Böhms Nikolsdorfer Wände

Abstimmung:
unsere Bewertung::
positivpositivpositivnegativnegativ
Karte:
PDF:

Dauer:
ca. 2,50 h
Entfernung:
ca. 9,00 km
Höhenunterschied:
ca. 250 Meter
beste Reisezeit:
eigentlich immer
immer, auch an Wochenenden empfehlenswert.
Schwierigkeitsgrad:
leicht
Untergrund:
Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen
Leiter
empfohlene Karten:
Nikolsdorfer Wände;
Rolf Böhm Kartographischer Verlag
Region:
Mehr Details
hier

Kurzbeschreibung:

Leupoldishain - gelber Strich - Breite Heide - Schillersteig - Schneise 39 - Bernhardstein - Taufstein - blauer Strich - Labyrinth - grüner Punkt - Nikolsdorfer Wände - Wolfsgrundwächter - Panoramablick - blauer Punkt - Stelzchen - Promenade - Leupoldishain

Beschreibung:

Auf diese Wanderung bin ich durch die Fernsehsendung Biwak (www.mdr.de/biwak) aufmerksam geworden. Die März-2007-Sendung hat mir von allen, die ich bis jetzt gesehen habe, am besten gefallen, was aber vermutlich daran lag, dass es in dieser Folge fast nur um die Sächsische Schweiz ging. In der Sendung wurden zwei ganz besondere Persönlichkeiten beachtet. Einerseits wurde über den bekanntesten Kletterer Bernd Arnold gesprochen und dann die neue Wanderkarte „Nikolsdorfer Wände“ von Rolf Böhm vorgestellt. Herr Böhm ist mit dem Moderator der Sendung durch das Gebiet der Nikolsdorfer Wände gewandert. Netterweise befindet sich auf der Internetpräsenz des MDR eine vollständige Wegbeschreibung, so dass ich den Weg gleich mal nachgegangen bin. Hier ist meine eigene Wegbeschreibung dazu:
Der Start der Wanderung ist der kleinere Parkplatz mitten in der Ortschaft Leupoldishain. Von dem Parkplatz geht es ein paar Meter die gerade Dorfstraße hoch. Das erste Teilstück der Wanderung ist mit dem gelben Punkt gelber Punkt und dem „B“ des Breiten Heide Wanderweges gekennzeichnet. Am neu angelegten Spielplatz dürfen die Kinder an der schönen Kletterwand ein bisschen herumkraxeln. Danach verlässt man die Ortschaft und wandert durch einen wunderbar ruhigen Wald. Der markierte Wanderweg schlägt einige Haken, aber trotzdem ist er ganz gut zu finden. Die gelbe Wanderwegmarkierung wird an dem Weg mit der Bezeichnung Schneise 39 verlassen. Falls man nicht die tolle neue Karte von Hr. Böhm besitzt, dann ist es genau 300 Meter, bevor der markierte Wanderweg auf die Straße zwischen Forsthaus und Labyrinth trifft. Ich weiß, das ist eine gemeine Beschreibung, da man schnell ein paar hundert Meter zu weit gewandert ist, aber irgendwie ist mir keine bessere Beschreibung eingefallen. Der Weg führt auf jeden Fall parallel zur Straße nach links, natürlich aus der original Wanderrichtung gesehen. Nach ungefähr  ½ Kilometer erreicht man mitten im Wald auf einmal ein Überbleibsel des Uranbergbaus. Hier steht ganz unauffällig der Schacht 398. Er ist einer der fünf Schächte des ehemaligen Bergwerks der Firma Wismut. Ich finde das faszinierend, dass man auf einmal irgendwelche Spuren von einem Bergwerk findet, weil eigentlich denke ich immer, dass unter mir nur Waldboden ist. Aber im Bereich der Nikolsdorfer Wände befinden sich auch noch riesige Mengen Stollen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, hier ein paar Eckdaten: Es gibt bzw. es gab 5 Schächte und 7 Wetterschächte, ein Streckennetz von 118 km, es wurde ein Gesteinsvolumen von fast 9 Mio. m³ abgebaut und das Ergebnis waren 18.000 Tonnen Uran. Die Stollen befinden sich in einer Tiefe von 25 m, 50m, 95 m und 135 m und werden jetzt nach und nach geflutet. Nur ganz besonders gefährdete Stollen werden verfüllt.
Die Wanderung geht an der Vorderseite des Grundstücks entlang. An der Ecke des länglichen Gebäudes geht man nicht am Gebäude weiter, sondern in der Verlängerung des Weges in den Wald. Nach ungefähr 250 Metern erreicht man dann die Straße. Zuerst kann man es durch einen kleinen Weg auf der linken Straßenseite noch verhindern, aber dann muss man tatsächlich 150 Meter auf der Straße bis zur Einfahrt zum Labyrinthparkplatz wandern. Zum Glück ist die Straße nicht ganz so befahren, so dass man dieses kleine Stück ertragen kann.
Als wir die Wanderung durchgeführt haben, war wunderbares Wetter und außerdem Ostersamstag. Der Parkplatz für das Labyrinth war so was von voll, dass sich selbst ein Eiswagen an dem Standort lohnte. Zum Glück ging die Wanderung aber noch vor dem Parkplatz auf der Rückseite des Bernhardsteins hoch. Der Weg verläuft auf einem Pfad zuerst an der rechten Seite an einem Felsen vorbei und dann auf der linken Seite auf den Bernhardstein hoch. Auf dem Felsplateau angekommen, ist der Weg sehr eindeutig zu finden, nur an einer Stelle kommt man an eine Wegkreuzung und hier biegt man nach links ab. Die Aussicht auf dem Bernhardstein ist wirklich lohnenswert, und wenn man überlegt, welche Menschenmengen unten beim Labyrinth herumturnen, und hier oben ist kein Mensch anzutreffen, dann kann man sich nur gratulieren.

