Schwedenlöcher
Abstimmung:
Ø 3,6 (64 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,25 h |
Entfernung: ca. 8,00 km |
Höhenunterschied: ca. 420 Meter |
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beste Reisezeit: nicht an langen Wochenenden |
Schwierigkeitsgrad: Kletterabschnitte |
Untergrund: Forstweg Wanderweg und Pfad Treppen und Hühnerleitern Klettern |
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empfohlene Karten: Die Bastei; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Rathen/Wehlen |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Bastei - blauer Strich - Gansweg - Aussicht Pavillonwächter - Schwedenlöcher - Amselgrund - Amselsee - Saugrund - Honigsteine - Lokomotive - Pionierweg - grüner Strich - Höllgrund - blauer Strich - Amselfall - Buhu - Rathewalder Fußweg - gelber Strich - Basteistraße - Bastei
Beschreibung:
Eigentlich mag ich die Bastei im Frühjahr/Sommer, zumindest zu den normalen Besucherzeiten, überhaupt nicht. Trotzdem habe ich mich an einem trüben Donnerstag Nachmittag mal wieder zur Bastei aufgemacht. Normalerweise kann man sich ganz hervorragend an der Füllung der Parkplätze orientieren, um zu erahnen, mit was für Besuchermassen man rechnen muss. Ich glaube zwar nicht, dass ich wieder wegfahren würde, wenn der Parkplatz voll ist, aber zumindest könnte ich mich auf ein paar mehr Besucher einstellen. Als ich an dem besagten Tag auf den Parkplatz gefahren bin, waren fast keine Pkws zu sehen, aber eine ganze Reihe Busse. Bis hierhin war mir noch gar nicht bewusst, dass 10 Busse solche Mengen Touristen ausspucken können. Das Hochinteressante ist, dass diese Besucher der Wanderung überhaupt keinen (mit einer kleinen Einschränkung) Abbruch taten.
Für den Start der Wanderung geht es erst mal auf den Waldweg hinter dem Parkplatz. Dazu bietet sich am besten der Pfad rechts hinten am Parkplatz an. Hier verläuft die Wanderwegmarkierung blauer Strich , der nach links in Richtung der Schwedenlöcher gefolgt wird. Komischerweise sind schon hier nur noch höchstens 10% von den Besuchern der Bastei anzutreffen. In diesen Bereich kommen eigentlich auch nur Wanderer. Der größte Teil der Bustouristen macht sowieso nur einen Zwischenstopp von maximal einer Stunde und dann geht es wieder zurück nach Dresden.
Bevor es runter in die Schwedenlöcher geht, kann noch mal von der anderen Talseite auf die Felsen des Wehlgrundes geblickt werden. Dazu geht es über den Gansweg bis zur Schutzhütte bzw. den größeren Platz im Wald und hier biegt man rechts ab bis zur Felskante. Die zerklüfteten Felswände des Talkessels sind schon ziemlich beeindruckend und die Ruhe an dieser Aussicht ist bemerkenswert in Anbetracht der Nähe der Bastei und des Trubels dort. Jetzt geht es an den Abstieg durch die Schwedenlöcher. Dazu muss man erst die 100 Meter zurück bis zur Schutzhütte bzw. dem markierten Wanderweg wandern und von diesem Platz im Wald starten die Schwedenlöcher. Der Abstieg macht gewaltig viel Spaß und ist ziemlich abwechslungsreich. Es geht über eine Vielzahl an Stufen abwärts, aber dadurch, dass es keine monotone Stufenanlage ist, fällt einem beim Abstieg die Anzahl kaum auf. Das ist natürlich ganz anders, wenn man durch die Schwedenlöcher aufsteigt, aber das ist dieser Wanderung zum Glück erspart geblieben. (Anm. d. Ehefrau: als Kind habe ich immer die Stufen gezählt und den Entgegenkommenden Wanderern erzählt, wie viele Stufen noch auf sie warten. Je weiter ich hinunter kam, desto mehr Spaß hat es gemacht…..) Mindestens an zwei Stellen müssen kleinere Höhlen unter umgestürzten Felsen durchquert werden. Der Name der Schwedenlöcher beruht darauf, dass sich die Bewohner der umliegenden Dörfer hier im Dreißigjährigen Krieg vor den Schweden in Sicherheit gebracht haben sollen. Da sich zu der Zeit ganz sicher noch keine gut ausgebaute Straße zur Bastei hinzog, kann man sich das gut vorstellen. Dadurch, dass die Schlucht auch ziemlich verschachtelt ist, war es bestimmt ein ganz ordentliches Versteck.
