Siebenschläferboofe
Abstimmung:
Ø 3,7 (3 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 5,00 h |
Entfernung: ca. 13,00 km |
Höhenunterschied: ca. 514 Meter |
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beste Reisezeit: nicht an langen Wochenenden nicht im Winter |
Schwierigkeitsgrad: Kletterabschnitte festes Schuhwerk |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen Leiter Klettern mit Klammern |
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empfohlene Karten: Schrammsteine; Landesvermessungsamt Sachsen |
Region: Zschand |
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Kurzbeschreibung:
Beuthenfall - grüner Punkt - Dietrichsgrund - Kroatenhau - Kinderklettergipfel - roter Strich - Bloßstock - Häntzschelstiege - Obere Affensteinpromenade - Obere Häntzschelstiege - Langes Horn - Reitsteig - blauer Strich - Informationsbereich Nationalpark - Reitsteig - blauer Strich - Roßsteig - grüner Strich - Heringsloch - roter Strich - Bärenhorn - Siebenschläferboofe - Der gehackte Weg - Kleiner Kuhstall - Marienhöhle - Hintergründel - roter Strich - Zeughausstraße - Kleiner Zschand - grüner Strich - Quenenwiese - Wettinplatz - roter Punkt - Fremdenweg - Neuer Wilenstein - Kuhstall - Kuhstallstraße - Kirnitzschtal - Lichtenhainer Wasserfall - Beuthenfall
Beschreibung:
Diese Runde hatte ich mir schon eine ganze Weile vorgenommen, aber irgendwie sind gleich mehrere Sachen dazwischen gekommen und außerdem wollte ich die Strecke nicht bei hervorragendem Wanderwetter unternehmen, weil man sonst im Stau an der Häntzschelstiege steht. Vielleicht noch vorweg ein Hinweis zu der Passage Häntzschelstiege. Die Häntzschelstiege ist ein Klettersteig, an dem man tief runterfallen kann. Das bedeutet, man sollte so einigermaßen schwindelfrei sein und über seine Selbstsicherung nachdenken.
Der Startpunkt ist im Kirnitzschtal am Beuthenfall. Von hier geht es über die Kirnitzschbrücke und dann maximal 80 Meter den Hang hinauf. Dieses kurze Stück ist mit dem grünen Strich markiert, wird aber dann sofort nach rechts auf einem Pfad in Richtung Bloßstock verlassen. Nach den ersten 150 hubbeligen Metern auf dem Pfad gabelt sich der Weg und man hält sich links. Ab hier nimmt die Steigung ab und normalerweise kann man hier gemütlich durch den Wald wandern. Leider lagen im Frühjahr 2023 ein paar Fichten kreuz und quer über den Weg, sodass ich sie übersteigen oder umgehen musste. Das sollte aber kein Problem sein, da man ja auch auf dem Weg zu einem Klettersteig ist und außerdem könnten die Fichten innerhalb von ein paar Wochen auch schon weggeräumt sein. Nach ziemlich genau 500 Metern erreicht man die Untere Affensteinpromenade. Auf der rechten Seite liegt eine Felsmurmel, die von mehreren tausend Kindern schon als erster Klettergipfel probiert wurde.
Die Wanderung führt geradeaus mit der Wanderwegmarkierung roter Strich auf den Bloßstock zu. An dem großen Sandkasten angekommen, geht es nach rechts weiter. Der Aufstieg erfolgt über ein paar Stufen und einen gut sichtbaren Pfad. Zwischendurch weist ein Schild darauf hin, dass die Häntzschelstiege „Nur für Geübte“ ist, dass man an seine Selbstsicherung denken soll und die Stiege nur aufwärts begangen werden darf. Es geht links an dem Schild weiter aufwärts und man folgt der Treppe bzw. der Leiter. Damit erreicht man dann den unteren Teil der Häntzschelstiege und sieht das dicke Stahlseil zur Sicherung und die ersten Metallklammern. Der Einstieg ist von der technischen Seite auch schon das Schwierigste an dem gesamten Aufstieg. Ich finde, das ist hervorragend gemacht, denn damit werden ein paar übermütige, sich selbst überschätzende Wanderer von vornherein ausgeschlossen und müssen nicht erst im Klettersteig von der Bergrettung geborgen werden. Schon nach wenigen Metern kommt die mental schwierigste Stelle in diesem Klettersteig. Man muss auf ein paar Klammern um eine Felsmurmel klettern.