Nikolsdorfer_Waende_Bernhardstein_klein

Bevor man vom Bernhardstein absteigt, sollte man noch einen kurzen Abstecher unterhalb der Aussicht unternehmen. Hier befindet sich links neben der Treppe von der Aussicht herunter ein Platz, der von einem überhängenden Felsen verdeckt wird. Gleich drei Tafel erklären mehrere unterschiedliche Gegebenheiten:
Bernhardstein_Taufstein_klein1. >> Taufstein <<
Als Kuriosum wurde überliefert: Unter dieser Felswand ließ im Jahre 1851 ein Engländer, welcher als Gast auf dem Hermsdorfer Rittergut weilte, ein Kind mit Jordanwasser taufen.
2. Gebirgsverein
Die Gründung der Sektion „Schweizermühle und Umg.“ erfolgte am 1.Februar 1878. Deren Mitglieder wirkten intensiv bei der touristischen Erschließung verschiedener Aussichtpunkte in unserem Gebiet, so auch des „Bernhardsteines“, mit. 1884 wurde ein hölzernes Aussichtsgerüst auf dem „Bernhardstein“ errichtet, 1909 in der „Ottomühle“ im oberen Bielatal eine der ersten Unfallhilfestellen des GV eingerichtet. 1936 wurde der „Napoleonstein“ bei Langenhennersdorf zugänglich gemacht und gesichert.
3. Dem Andenken ihres einstiegen Begründers und langjährigen 1. Vorsitzenden Herrn Mühlenbesitzer Johann Wilhelm Kopprasch in Hermsdorf aus Dankbarkeit gewidmet von der Sektion Schweizermühle und Umgebung, Gebirgsverein für die sächsische Schweiz. 1878 – 1899.
Von dem Bernhardstein geht es über ein paar Treppen herunter. Hier erreicht man den blau markierten Wanderweg blauer Strich, den man nach links, aber auch nur bis zum Fuße des Labyrinths, folgt. Das Labyrinth sollte man sich nicht entgehen lassen, einzig und alleine wenn die Hauptbesuchszeiten sind, dann kann man einen Bogen rechts um den Komplex unternehmen. Spätestens auf der Rückseite erreicht man die grüne Wanderwegmarkierung grüner Punkt mit dem „L“ für die Labyrinth-Wanderung. Der Weg führt auf der gegenüberliegenden Hangseite auf die Nikolsdorfer Wände hoch. Wenn man einmal auf dem Felsen angekommen ist, dann geht es sehr angenehm auf einem breiter werdenden Weg entlang. Zwischendurch ist der Weg sogar so gut ausgebaut, dass man sich fragt, wozu hier oben auf dem Felsen ein perfekt angelegter Forstweg notwendig ist. Nach ¼ Kilometer auf diesem Forstweg steht auf der linken Wegseite ein Hinweisschild zum Wolfsgrundwächter. Auch wenn der Felsen heutzutage ein unscheinbares Dasein fristet, sollte man einen Kurzabstecher unternehmen. Eine Hinweistafel klärt über die Kuriosität dieses Felsen auf:
Wolfsgrundwächter
Wolfsgrundwaechter_kleinDer ehemalige Gipfel „Wolfsgrundwächter“ war einer der schönsten Kletterfelsen im Gebiet Nikolsdorfer Wände. Er wurde im Sommer 1912 von den Bergfreunden des Kletterklubs „Wachsteiner 1910“, Paul Jacob aus Pfaffendorf und Paul Täubrich aus Leupoldishain, erstbestiegen (Alter Weg, IV).
Im Zuge der Arbeiten der SDAG Wismut zur Anlage einer Abraumhalde erfolgte im Jahr 1966 die Auffüllung des Wolfsgrundes am Wolfsgrundwächter mit taubem Gestein und damit verbunden die teilweise Verschüttung des Kletterfelsens.
Das Gipfelbuch wurde im November 1966 geschlossen und der Felsen aus dem Gipfelbestand der Nikolsdorfer Wände gestrichen.
Wismut GmbH; Sanierungsgebiet Königstein
Sächsischer Bergsteigerbund
IG Bergsteigergeschichte
Tja, jetzt weiß man auch, wo die eben erwähnten 9 Mio m³ Gestein gelandet sind. Normalerweise werden solche Gesteine in großen Abraumhalden neben den Förderschächten abgeladen. Das ging aber im Falle Königstein nicht, da sonst der Blick von und zur Festung übelste Sorte verschandelt worden wäre. So hat man sich möglichst unauffällige Schluchten gesucht und die dann verfüllt. Damit ist dann auch geklärt, warum manche der Forstwege mit Betonplatten ausgelegt sind oder in anderen Fällen ganz besonders stabil gestaltet sind.
Festung_Koenigstein_von_Aussicht_Panoramablick_kleinVom Wolfsgrundwächter geht es wieder zurück auf den markierten Forstweg. Dem Weg folgt man noch 450 Meter, bis dieser nach links abbiegt. Hier verlässt man den markierten Weg und es geht weiter, auf dem breiten Weg, geradeaus. Nach wenigen Metern erreicht man die Aussicht Panoramablick. Sie ist sehr einfach zu erreichen und ohne einen einzigen Höhenmeter zu überwinden kommt man zu einer sehr schönen Aussicht. Dadurch, dass die Aussicht abseits der markierten Wege und dazu noch in der ruhigen Wanderregion der Nikolsdorfer Wände liegt, ist es sehr wahrscheinlich, dass man die Aussicht alleine genießen darf.
Von der Aussicht geht es den Hang hinunter bis auf die Straße. Hier erreicht man den blau markierten Wanderweg blauer Punkt mit dem „S“ für die Stelzchen-Wanderung. Auf dieser Wanderwegmarkierung geht es jetzt das letzte Stück ins Tal abwärts. Genau gegenüber des Campingplatzes bietet sich noch mal die schöne Aussicht auf dem Stelzchenfelsen an. Der Aufstieg auf diese Aussicht erfolgt über ein paar Stufen und eine kleinere Leiter. Da man gerade an der Aussicht Panoramablick schon einen Blick in Richtung Königstein genossen hat, geht es bei der Aussicht Stelzchen eher um den Blick in Richtung Leupoldishain. Von hier oben kann man einen schönen Überblick über die Ortschaft erhalten. Die letzten Meter dieser Wanderung erfolgen an der Vorderseite der Nikolsdorfer Wände entlang. Man muss nicht an der Straße entlang gehen, sondern kann gleich am Zugang zum Stelzchen auf einem Pfad entlang wandern. Der Zugang zu diesem Pfad liegt ein bisschen versteckt, aber wenn man weiß, dass es zwischen dem Wald und der Pferdekoppel einen Weg gibt, dann findet man den auch. Außerdem ist der Weg weiterhin mit dem blauen Punkt markiert. Die Wanderung erreicht kurz vor dem Parkplatz die Straße wieder.
Damit ist eine ganz nette Runde beendet, die einen schönen Einblick in die Wanderregion der Nikolsdorfer Wände gibt. Ich denke, genau das war auch die Absicht von Hr. Böhm, als er mit den Biwak-Leuten diese Runde gewandert ist. Die Wanderung hat nichts besonders Spektakuläres, aber dafür ist sie eine sehr schöne ruhige Runde, mit Ausnahme des Labyrinthes.