Heutzutage ist das etwas anders. Als ich durch die Schwedenlöcher abstieg, kam mir eine Schulklasse entgegen. Wenn die Leute damals hier solchen Lärm gemacht hätten, dann wäre der Aufwand umsonst gewesen. Der Weg durch die Schlucht ist ziemlich imposant, da sich an einigen Stellen 50 Meter hohe Felswände gleich neben dem Pfad hoch strecken. Erst mit dem Passieren des Schwedenturms weitet sich die Schlucht und nach noch ein paar Stufen ist eine Wegkreuzung erreicht. Grundsätzlich könnte man hier jetzt nach links gehen und schon wäre die Wanderung nach ein paar wenigen Kilometern beendet. Damit es aber noch richtig interessant wird, biegt die Wanderung nach rechts ab. Obwohl hier immer relativ viele Wanderer unterwegs sind, ist der Wanderweg seltsamerweise nicht markiert. Zuerst passiert man am Grünbach ein einfach gehaltenes Kneippbecken und dann erreicht man eine Brücke mit dem oberen Teil des Amselsees. Über die Brücke geht es auf die gegenüberliegende Bachseite und dort auf dem unauffälligeren Waldweg neben dem Amselsee entlang.
Nach ungefähr 300 Metern macht der Weg einen Knick nach rechts und links biegt ein Pfad ab. Bei dem Pfad handelt es sich um den Saugrund, der hoch zu den Honigsteinen und den Feldsteinen führt. Auf ziemlich genau halber Strecke bis zum Felsfuß muss man sich an einer Weggabelung rechts halten. Die Steigung nimmt mit der Zeit zu und kurz vorm Ende werden die letzten Höhenmeter über eine Hühnerleiter absolviert. Wenige Meter hinter dem Erosionsschutz (der Hühnerleiter) erreicht man den Bergsattel zwischen Honigsteinen und Feldsteinen. Da es hier ganz sicher noch nicht auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinunter gehen soll, wird der Aufstieg nach links fortgesetzt. Nach dem ersten kleineren Aufstieg gabelt sich der Weg ganz verführerisch und man sollte den unscheinbareren Weg nach links wählen. Hier heißt es so manches Mal, den Weg zu suchen, aber wenn man weiß, dass man den Honigstein überqueren kann, dann sollte es kein Problem sein. Nach ein paar Metern (ca. 150 Meter) über die Felsen gibt es zwei unterschiedliche Weiterwandermöglichkeiten. Entweder nimmt man den etwas aufregenderen Weg nach links über das Felsband oder man steigt nach rechts durch die Felsspalte auf. Beide Möglichkeiten sind technisch nicht so besonders schwer, aber beim Weg über das Felsband kann der Kopf schon mal ein bisschen verrückt spielen. Wer also lieber die Nerven schonen möchte, sollte den Weg durch die Felsspalte wählen.
Beide Möglichkeiten enden an der gleichen Stelle und es geht auf einer kleinen Ebene weiter. Vor einem ragt dann noch eine Felsgruppe auf, bei der ich bis jetzt immer links herum gewandert bin. Hier bieten sich schon die ersten Möglichkeiten einer netten Aussicht auf die Lokomotive und die Basteibrücke. In dem Moment wusste ich auf jeden Fall, wo die Menschen aus den Bussen hin waren. Auch wenn die Sicht an dem Tag ziemlich schlecht war, standen auf der Brücke und der oberen Aussicht so ein paar hundert Besucher und ich freute mich darüber, dass ich hier oben auf dem Honigstein der Einzige war.
