Elisalex-Burg

Abstimmung:
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Karte:
PDF:

Dauer:
ca. 4,00 h
Entfernung:
ca. 12,00 km
Höhenunterschied:
ca. 348 Meter
beste Reisezeit:
nicht an langen Wochenenden
Schwierigkeitsgrad:
leicht
Untergrund:
Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen
empfohlene Karten:
Böhmische Schweiz;
Rolf Böhm Kartographischer Verlag
Region:
Mehr Details
hier

Warnung:

Achtung diese Tour lässt sich im Moment so nicht durchführen, weil:
der Waldbrand in der Böhmischen Schweiz so einige Wege unpassierbar gemacht hat. Die Aufräumarbeiten dauern leider noch an.

Kurzbeschreibung:

Jonsdorf - gelber Strich - Kuttelburg - grüner Strich - Stimmersgraben - Kamnitz - gelber Strich - Edmundsklamm - Kahnfahrt - Herrnskretchen - Elisalexfelsen - Jonsdorf

Beschreibung:

Es gibt von der Sächsischen Zeitung ein kleines Büchlein über ungewöhnliche Bauprojekte in der Sächsischen Schweiz, die es aber niemals bis zur Realisierung geschafft haben. Der Titel des Heftchen ist: Luftschlösser in der Sächsischen Schweiz: Geschichten und Wanderungen zu den Orten spektakulärer Bauprojekte. Bei den meisten Projekten ist es ganz gut, dass es bei der Planungsphase geblieben ist, aber im Falle der Elisalex-Burg wäre tatsächlich eine Realisierung möglich gewesen und hätte die Natur nur unwesentlich verschandelt. Dazu aber später etwas mehr.
Den Startpunkt der Wanderung haben wir in die Ortschaft Janov (Jonsdorf) gelegt, da man dort noch kostenlos parken darf und nicht die Wucherpreise der Touristenregionen bezahlen muss. In Janov (Jonsdorf) kann man an mehreren Stellen am Straßenrand parken und am ausgeschilderten Golfplatz gibt es zwei lange Parkstreifen. Hier befindet sich auch gleich als neuer Orientierungspunkt ein stählerner Aussichtsturm. Von dem Parkstreifen sind es nur ganz wenige Meter Aussichtsturm_Clarsberg_Jonsdorf_kleinbis auf den Hügel Janovský vrch (Clarsberg) und hier darf man kostenlos (zumindest Anfang 2014) auf den Aussichtsturm steigen. Eigentlich ist dieser Turm als Sendemast für einige Mobilfunkantennen gedacht, aber netterweise ist in die Mitte eine Wendeltreppe mit 170 Stufen eingebaut. Die Stufen sind aus Gitterrost (so ein komisches, aber stabiles Eisengewebe) gebaut und das hat gleich zwei Besonderheiten: einerseits kann man durch die Stufen nach unten durchsehen und das ist in luftiger Höhe für manche Mitmenschen nicht gerade Aussicht_vom_Clarsberg_Richtung_Zirkelstein_kleinangenehm und wenn andererseits Mitwanderer oberhalb von einem noch ein bisschen Sand oder Erde an den Schuhen haben, dann rieselt es einem auf den Kopf. Als ich das erste Mal den Turm erklommen habe, pfiff der Wind ganz schön ordentlich und auf der Aussichtsplattform war nur noch ein Fotograf mit einem riesigen Teleobjektiv. Dieser kämpfte gleich mit zwei Problemen. Einerseits war es das Schaukeln des Turms im Wind und andererseits rutschten die Beine seines Stativs immer wieder durch das Gitterrost. Auf jeden Fall hat man von dem Turm eine fantastische Aussicht, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die Wanderung geht von dem Turm bzw. Parkplatz zurück auf der Zufahrtsstraße bis zur Hauptstraße. Gleich an der Hauptstraße durch den Ort steht eine kleine Kapelle mit einer Erklärungstafel. Die Wanderung soll jetzt auf der Wanderwegmarkierung gelber Strich gelber Strich weiter gehen. Um den Einstieg auf diesen Wanderweg zu finden, ist der einfachste Weg, in Richtung Hřensko (Herrnskretschen) zu wandern und 100 Meter hinter der Kapelle nach rechts abzubiegen. Der gelbe Strich führt noch ein paar wenige Meter durch das bewohnte Gebiet und dann am nördlichen Rand des Golfplatzes entlang. Wenn man nach links blickt, dann kann man die Felsenkette in Richtung Prebischtor und sogar das rote Dach der Gaststätte entdecken. Es ist immer wieder interessant, an dem Golfplatz entlang zu wandern. Wir sind die Wanderung an einem Montag Morgen gegangen und darum war nur ein einziger Golfer auf dem Platz unterwegs. Ausgerechnet seinen Ball haben wir dann auch noch außerhalb des Golfplatzes gefunden, aber irgendwie waren wir uns nicht einig, ob man ihm den Ball jetzt zuwerfen darf oder ob er von dort weiter spielen wollte. Auf jeden Fall nahm er den Ball selber in die Hand und es sah so aus, als ob er noch weitere Bälle suchen würde. Vielleicht war es doch nicht der, den er gesucht hatte.
Nach ein paar hundert Metern an dem Golfplatz entlang führt eine kleine Brücke über den Zaun Wegbruecke_auf_Golfplatz_kleinund der markierte Wanderweg verläuft über einen Ausläufer des Golfplatzes. Es sollte für jeden Wanderer selbstverständlich sein, dass man so einigermaßen darauf achtet, dass man feiner_Rasen_im_Golfzielgebiet_kleinnicht irgendeinem Golfer in die Schussbahn läuft. So ein Golfball ist ganz bestimmt unangenehm an der Stirn. Beeindruckend ist der Rasen rund um die Zielgebiete. So einen feinen Rasen haben wir noch nie gesehen und irgendwie macht er eher den Eindruck wie ein Kunstrasen als ein Naturprodukt. Die Wanderung führt insgesamt ½ Kilometer über den Golfplatz, um dann gegenüber in den Wald zu verschwinden. Der Wanderweg ist immer noch mit dem gelben Strich gekennzeichnet und selbst auf dem Golfplatz gut zu finden.
Nach ein paar Metern durch den Wald erreicht man eine Minisiedlung mit ein paar wenigen Häusern. An dieser Ortschaft Hájenky (Kuttelburg) wird die gelbe Wanderwegmarkierung verlassen und es geht nach links auf der grünen Wanderwegmarkierung grüner Strich weiter. Der Waldweg führt runter ins Tal der Kamenice (Kamnitz) und passiert schon im oberen Teil des Abstieges die Kernzonengrenze des Nationalparks. Die komischen roten Ringe an den Bäumen signalisieren, dass man den Waldweg nicht verlassen darf. Am Ende des Abstieges erreicht man die Kamenice (Kamnitz) und hier geht es nach links auf der Wanderwegmarkierung gelber Strich gelber Strich weiter. Der Weg hier unten durch das Tal ist wirklich ein ganz besonders schöner Wanderweg. Leider wissen das inzwischen ziemlich viele und so kann in den Schulferien und bei besonders schönem Wetter hier unten etwas mehr Betrieb sein.
