHaus Buchenstraße Nr.10, wenig unterhalb dieses Standortes links an der Straße, wird „die Wache“ genannt. Er wurde als Wachhaus errichtet. Man wollte die Einreise möglicherweise an Cholera erkrankter Personen verhindern. Es diente fortan als Armenhaus. Ein Zimmer im Erdgeschoss besaß Fenstergitter und wurde zur Verwahrung vorläufig festgenommener Personen genutzt. In diesem Haus verstarb am 9. Januar 1875 der zum Volkshelden gewordene Wildschütz Carl Gottlieb Diettrich, genannt Jahnslieb einfacher nur Jans.

Tafel Nr. 20

Dieses Biotop_Hinterhermsdorf_kleinAnwesen ist die letzte rechte äußerste Hufe der Altflur (Nr. 13 auf dem Flurplan). Die Felder dieses Anwesens beginnen an der Dorfaue. Weil dort aber kein Wasser vorhanden ist, wurde der Hof weiter landwärts errichtet. Etwa 100 m östlich von hier gibt es eine Quelle, von der man einen Laufwasserborn im Hof speisen konnte und der auch den unterhalb angelegten Teich füllt. Solche Teiche waren als Löschwasserspeicher und zur Fischhaltung nötig, die möglichst jeder Bauer betrieb. Bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhundert wurde darauf im Winter Eis für das Kühlhaus der Fleischerei Schade gewonnen. Diese Teiche würden kürzlich als Biotop rekonstruiert.

Tafel Nr. 21

Hier am Mühlweg zu den Mühlen an der Kirnitzsch, der heutigen Neudorfstraße, gab es 1900 nur ein einziges Haus. Der an dieser Stelle abzweigende Feldweg ist eine uralte Verbindung zu den Kalkbrüchen an dem Heidelbach. Durch die Lausitzer Verwerfung wurde dort ein Scholle Jurakalk an die Oberfläche gehoben und seit dem 16. Jh. abgebaut. Kalk war ein kostbarer Baustoff, auf den man sogar 1689 beim Bau der Hinterhermsdorfer Kirche weitestgehend verzichten musste. Hier beginnt das Neudorf, eine Spätsiedlung, über die Sie auf Tafel 22 mehr erfahren.

Tafel Nr. 22

1660 ließ Kurfürst Johann Georg II. nach einem gewaltigen Windbruch den Wald in diesem Tal abholzen und gab mehreren Hinterhermsdorfern die Möglichkeit sich darauf anzusiedeln. Schon 1664 standen die ersten sieben Häuser ins sog. „Neudörfel“. In der gleichen Zeit entstanden auch 15 neue Häuser in der Dorfaue, womit sich die Häuserzahl in Hinterhermsdorf auf 80 erhöhte. Bis 1840 erweiterte sich das Neudorf auf 35 und der Ort auf 148 Häuser. In diesem Ortsteil wohnten Waldarbeiter, Leineweber, Tagelöhner und Handwerker. Gemüsegärten und die Haltung von etwa Kleinvieh trugen zum Lebensunterhalt bei. Es gab auch einig, kleinbäuerliche Anwesen, die zusätzlich auch weitab im Walde und an der Kirnitzsch liegende Wiesen besaßen. Die teils noch vorhandenen Kellerbrunnen wurden bis 1913 genutzt.

Tafel Nr. 22a

Der historischer_Schoepfbrunnen_Neudorf_Hinterhermsdorf_klein2005 restaurierte historische Schöpfbrunnen ist schon bei der Gründung des Neudorfes um 1660 entstanden und diente bis zum Jahre 1913 als Trinkwasserentnahmestelle für die umliegenden Umgebindehäuser. Seine auch bei anhaltender Trockenheit nicht versiegende Quelle verdankt er einer pleistozänen Lehmschicht, die sich südwärts auf Sandstein befindet. Das in den Jahren 2005 — 2006 liebevoll restaurierte Wohnhaus, einstmals ein Häusleranwesen, jetzt Landhaus „Zum Flößer“, ist das Geburtshaus des Hinterhermsdorfer Heimatforschers Friedrich Wilhelm Peschke (1878-1959), der aus einer seit Jahrhunderten im Dorfe ansässigen Familie stammt. Sein Vater war Waldarbeiter. Mit der Namensgebung „Zum Flößer“ wird an eine traditionell von Hinterhermsdorfer Waldarbeitern ausgeübte Tätigkeit auf der Kirnitzsch erinnert. Das auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Umgebindehaus gehört zu den ersten sieben 1664 errichteten Häusern im Neudorf. Zu diesem Anwesen gehörte eine kleine Landwirtschaft. Im Jahre 2001 wurde es vor dem Abbruch gerettet. Umfangreich ausgebaut ist es heute die Pension „Zum Wildschütz“ und erinnert an den zum Volkshelden gewordenen Hinterhermsdorfer Wildschützen Karl Gottlieb Dittrich (1825 – 1875), genannt Jahnslieb.