Nachdem die Felsen umrundet sind, erreicht man den Abstieg, der aber noch eine Weile ignoriert wird, da es zuerst noch ein paar tolle Aussichten zu besuchen gibt. Dazu wandert man ein kurzes Stück weiter und erreicht den Dom und die Lokomotive. Komischerweise hätte ich eigentlich vermutet, dass an den Felsen häufiger Kletterer herumturnen, aber seltsamerweise habe ich hier erst einmal Felsakrobaten getroffen. Die Aussicht von hier oben finde ich ganz besonders herausragend. So sieht man den wild zerklüfteten Wehlener Grund, den Ausblick raus zu Königstein und Lilienstein und zu Füßen der Felsen befindet sich der langgezogene Amselsee. Schön, dass man sich mit dem Schutz und Erhalt der beiden Felsen (Dom und Lokomotive) mit mehreren Plomben viel Mühe gegeben hat, so befindet man sich vor einer schönen Kulisse mit einem echten Felsentor. Wenn ich mir auf einer ordentlichen Wanderkarte (also der von Dr. Böhm www.boehmwanderkarten.de) den Bereich des Honigsteins ansehe, dann muss ich immer wieder über die Felsenbezeichnungen schmunzeln: Imker, Bienenkorb, Storchennest. Bei diesen Felsen kann ich allerdings nicht so ganz den Zusammenhang zwischen dem Aussehen und den Namen erkennen. Das ist bei der Lokomotive natürlich ganz anders. Dieser Felsen sieht tatsächlich genauso aus wie eine alte Dampflok.
Jetzt geht es an den gerade schon gesehenen Abstieg. Der Weg vom Honigstein hinunter ist an dieser Stelle viel einfacher als der Aufstieg an der südlichen Seite. Nach ein paar gut ausgebauten Stufen und einem angenehmen Grund erreicht man den Pionierweg. Hierbei handelt es sich um einen ziemlich langweiligen Forstweg. Der Wanderweg ist mit dem grünen Strich markiert und eigentlich folgt diese Wanderwegmarkierung dem Pionierweg. An der Stelle, an der der Abstieg vom Honigstein endet, verlässt der markierte Weg auf der gegenüberliegenden Seite die Forststraße und nimmt eine Abkürzung. Nach einigen Treppenstufen stoßen die beiden Wege aber wieder aufeinander und es geht bis zur bekannten Brücke am Amselsee hinunter. Mit dem Erreichen des Grünbaches muss man tatsächlich mal etwas machen, was ich beim Wandern eigentlich überhaupt nicht mag: es geht ein Stückchen von 350 Metern auf dem schon bewanderten Weg zurück. Hier erreicht man die bekannte Wanderwegmarkierung blauer Strich , der man jetzt weiter bergauf in Richtung Amselfall folgt. Der Weg bis zum Amselfall ist sehr gut zu gehen, auch wenn er mit der Zeit an Steigung zunimmt. Vom Amselfall sollte man, wie bei allen Wasserfällen der Sächsischen Schweiz, nicht allzu große Erwartungen haben. Hier stürzt von Zeit zu Zeit ein Eimer Wasser herunter. Im Gegensatz zu allen anderen Wasserfällen kann man den Zeitpunkt dieses Spektakels aber durch einen Miniobulus selber bestimmen. Am Amselfall befindet sich auch eine der Informationsstellen des Nationalparks Sächsische Schweiz. Man kann ja über den Nationalpark denken, was man möchte, aber jede dieser Informationsstellen ist einen Abstecher wert.