Nach ½ Kilometer passiert man einen kurzen Tunnel, der auch gleichzeitig Tor zu einem Felsentunnel_und_Gaststaette_Kamnitz_kleinRastplatz mit angeschlossener Imbisshütte ist. Hier kann man sich ganz gut hinsetzen und bei noch so gerade erträglichen Preisen erfrischen. Es ist halt eine der typischen Touristenstationen, bei denen es auf der ganzen Welt ein bisschen teuer ist. Kurz dahinter erreicht man dann auch das Kassenhäuschen der Bootsstation. Im Gegensatz zur romantische_Bootsfahrt_auf_der_Kamnitz_kleinOberen Schleuse in Hinterhermsdorf lässt sich die Bootsfahrt nicht zu Fuß umgehen, aber praktisch ist es auch ganz schön, mit dem Boot durch die Schlucht gefahren zu werden. Im Sommer 2012 war der Preis für eine einfache Fahrt bei 3,50 Euro. Es hängt ganz von der Tageszeit ab, wie voll die Boote sind. Morgens früh fahren viel mehr Besucher von unten nach oben. Das ändert sich im Laufe des Tages und am Nachmittag sind mehr Besucher bachabwärts unterwegs. Der Blick über das Wasser auf die hohen Felsen ist wirklich fantastisch und die Beschreibungen des Bootsführers zu den einzelnen Felsbildern gehören einfach dazu. Normalerweise machen die jüngeren Bootsführer auch schon mal ein paar lustige Faxen in Form der angedeuteten Eskimorolle und der künstliche Wasserfall ist auch ganz nett.
Nach dieser abwechslungsreichen Einlage geht es weiter zu Fuß durch das schöne Tal. neue_Bruecke_ueber_die_Kamnitz_kleinZwischendurch wird der Bach über eine ganz neue Brücke überquert, die genauso wie ihre Vorgängerin ausreichend hoch ist, sodass ein Hochwasser ihr nichts anhaben kann. Die meisten Brücken der Kamenice (Kamnitz) sind leider nicht ausreichend hoch und so sind beim Hochwasser 2010 ein paar Brücken zerstört worden oder sie haben als perfekter Staudamm gedient. Solche Brücken kann man am Ende des Tals entdecken. Die beiden Brücken am Ortseingang von Hřensko (Herrnskretschen) über die Kamenice (Kamnitz) sind so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie neu gebaut werden mussten. Für die weitere Wanderung geht es am besten auf der rechten Bachseite abwärts. An der Straße befindet sich eine Vielzahl an Restaurants, die alle auf hungrige und durstige Deutsche eingestellt sind. Nach ein paar hundert Metern erreicht man den Trubel mit den kleinen Verkaufshütten. Hier kann man sich mit so einigen Gegenständen und Anziehsachen versorgen, die einen ungewöhnlichen Verkaufsort und noch ungewöhnlichere Preise haben. Hier darf man natürlich nicht davon ausgehen, dass es sich um Originalware handelt, aber darauf sollte jeder selber kommen.
Am Ende der Straße geht es nach links für diese Wanderung. Hier befinden sich auch noch ein paar wenige Verkaufsstände und nach 150 Metern biegt vollkommen unscheinbar nach links den Hang hoch eine Treppe ab. Der Aufstieg ist mit der Wanderwegmarkierung gelber Strich gelber Strich gekennzeichnet. Es sind so ein paar Stufen, die dann auch noch dadurch, dass besonders wenige Wanderer hier unterwegs sind, ziemlich zugewuchert sind. Nach ein paar Treppenstufen und ein paar Zickzack-Schleifen erreicht man eine deutliche Ebene mit gleich zwei sehr netten Muendung_Kamnitz_in_Hrensko_kleinAussichten auf Hřensko (Herrnskretschen) hinunter. Besonders interessant ist, dass es hier oben einfach nur ruhig ist, während unten so ein Trubel herrscht. Hotel_Labe_in_Hrensko_kleinAn dem Platz kann man sich sehr gut vorstellen, warum Fürst Edmund Moritz von Clary-Aldringen dort seiner Ehefrau Elisabeth Alexandre (genannt Elisalex) eine richtige Burg bauen wollte. Leider ist aber noch vor dem Baubeginn das Geld knapp geworden und so ist aus dem Wolkenschloss nie was geworden. Sonst wäre es bestimmt so ein ähnlich auffälliges Gebäude wie die Schäferwand bei Děčín oder Burg Altrathen geworden.
Von diesem wirklich schönen Platz geht es weiter aufwärts auf der gelben Wanderwegmarkierung. Ziemlich gestaunt haben wir, als uns auf dem Weg ein Radfahrer entgegen kam. Er schob sein Fahrrad und hatte seine Satteltaschen schon ein ganzes Stück weiter oben abgelegt. Also, wenn ich mich mit dem Rad verfahren hätte, würde ich den Rückweg antreten, wenn die Lage so ausweglos aussieht, aber hier handelte es sich anscheinend um jemanden mit einer klaren Richtung.
Je weiter man aufwärts geht, desto breiter wird der Weg und bald erreicht man die Felder vor Janov (Jonsdorf). Wenige Meter vor dem Ort steht ein kleiner Wald, aus dem eine uralte Windmühle herausragt. Die Mühle aus dem Jahre 1844 ist zwischendurch sogar schon mal in dem Zustand gewesen, dass sie abgerissen werden sollte, aber heutzutage sieht sie wieder sehr gepflegt aus.
Super lustig war auf den nächsten Metern der Teich direkt neben dem Weg. Hier war aus riesig vielen Bruecke_aus_Plastikflaschen_Jonsdorf_kleinPlastikgetränkeflaschen eine Brücke gebaut. Das Ding war eigentlich schon richtig stabil gebaut, aber trotzdem schaukelte es ein wenig, sodass nur ein Familienmitglied (die Ehefrau – Anm. derselben!) auf der gegenüberliegenden Seite angekommen ist. Das andere Familienmitglied (das größere, schwerere)hat auf halber Strecke der Mut verlassen und den Rückzug angetreten. Vermutlich war aber die Wende auf dem Steg schwieriger, als geradeaus auf die gegenüberliegende Seite zu wackeln (Das ist durchaus möglich…).
Nach ein paar Metern ist die Ortschaft dann auch wieder erreicht und ein wirklich schöner Bogen durch die Böhmische Schweiz geschafft. Es ist immer wieder erstklassig, über den Golfplatz und danach durch das Tal der Kamenice (Kamnitz) zu wandern. Der Unterschied zwischen super künstlicher und vollkommen ursprünglicher Natur ist schon extrem. Was auch schön ist, wenn man überlegt, dass auf dem Felsplateau oberhalb von Hřensko (Herrnskretschen) beinah die Elisalex-Burg gestanden hätte.