Damit hat man aber auch schon alles Komplizierte der unteren Passage gemeistert und es geht hoch bis auf die Obere Affensteinpromenade. Wenn man diese erreicht hat, dann muss man für den weiteren Weg gleich die Felswand gegenüber genauer ansehen. In der rechten Ecke befindet sich eine Felsspalte, vor der auch noch eine Felsmurmel liegt. Die Murmel ist sehr leicht umgangen und wenn man dann in die Felsspalte schaut, dann sieht man, dass es darin weiter geht. Zuerst geht es ein kleines Stück horizontal hinein, hier kann man schon mal feststellen, ob man selber zu kräftig ist oder zu viel in den Rucksack gepackt hat. Also den Rucksack nur über eine Schulter und dann mit Hilfe der Klammern und Leitern am Felsen nach oben. Ich persönlich empfinde das obere Teilstück der Häntzschelstiege viel leichter als den unteren Teil. Vielleicht ist der Ausstieg aus dem Kamin etwas herausfordernd, weil man von einer Felswand zur gegenüberliegenden Seite treten muss, aber der Abstand ist weniger als ½ Meter und das ist körperlich kein Problem, sondern nur der Kopf spielt manchmal verrückt. Es gibt auch keinen Rückweg mehr, denn meistens ist schon irgendjemand anderes hinter einem im Kamin. Oben geht es dann über das Lange Horn weiter. Nach etwas weniger als einem Kilometer erreicht man einen Besucherlenkungszaun, der legal überschritten werden darf und dahinter befindet sich der Wanderweg Reitsteig, der mit dem blauen Strich markiert ist. Die Wanderung folgt der Wanderwegmarkierung nach links. Nach sehr genau einem Kilometer erreicht man auf der rechten Wegseite einen Informationsbereich des Nationalparks. Diesem neu angelegten (Eröffnung September 2022) Pfad durch den Wald stand ich erst kritisch gegenüber, aber nachdem ich ihn mir jetzt das erste Mal ausgiebig angeschaut habe, bin ich begeistert. Es sind einige Stationen vorhanden, die anhand von Beispielen im Wald die Veränderungen erklären. Sehr schön gemacht.
Der Pfad endet wieder auf dem Reitsteig und damit der blauen Wanderwegmarkierung . Dieser folgt man nach rechts für etwas weniger als einen Kilometer, bis man die Markierung grüner Strich erreicht. Hier wird die blaue Markierung verlassen und es geht nach links das Heringsloch herunter. Nach 700 Metern durch die Schlucht erreicht man die Wanderwegmarkierung roter Strich , der man nach rechts weiter folgt. Der Wanderweg führt angenehm für ¼ Kilometer auf gleichbleibender Höhe, bis man rechts einen deutlichen Weg aufwärts sieht. Dabei handelt es sich um das Försters Loch, das eigentlich gesperrt ist. Praktisch waren die beiden Sperrkreuze irgendwie im Frühjahr 2023 abgekratzt, aber das wird bestimmt bald wieder aktualisiert.
Man geht also an dem Weg Försters Loch vorbei, weiter geradeaus, auf den Felsen Bärenhorn drauf zu. Nach 100 Metern erreicht man die vordere Kante des Bärenhorns. Hier wird der rote Strich verlassen und es geht am Felsfuß auf einem gut sichtbaren Pfad aufwärts. Die Markierungen schwarzer Pfeil sind hier reichlich vorhanden, sie bedeuten, dass es sich um einen Kletterzugang handelt und sollen verhindern, dass man kreuz und quer den Hang hinauf kriecht. Im oberen Teil ist auch eine Miniklettereinlage, die aber vollkommen ungefährlich ist, enthalten. Das Ziel dieses Aufstiegs ist die Siebenschläferboofe, die sich auf der anderen Seite des Bärenhorns befindet. Ich habe mindestens zwei Stellen gefunden, an denen man den Felsen nicht bis ganz oben klettern muss, um auf die andere Seite zu gelangen. Auf der nördlichen Seite befindet sich der Pfad bis zur Boofe. Aber schonmal das Wichtigste vorneweg: das Boofen (Freiübernachten) ist heutzutage hier verboten und da die Siebenschläferboofe eine der berühmtesten Boofen der Sächsischen Schweiz ist, sollte man es auch nicht wagen, dort zu nächtigen. Die Siebenschläferboofe besteht eigentlich aus gleich mehreren Bereichen und einer Höhle, die überraschend weit in den Felsen hinein geht. Das Besondere an dieser Boofe ist die Geschichte zum Kriegsende. Hier versteckte sich Mitte April 1945 ein 15-jähriger Junge (Günther Keil) mit seinem Onkel, seiner Tante und einem Cousin vor der Einberufung. Zu der Zeit war die Boofe mit einer Vorderwand und Verkleidungen aus Moos ausgestattet. Woher der Name Siebenschläferboofe kommt, kann sich jeder vorstellen, der schon einmal in einer Boofe übernachtet hat. Die kleinen Viecher tauchen in fast jeder Boofe nachts auf und sehen wirklich süß aus. Das war bestimmt eine nette Abwechslung in diesen schweren Kriegstagen. Am 9. Mai 1945 bestiegen die beiden Jungen den Felsen gleich neben der Boofe und haben ihn für sich als Friedensturm getauft. Heutzutage wird der Felsen Pilzturm genannt. Diese Informationen sind entnommen aus dem Pirnaer Museumsheft, 1945 Kriegsende in der Sächsischen Schweiz.
