Erfahrungen mit den Boofen

Dies ist nur eine lose Sammlung von Erfahrungen, die wir mit Boofen in der Sächsischen Schweiz gemacht haben:

Juli 2015 Kansteinboofe

Die Übernachtung in der Kansteinboofe war unsere erste Freiübernachtung (Tochter und Vater). Da wir schon wirklich häufig davon gelesen hatten, musste dieses Abenteuer in der Sächsischen Schweiz auch mal persönlich unternommen werden. Uns ging es nur um die Übernachtung und so haben wir noch nett zu Hause Abendbrot gegessen und sind dann mit einer sehr kleinen Ausrüstung (Isomatte, Schlafsack, Knabbersachen und einer Kleinigkeit zu Trinken) bis zum kleinen Parkplatz oberhalb der Buschmühle gefahren. Der Hinweg erfolgte über den E-Flügel und irgendwie haben wir dann auch gleich mal den falschen Aufstieg (zwischen Kanstein und Neunstelligem Hübel) gewählt. Schlafplatz_Kansteinboofe_kleinSo etwas passiert auch jemandem, der ein paar hundert Wanderungen in der Sächsischen Schweiz beschrieben hat. So sind wir erstmal auf der Vorderseite um den Kanstein herumgewandert und dann am hinteren Ende des südlichen Kansteins auf das Felsband der Boofe gestiegen. Wir waren vollkommen verblüfft, als kein einziger anderer Mensch hier oben war. Das konnten wir uns bei dieser tollen Boofe bzw. Aussicht und dem traumhaften Wetter überhaupt nicht erklären. Also haben wir uns zuerst ein kuscheliges Nachtlager zwischen zwei Felsmurmeln eingerichtet.
Nach einer ganzen Weile konnten wir dann doch Stimmen aus dem Tal hören. Zu allererst tauchte ein größerer Junge auf. Damit war für uns klar, dass es sich um eine Familie handeln müsste. Praktisch waren es aber ein paar Schüler morgendlicher_Grosser_Teichstein_kleinzwischen der 5. und 9. Klasse mit zwei Lehrerinnen. Die gesamte Gruppe war super angenehm und benahm sich vorbildlich. Am meisten haben wir gelacht über einen Jungen, der mit Badeschlappen und einem Kulturbeutel im Gebüsch verschwand. Das nennt man: Mit Stil boofen gehen. Die Gruppe musste aus organisatorischen Gründen um 6:00 morgens wieder aufbrechen und das geschah so leise, dass wir kaum in unserem Schlaf gestört wurden. Respekt.
Der Blick auf die Felsen des leere_Kansteinboofe_kleinGroßen Teichsteins und das Tal der Hinteren Sächsischen Schweiz ist im Licht des Sonnenaufgangs atemberaubend. Selbst eine sonst immer schnatternde Tochter kann dann man den Schnabel halten.
Was wir auf jeden Fall bei dieser ersten Übernachtung gelernt haben: Man sollte unbedingt mit dem Kopf Richtung Felsen schlafen, da einem sonst die von oben herunterfallende, kalte Luft den Kopf auskühlt. Als Abendbeleuchtung sind, selbst im Hochsommer, ein paar Teelichter oder Friedhofskerzen empfehlenswert.
Den Rückweg haben wir dann morgens durch den Großen Zschand genommen und uns darüber gewundert, wie kalt der vordere Große Zschand war.