Die Wanderung geht hinter dem Amselfall weiter durch den Grund des Grünbaches aufwärts. Auch wenn dieses Teilstück des Wanderweges nicht mehr von Fahrzeugen befahren werden kann, ist der Weg ganz angenehm zu gehen. Besonders auffällig ist, dass mit dem Passieren des Amselfalls die Besucherzahlen schlagartig abnehmen. Es scheinen doch ziemlich viele Besucher von Rathen bis zum Wasserfall zu spazieren und dann die gleiche Strecke zurück zu laufen. Unsere Wanderung geht aber noch ein kurzes Stück (½ Kilometer) hinter dem Amselfall weiter, um dann an der ersten Möglichkeit im spitzen Winkel nach links abzubiegen. Ab hier müssen keine ernsthaften Höhenmeter mehr absolviert werden. Die ersten paar Meter verlaufen noch oberhalb des Grünbachtales und dann biegt der Waldweg nach rechts ab. Ziemlich seltsam ist, dass man auf diesem Weg nur ganz selten andere Wanderer trifft. Das kann man ganz gut beobachten, da der Waldweg etwas mehr als ½ Kilometer schnurgerade durch den Wald geht. Nach der besagten Strecke erreicht man den ersten deutlich sichtbaren Wanderweg (vorher biegen nur zugewachsene Forstwege ab, die aber alle nach kurzer Strecke aufhören). Dieser Weg ist mit dem gelben Strich markiert, aber irgendwie habe ich bei meiner Wanderung an dieser Kreuzung keine der offiziellen Wanderwegmarkierungen entdeckt. Aber spätestens nachdem man links weiter gewandert ist, findet man die hilfreichen Zeichen wieder.
Jetzt geht es an das letzte Stückchen der Wanderung. Dazu wandert man parallel zur Basteistraße. Den größten Teil der Strecke ist die Straße weit genug vom Wanderweg entfernt, sodass es überhaupt nicht störend ist. Der markierte Wanderweg führt einmal ziemlich direkt auf die Basteistraße drauf zu und schlägt dann ein paar Meter davor einen Haken. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter, bis der Wanderweg die bekannte Rückseite des Basteiparkplatzes erreicht.
Wer noch große Lust auf eine tolle Aussicht hat, der wandert noch nach vorne zur Basteiaussicht. Damit ist dann eine sehr schöne Wanderung zu Ende gegangen, die wirklich alles einer perfekten Runde enthielt: typische Felsen der Sächsischen Schweiz, tolle Ausblicke, ein bisschen Nervenkitzel und eigentlich ziemlich viel Ruhe. Also alles in allem eine spitzenmäßige Wanderung.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit S-Bahn bis zur Haltestelle Bastei mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Bastei
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 12,00€
Wie viele Stufen sind es denn nun?
Oh, Mist ich habe sie immer noch nicht gezählt. Ich würde aber auf 700 – 800 tippen.
Laut A. Mothes Buch „Der Weg ist das Ziel“ Band 1 Seite 10 sind es 839 Stufen
Hallo,
die Tour klingt wunderschön. Ist es mit einem 3jährigen Kind machbar oder sind da Stiegen / Leitern die nicht zu schaffen sind?
VG Nicole
Die Strecke ist wirklich eine sehr schöne Wanderung.
Tja, es ist so eine Frage, die schwierig zu beantworten ist. Ich vergleiche das 3 jährige Kind mit meinen beiden Töchtern und davon ist eine mit 4 Jahren ohne fremde Hilfe durch die Wilde Hölle gekommen. Das hat ihr dann so viel Spaß gemacht, dass die Strecke wenige Monate später gleich wiederholt werden musste. Wenn die kleinen Racker Lust haben, dann schaffen sie auch die Strecke durch die Schwedenlöcher und hoch zur Lokomotive. Von der rein technischen Seite ist die Strecke für kleinere Kinder kein Problem.
Viel Spaß bei der Wanderung.
Die Gebühren des empfohlenen Bastei-Parkplatzes sind inzwischen drastisch gestiegen.
Bis vier Stunden kostete der 7 €, über 4 Stunden schon 12 €!
Durften wir gestern erfahren 🙁
Stand Oktober 2023