Tafel Nr. 23

Am Alte_Schule_Neudorfstrasse_Hinterhermsdorf_kleinEnde des 19. Jh. erreichte die forstliche Nutzung der Wälder einen Höhepunkt, wobei die Jagd immer noch eine bedeutende Stellung einnahm. Von der staatlichen Forstverwaltung wurde die Bauernstelle Kotte aufgekauft, die baufälligen Gebäude abgetragen und daneben 1898 ein neues Forsthaus errichtet. Es war Verwaltungssitz der Forstbehörde für das Revier Hinterhermsdorf und Wohnung des Oberförsters bzw. Forstmeisters. 1949 wurde darin eine Dienststelle der Grenzpolizei untergebracht. Dann wurde es zur Schule umgebaut. Im Dorf war damit ab 1966 der Achtklassenunterricht möglich. Ab 1983 ist es das Haus des Kindes mit Wohnhaus.

Tafel Nr. 24

1820 historische_Steinsaeule_Neudorfstrasse_Hinterhermsdorf_kleinerließ die Landesregierung des Königreiches Sachsen eine Verordnung zur Aufstellung steinerner Ortseingangssteine und Steinsäulen an wichtigen Wegkreuzungen mit Richtungsweisern und Zeitangaben. Zwei Wegesäulen mit vier Richtungsangaben wurden vor nunmehr 180 Jahren in Hinterhermsdorf errichtet. Drei wichtige Wege gab es nach Böhmen mit Richtungsweisern nach Nixdorf, Dittersbach und Daubitz. Nur ein Weg ist nach Sachsen und zwar nach Saupsdorf angegeben.

Tafel Nr. 25

Wir laden Sie ein, auf ihrem Rundgang durchs Dorf unsere Waldarbeiterstube zu besuchen. Die Ausstellung beinhaltet insbesondere Zeitzeugnisse aus dem Leben der Waldarbeiter, die immer eine der größten Berufsgruppen im Ort bildete.

Tafel Nr. 26

Bis zur Engelskirche_mit_Geruest_Hinterhermsdorf_kleinReformation gehörte Hinterhermsdorf zu den böhmischen Kirchdörfern Zeidler bzw. Nixdorf, ab 1542 nach Sebnitz. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Amt Hohnstein und dem Sebnitzer Pfarrer durfte Hinterhermsdorf 1689 eine eigene Kirche errichten. Im Jahre 1702 bekam die Gemeinde auch einen eigenen Pfarrer, zu dessen Versorgung man ein Pfarrgut einrichtete. Der Nachbarort Saupsdorf wurde nach hier zugeordnet, bis dieser 1842 eine eigene Kirche bekam. Die Hinterhermsdorfer Kirche wird Engelskirche genannt, was auf die vielen Engelsköpfe am Altar und den an der Decke hängenden sogenannten Taufengel zurückzuführen ist. Dieser wurde früher zu Taufen herabgelassen, wozu man ihm eine Taufschale in die Arme gab. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und restauriert. Ein Anbau machte sich bei der Installation der Orgel notwendig. Bitte benutzen Sie nach der Besichtigung der Kirche und des Friedhofes mit seinen historischen Grabsteinen den nördlichen Ausgang hinab ins Oberdorf.

Tafel Nr. 27

Dieser Weg führt zum Schäferräumicht und zum Langk, einer Streusiedlung mit vereinzelten Bauernhöfen. Es ist eigentlich ein Feldweg zwischen dem Viehbigt (siehe Tafel 27) und einer geteilten Altbauernstelle (Nr. 8 auf dem Flurplan), die 25 ha also ein Waldhufe groß war. Nur 50 m von hier entfernt befinden sich die dazugehörigen noch gut erhaltenen, besichtigungswürdigen Bauernhöfe. Dieser Weg ist aber auch der schon fast vergessene Kirchweg, auf dem nach der Überlieferung vor der Reformation die Hinterhermsdorfer zu ihrer Kirche nach dem 1 ½ Stunden entfernten Zeidler gingen. Der Weg wurde einstmals als gesondertes Flurstück bis zur Landegrenze ausgemessen und in Gemeindeeigentum übernommen.