Juli 2015 Bussardboofe

Nachdem uns die erste Übernachtung in der Kansteinboofe so viel Spaß gemacht hat, musste das Experiment gleich noch mal wiederholt werden. Diesmal hatte ich die vielgenannte Bussardboofe ausgesucht.
Das Prinzip war ganz ähnlich wie schon bei der ersten Übernachtung. Zuerst noch zu Hause ordentlich essen und dann von Schmilka hoch durch den Heringsgrund und die Schlafplatz_Bussardboofe_kleinHeilige Stiege bis zur Boofe. Auch diese Boofe war bei unserer Ankunft leer. Im Gegensatz zur Kansteinboofe ist die Bussardboofe ein ganzes Stück kleiner, aber dafür liegt man hier schon eher in einer gut schützenden Höhle. In der hinteren, rechten Ecke ist ein größerer Bereich mit ein paar Baumstämmen umrandet und mit riesigen Mengen Buchenblättern gefüllt. Hier kann man wunderbar schlafen.
Wir hatten uns zum Sonnenuntergang auf die Terrasse vor der Eidechse_Bussardboofe_kleinBoofe niedergelassen und noch ein paar Knabbereien vernichtet. Nach ein paar WhatsApps mit den zu Hause gelassenen Familienmitgliedern kam aus Altendorf die Frage, ob es bei uns auch schon regnen würde. Regen? Bei uns war noch blauer Himmel und die Sonne beleuchtete den Schmilkaer Kessel leuchtend rot. Wenige Minuten später tobte über uns ein Gewitter mit einem ordentlichen Sturm. Das störte uns überhaupt nicht, da wir uns in den hinteren Teil der Höhle zurückgezogen hatten. Nach dem Regen war es dann doch noch mal sehr interessant, da bei ziemlicher Dunkelheit auf einmal Stimmen unter der Boofe auf dem Wanderweg zu hören waren. Dort verabschiedeten sich drei Leute auf Englisch, wobei zwei die Heilige Stiege hinunter gingen. Wir waren uns sicher, dass wir dann doch noch Besuch bekommen würden, aber es zeigte sich niemand. So eine Begebenheit fordert so richtig schön zum Spinnen und gemeinschaftlichen Grübeln heraus. Man kann sich dabei denken, was man will…
Nachdem es richtig dunkel geworden war, kam uns ein Bilch besuchen, der anscheinend überhaupt keine Angst vor Menschen hatte. Wir hätten ja wirklich gerne ein Foto von ihm geschossen, aber so eine Handykamera ist bei mangelhafter Beleuchtung einfach nicht zu gebrauchen.
Die Nacht haben wir ganz hervorragend geschlummert, bis auf eine Ausnahme, morgendlicher_Blick_ueber_Heilige_Stiege_kleinbei der irgendwo im Talkessel ein Baum umgefallen ist. Da es vollkommen windstill und ruhig war, hat der fallende Baum ordentlich gerumst und ich stand senkrecht im Schlafsack.
Der Morgen war dann wieder gigantisch und morgendlicher_Schmilkaer_Kessel_kleinder Blick in den Schmilkaer Kessel ist wirklich im Morgenlicht ein Genuss. Damit wir nicht wieder den gleichen Weg zurückgehen, sind wir über den Reitsteig und den Lehnsteig nach Schmilka abgestiegen. Das hatte den Vorteil, dass wir ein bisschen mehr Zeit verbrauchten und nach 8:00 an der Schmilkaer Mühle vorbeikamen. Ab dann kann man in der Backstube die wirklich leckersten Brötchen der gesamten Sächsischen Schweiz kaufen und damit ging es dann zur Restfamilie und einem super leckeren Frühstück.