Die weitere Wanderung geht jetzt relativ bequem auf dem Pfad in südöstliche Richtung (der einzige gut sichtbare Weg). Nach höchstens 100 Metern führt der Pfad über eine schmale Spalte, die mit einem kleinen Schritt überquert wird. Interessanter ist die Kiefer auf der rechten Seite. Das Loch in 40 cm Höhe ist mir zuerst nicht aufgefallen, aber das versteckte schwarze Kabel auf der Rückseite hat mein Interesse geweckt. Was ist das denn? Hier hat irgendjemand eine Kamera versteckt und so wie sie ausgerichtet ist, werden damit mindestens mal die Beine gezählt, die den Pfad passieren. Auch wenn ich es nur spekulieren kann, so würde ich mal tippen, dass so der Nationalpark die Besucher in den illegalen Boofen zählt. Es würde mich ja sehr interessieren, wie viele von solchen Kameras noch im Nationalpark versteckt sind. Kennt womöglich einer meiner Leser noch weitere Stellen mit Kameras?
Die Wanderung führt weiter auf dem Pfad und nach etwas mehr als 100 Metern erreicht man eine Stelle mit ziemlich vielen umgefallenen Fichten. Diese Hindernisse kann man leicht mit einem Bogen nach links umgehen, man sollte aber die Richtung des Pfades beibehalten. Schon bald erreicht man einen gut sichtbaren Waldweg, der immer breiter wird. Dabei handelt es sich um den Gehackten Weg, der mit dem grünen Pfeil (Bergpfad) gekennzeichnet ist. Es geht an dem Kleinen Kuhstall vorbei und dann nochmal ungefähr 300 Meter, bis nach links ein deutlich sichtbarer Pfad in das Hintergründel bzw. zur Marienhöhle abbiegt. Die Marienhöhle ist keine tiefe, aber eine sehr breite Höhle und ich vermute mal, dass sie früher als Boofe genutzt wurde. Heute ist die Höhle keine legale Boofe mehr, aber mit ein paar kleinen Marienstatuen verziert. Am Ende des Abstiegs erreicht man wieder die rote Wanderwegmarkierung , auf der es nach rechts weiter geht. Nach ungefähr 600 Metern biegt der rot markierte Wanderweg im spitzen Winkel ab, aber die Wanderung geht weiter geradeaus. Obwohl ich schon sehr viele Wege in der Sächsischen Schweiz ausprobiert habe, ist dieser Waldweg an mir vorbeigegangen und ich war verwundert, wie gut ausgebaut und sehr angenehm zu wandern er ist. Der Weg endet auf der Zeughausstraße, die nach links weiter gewandert wird. Im Kleinen Zschand stößt die Wanderwegmarkierung grüner Strich noch auf die Zeughausstraße dazu und es geht weiter der gut ausgebauten Forststraße hinterher. Das nächste Ziel ist der Kuhstall bzw. der Neue Wildenstein. Deshalb geht es am Wettinplatz auf der roten Wanderwegmarkierung nach rechts weiter. Schon bald ist der Felsen erreicht und es geht durch eine Schlucht und ein paar Treppen hoch bis zu dem Felsentor. Das ziemlich große Felsentor ist aber nicht die einzige Attraktion hier oben, sondern auch der weitere Aufstieg über die Himmelsleiter, das Schneiderloch und die Möglichkeit, in der Gaststätte/Biergarten etwas gegen die Unterhopfung zu unternehmen.
Das letzte Teilstück führt auf der nördlichen Seite, weiterhin auf dem roten Punkt , bis hinunter zum Lichtenhainer Wasserfall und dann noch das kleine Stück auf der Straße bis zum Beuthenfall. Damit ist eine sehr nette, aber auch herausfordernde Runde zu Ende gegangen. Der Aufstieg über die Häntzschelstiege ist immer wieder etwas Besonderes, die Geschichte der Siebenschläferboofe ist sehr interessant und regt zum Nachdenken an und die vielen Blicke in die Landschaft der Hinteren Sächsischen Schweiz sind immer wieder fantastisch. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch, weil man nie so genau weiß, ob man z.B. auf der südlichen Seite des Bärenhorns aufsteigen darf, aber ich bin die Strecke schon einmal mit zwei Nationalparkrangern gewandert und sie haben den Weg als legal bezeichnet.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Straßenbahn bis zur Haltestelle Beuthenfall mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Beuthenfall
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 7,00 €