Tafel Nr. 28

Bei der Dorfgründung wurde zwischen zwei Altbauemstellen (Nr. 7 und 8 auf dem Flurplan) entlang des Dorfbaches ein schmaler Flurstreifen, das sogenannte Viehbigt. freigelassen. Es war eine Allmende, dh. Gemeindeeigentum. Auf diesem Land wurde der ursprünglich genossenschaftlich gehaltene Viehbestand zum Grasen in den nahen Wald getrieben. Das Viehbigt beginnt rechts von diesem Weg und reicht bis an die Dorfgrenze. Im Viehbigt gab es vormals mehrere Teiche, an welchen angeblich die aus Leinfasern (Flachs) gesponnenen Garne gebleicht wurden. In dieser Quellmulde wurde 1910 auch die erste Gemeindewasserleitung gefasst. Die Althufe (Nr. 7 auf dem Dorfplan) ist in zwei Bauernstellen geteilt. Die Felder sind wechselweise aufgeteilt. Das Pfarrhaus war eine kleine Bauernwirtschaft mit 7,7 ha Land und besaß ein eigenes Röhrwasser, dessen Quelle im Viehbigt gefasst wurde. 1861 ging vom Pfarrhaus ein Brand aus, dem mehrere Häuser im Oberdorf zum Opfer fielen. Der Wiederaufbau des Pfarrhauses erfolgte danach in massiver Bauweise. Im Rahmen des Dorfentwicklungsprogrammes wurde dieser Platz mit der Einfügung des alten Brunnenwassers zu einer Begegnungsstätte für Wanderer, Urlauber und Einwohner gestaltet.

Tafel Nr. 29

Die ehemalige Milchviehanlage der LPG, in der zu DDR-Zeiten 90 Rinder standen, wird heute als Pferdestall genutzt. Der jetzige Besitzer betreibt neben der Pferdezucht einen Kutschbetrieb, einen Forstwirtschaftsbetrieb und eine naturnahe Rinderzucht für die Fleischproduktion. Dabei bleiben die Rinder mit ihren Kälber weitestgehend auf der Weide. Die Kühe werden nicht gemolken. Die Kälber trinken ausschließlich am Euter des Muttertieres. Dieser landwirtschaftliche Betrieb leistet durch die Nutzung von Restflächen auf dem Langk und auf dem Schäferräumicht einen wertvollen Beitrag zu Erhaltung der Kulturlandschaft. Auch im Dorf erhält sich damit noch etwas bäuerliches Leben.

Tafel Nr. 30

Die Kirnitzsch war ein bedeutender Floßbach. Auf ihr wurde das Holz bis nach Schandau getriftet, dort zu Flößen gebunden und dann auf der Elbe bis nach Dresden und Meißen gebracht. Die Flößerei war ein kurfürstliches Unternehmen. Dazu wurden Beamte sog. Floßmeister eingesetzt. Um die Mitte des 16. Jh. kaufte der Kurfürst sogar die böhmischen Wälder im Oberlauf der Kirnitzschtales auf. An den Nebenbächen errichtet man Teiche und an der Kirnitzsch zwei Schleusen. Auf Holzrutschen brachte man das Holz zu Tal. All diese Aufgaben oblagen dem Floßmeister, wozu ein Bauer namens Häntzschel aus Hinterhermsdorf eingesetzt wurde. Er wohnte in diesem Bauernhof und konnte sich diesen stattlichen Dreiseithof bauen, in dem sich der Stall nicht mehr im Wohnhaus, sondern in einem Nebengebäude befindet. Das Amt blieb Jahrhunderte in der Familie. Erst in der Mitte des 18. Jh. wurde der Sitz der Floßmeisterei nach Schandau verlegt. Die Tätigkeit der Flößer erforderte viel Geschick und Erfahrung, sie war schwer und gefahrvoll. Sie wurde überwiegend von Hinterhermsdorfer Waldarbeitern ausgeübt. Der Heimatverein Hinterhermsdorf e.V. bedankt sich für Ihr Interesse und wünscht Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in unserem Dorf und seiner Umgebung.

Wanderungen im Elbsandstein