Juli 2016 Kleiner Lorenzstein

Überraschenderweise wollte meine Tochter auch dieses Jahr mal wieder das bequeme Bett gegen mindestens eine Übernachtung unter den Felsen tauschen. Irgendwie fand ich das schon ziemlich überraschend, wenn man sonst eher lange im Bett liegen bleibt, aber ich hatte nichts dagegen.
Diesmal hatten wir uns als Übernachtungsplatz die obere Boofe am Kleinen Lorenzstein ausgesucht. Die Anreise ist super einfach, wenn man mit unserem Prinzip des Boofens unterwegs ist. Dabei wird noch gesittet mit der Familie zu Hause Abendbrot gegessen und sich dann auf den Weg zur Freiübernachtung gemacht. Das ist zwar nicht der ursprüngliche Gedanke des Boofens, aber er bringt der Tochter (und auch dem Vater) das Naturerlebnis trotzdem viel besser rüber als am Handy auf dem Bett zu sitzen. Deshalb sind wir bis zum Parkplatz Neumannmühle gefahren, haben gerätselt, warum man nicht über Nacht dort parken bzw. bezahlen darf und sind von dort das keine Stück in den Großen Zschand hinein und dann die Spitzsteinschlüchte hoch. Die Boofe liegt auf der rechten Seite, nachdem man die Treppe zwischen den beiden Lorenzsteinen hochgestiegen ist. morgendliche_Boofe_Kleiner_Lorenzstein_kleinDiese Boofe sieht sehr ähnlich aus wie die Kansteinboofe, nur dass sie nach Osten blickt. Von der Boofe hat man einen fantastischen Blick über den Großen Zschand und es können so einige Mitmenschen hier oben übernachten.
Nachdem wir unser Abendlager eingerichtet hatten, sind wir zwischen den beiden Lorenzsteinen hindurchgegangen und haben den Sonnenuntergang auf der westlichen Seite beobachtet. Bilch_Siebenschlaefer_als_Gast_kleinWelch wunderbarer Platz. Kurz bevor wir uns dann hingelegt haben, kam der obligatorische Besuch in Form eines Bilches. Der kleine Kumpel schaute erst über die Kante und verschwand wieder. Kurz darauf tauchte er etwas weiter hinten wieder auf und flitzte quer über das Felsband an eine für uns nicht einsehbare Stelle. Überraschenderweise saß er nach ein paar Minuten knapp neben uns, ohne dass wir seine Anwesenheit mitbekommen haben. Die kleinen Kerle sind wirklich zu neugierig und überhaupt nicht scheu. Unseren Rucksack hatten wir, wie es zum Boofen gehört, an einem Stöckchen an der Felswand befestigt. Obwohl das Wetter wunderbar zum draußen Schlafen war, hat ganz ordentlich der Wind gepfiffen und irgendwann in der Nacht fiel der Rucksack rumpelnd herunter.
Immer wieder toll ist es, den Sonnenaufgang zu beobachten. Da wir im Juli Sonnenaufgang_Boofe_Lorenzstein_kleingebooft haben, war das natürlich etwas sehr früh, aber komischerweise waren wir beide wach und haben das Naturschauspiel morgens um 5 Uhr angesehen.
Auch bei diesem Boofen haben wir mal wieder etwas gelernt. Es ist schön, wenn man ein paar Kerzen mit in die Boofe nimmt, aber Teelichter sind bei leichtem Wind viel zu schnell ausgepustet. Die Frage ist natürlich, ob man nachts unbedingt eine Beleuchtung braucht, aber wir fanden ein bisschen Licht in der Dunkelheit ganz angenehm.

Juli 2016 Hinteres Raubschloss

Ein zweites Boofen sollte auch dieses Jahr sein und so haben wir uns in Richtung des Hinteren Raubschlosses aufgemacht. Der Ausgangspunkt war wieder mal der Parkplatz an der Neumannmühle. Obwohl wir ziemlich spät dort waren, standen doch immer noch so einige Autos auf dem Parkplatz. Gleich auf den ersten Metern im Großen Zschand sahen wir noch eine größere Gruppe mit Schlafsäcken hoch zu den Lorenzsteinen aufsteigen. Wir sind weiter durch den Großen Zschand bis zur Zeughausstraße gewandert und dort zum Hinteren Raubschloss abgebogen. Auf der weiteren Strecke haben morgendlicher_Blick_vom_Raubschloss_kleinwir keine Mitmenschen angetroffen, nur am Felsfuß des Hinteren Raubschlosses standen noch ein Rucksack und ein Paar Wanderstöcke. Als Boofe haben wir uns die östliche Boofe ausgesucht. Die untere von den beiden Boofen hat überhaupt keine Aussicht, aber die obere war uns zu schwierig zu erreichen. Also blieb nur die untere als Lösung übrig. Da wir aber trotzdem den Abend mit einem schönen Sonnenuntergang genießen wollten, sind wir den Aufstieg nach oben gekrabbelt und haben auf der Plattform des Wintersteins den Abend genossen. Ganz schön lustig war bei dem Aufstieg, dass die Besitzer des Rucksacks davon ausgegangen waren, dass sie die einzigen Besucher in dem Bereich seien und das Echo der Bärenfangwände testeten. Als wir als Echoersatz geantwortet hatten, war von allen das Gelächter groß.
Bei dieser Übernachtung hatten wir nicht nur einen einzelnen Bilch als Besucher, sondern hier turnte gleich eine ganze Familie durch die Landschaft. morgendlicher_Blick_in_die_Richtung_Teichstein_kleinDiesmal waren wir mit Kerzen etwas besser als bei dem Kleinen Lorenzstein ausgestattet. Die Bilchfamilie fand aber, dass die Friedhofskerzen nicht auf das Felsband gehörten und mitten in der Nacht wurde eine davon einfach mal heruntergeworfen. Zum Glück ist sie nur bis zu unserem Schlafplatz gekullert und nicht auch noch den Felsen hinunter.
Tja auch bei dieser Boofe haben wir wieder was gelernt bzw. festgestellt: Uns gefallen Boofen ohne Aussicht überhaupt nicht. Morgens früh haben wir uns auch noch die Boofe auf der westlichen Seite des Hinteren Raubschlosses angesehen und auch diese Boofe hat keine brauchbare Aussicht.