Download file: ELISALEX-BURG.TRK.GPX

Ein Gedanke zu „Elisalex-Burg“

  1. Zur Jonsdorfer Kapelle zitiere ich aus der RICHTERschen Familienchronik:
    «Johann Christoph RICHTER, geboren ca. 1690, dessen Vatersname ebenfalls Christoph lautete, stammte mütterlicherseits von Anna Dorothea BEUTEL aus Elbleiten Nr. 1 aus der Familie der sogenannten „Alten Richters“. Sie stiftete die Ave-Maria-Glocke, die bis zum [ersten] Weltkrieg in der Jonsdorfer Kapelle ihrem Zwecke diente. Im Kriege mußte sie der Militärbehörde abgeliefert werden. Die jetzige [1943] Glocke ist von Robert RICHTER in Tetschen nach Kriegsende [nach1918] gespendet worden.»
    Laut „Jonsdorfer Menschen-Register pro anno 1733“ vom 7. Januar 1733 war besagte Anna Dorothea RICHTER 38 Jahre alt, dürfte also 1694 geboren sein und die Glocke kurz vor ihrem Tode, sicher vor 1785 gestiftet haben. Die vorher erbaute Kapelle stand auf dem Grundstück Jonsdorf Nr. 1 und blieb deshalb bis 1945 in Privatbesitz.

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