Download file: BOEHMS_NIKOLSDORFER_WAENDE_AGZ.GPX

4 Gedanken zu „Böhms Nikolsdorfer Wände“

  1. Wir haben vergangenen Dienstag diese schöne Wanderung gemacht. Dabei ist uns folgendes aufgefallen:
    Erstens, haben wir den Weg verfehlt, um an den Schacht 398 zu kommen. Uns hat der breite Weg verführt, sodass wir direkt zum Labyrinth kamen. Den schmalen rechtsabbiegenden Weg haben wir leider verpasst.
    Zweitens, haben wir vergeblich das Hinweisschild auf den Wolfsgrundwächter gesucht. Entweder ist es entfernt worden, oder unsere acht Augen haben nicht genügt, um dieses zu sichten.
    Ansonsten waren alle mit mir zufrieden, dass ich so eine schöne Wanderung herausgesucht habe.

  2. Lieber Herr Ingo Geier !
    Der Bericht von der Wanderung in den Nikolsdorfer Wänden ist hochinteressant für mich, da besagter Erstersteiger des Wolfsgrundwächters mein Vater war. Er stammte allerdings aus Pfaffendorf und nicht wie sein Kletterkamerad Paul Täubrich aus Leupoldishain.
    Bitte berichtigen Sie diesen Fehler in Ihrem Wanderbericht.
    Berg—Heil! Karin Reichelt, geb. Jacob.

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