August 2017 Bussardboofe

Bisher war ich immer nur mit meiner großen Tochter Boofen gewesen. Nachdem wir der 2 Jahre jüngeren Tochter, die überhaupt nichts vom Wandern hält, immer wieder von unseren Übernachtungen unter den Felsen erzählt hatten und sie reichlich Spaß beim Schlafen in den Trekkinghütten hatte, sollte das Experiment doch mal gestartet werden.  Eigentlich hatten wir uns die Kansteinboofe ausgesucht, aber der Wetterbericht erzählte was von Regen ab der zweiten Hälfte der Nacht. Also wurde der Plan ganz schnell auf die Bussardboofe geändert. Gestartet sind wir in Schmilka und von dort auf dem kürzesten Weg über die Heilige Stiege aufwärts gewandert. Es war schon ganz schön anstrengend, das ganze Gepäck die 250 Höhenmeter hoch zu schleppen und dann auch noch die kleine Klettereinlage zum Zugang der Boofe zu überwinden. Zur großen Gesamtbild_Bussardboofe_kleinÜberraschung war die Boofe auch diesmal wieder leer und wir haben uns ein schönes Nachtlager eingerichtet. Leider war diesmal kein so tolles Blätterbett, wie bei unserem Besuch im Juli 2015, vorhanden. Da wir mit ausreichend Regen rechneten, sind wir in die hinterste Ecke der Boofe gezogen. Das ist ein nicht ganz so bequemer Platz, da man durch ein leichtes Gefälle schnell von seiner Isomatte herunterrutscht, aber für einen trockenen Schlafplatz muss man so etwas auch schon mal in Kauf nehmen. Astrid_Anke_kleinDer Abend war wunderbar, da die ganze Zeit noch blauer Himmel war und dann der Vollmond in die Boofe schien. Die kleine Tochter hat sich einen Ast ab gefreut, als sie den ersten Bilch entdeckt hatte, der dann auch immer wieder mal bei uns vorbeischaute. Er ging sogar so weit, dass er nachts an unseren Haaren geschnuppert hat. Lustiger kleiner Geselle. Wie viele Tiere es denn wirklich gewesen sind, konnten wir leider nicht herausfinden. Kurz nach Mitternacht hat der vorherige Sturm aufgehört und der Regen begann.
Am nächsten Morgen hatte der Regen tatsächlich aufgehört und nur noch dicke Morgennebel_kleinNebelschwaden stiegen aus dem Elbetal heraus. Damit haben wir unser gesamtes Gepäck zusammengesucht und uns wieder auf den Heimweg gemacht. Natürlich haben wir bei einem Zwischenstopp in der Schmilkaer Mühle eine Tüte der leckersten Brötchen der gesamten Sächsischen Schweiz mitgenommen. Bei den Brötchen merkt man wirklich, dass hier noch richtige Handarbeit passiert und es keine Fabrikbrötchen sind. Leider ist der Preis dann aber auch herausragend.
Sehr schön war, dass die beiden Töchter vollkommen begeistert waren und wieder mal ein kleines Stückchen aus ihrer digitalen Welt herauskamen. Mir selber fiel ein Stein vom Herzen, als sich das Wetter dann doch viel besser benommen hat als der Wetterbericht ankündigte. Sehr wahrscheinlich sollte man doch einfach viel mehr Sachen unternehmen ohne drüber nachzudenken, was denn noch alles schiefgehen könnte. Aber vermutlich ist dieses Privileg der Jugend vorbehalten und die Alten werden dadurch immer träger.

So kann eine Nacht in einer Boofe die Gemütslage ändern:

Gemütslage am Abend   Gemütslage am Morgen danach
Blick_am_Abend_klein Blick_am_Morgen_klein

Wanderungen im Elbsandstein