Waldkundliche Führung
Abstimmung:
Ø 3,5 (17 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 3,00 h |
Entfernung: ca. 3,00 km |
Höhenunterschied: ca. 150 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer immer, auch an Wochenenden empfehlenswert. |
Schwierigkeitsgrad: Spaziergang leicht |
Untergrund: Forstweg Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Hinterhermsdorf und die Schleusen; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Hinterhermsdorf |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Hinterhermsdorf - Buchenparkhalle - Hackkuppe - Hackkuppenweg - Aussichtsplattform - Nationalparkhaus Beize - Teich - Waldhusche - Mühlleite - Aussicht Dorfbachwand - Holzlagerplatz - Säge - Spinne - Hinterhermsdorf - Buchenparkhalle
Beschreibung:
Vom Nationalpark Sächsische Schweiz werden einige geführte Wanderungen angeboten und so habe ich im Juni 2006 auf der Internetseite des Nationalparks folgende Beschreibung gefunden:
Waldkundliche Führung in der Waldhusche
Ziele und Methoden von Waldpflegeeingriffen am Beispiel der diesjährigen Durchforstungen in dem waldgeschichtlichen Freigelände Waldhusche in Hinterhermsdorf.
Termin: SA 10.06.2006 10.30 Uhr
Anmeldung: keine
Treffpunkt: Eingang Waldhusche, Buchenparkhalle Hinterhermsdorf
Zeitdauer: ca. 2 Stunden
Konzept und Durchführung: Matthias Böttger (Sachgebietsleiter Nationalparkwacht)
Auch bei dieser Führung war es wie schon wie bei den beiden anderen Führungen (Bastei mit Nationalpark Ranger und Waldhuschenführung), dass die Teilnehmerzahl sehr überschaubar war. Außer uns war nur noch eine Familie mit zwei Mädchen dabei. Zum Glück hat der Nationalpark Ranger noch ein paar Minuten gewartet, sonst hätten wir eine Einzelführung gehabt. Diesmal hatten wir das Glück, das Herrn Matthias Böttger die Führung durchführte. Er ist der Nationalparkwachtleiter und überzeugte mit einem gigantischen Hintergrundwissen. Startpunkt der Wanderung war der Eingang in die Waldhusche am Parkplatz der Buchenparkhalle. Von dort ging es erstmal geradeaus in die Richtung des Eingangs Beize. Herr Böttger erklärt den Sinn der Durchforstungsmaßnahmen, dass man versuche wieder die ursprünglichen Baumsorten wie z.B. die Tanne im Nationalpark zu stärken und durch eine Gruppenbildung die Baumsorten in ihrem Artenschutz zu unterstützen. Durchforstung dient dazu, konkurrenzschwächere Baumarten in bestimmten Anteilen erhalten zu können (sie würden sonst mehr oder weniger von konkurrenzstärkeren (Buche) verdrängt werden). Darüber hinaus soll noch die genetische Information aller standortheimischen Bäume erhalten werden. Zum meiner großen Überraschung ist die ganz normale Tanne in den deutschen Wäldern eine Baum, der nur noch sehr selten vorkommt. So stehen in ganz Sachsen nur noch 2000 Alttannen und davon in der Sächsischen Schweiz 600 Stück. Kurz vor dem Ein- bzw. Ausgang Beize sind wir nach links auf die Aussicht oberhalb des alten Försterhauses gegangen. Herr Böttger erklärte dort, welche Baumsorten zu den Ursprungssorten der Region gehörten. Leider habe ich mir nur gemerkt, dass es die Eichen, Weißtannen und Buchen sind. Durch einen netten nachträglichen Hinweis von H. Böttger (per Mail) weiß ich inzwischen wieder etwas mehr zu den Baumarten, die ursprünglich in der Sächsischen Schweiz heimisch waren:
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auf trockenen nährstoffarmen Standorten: Kiefer, Birke, Eiche (z. T. Buche)
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auf mittleren Standorten (meist mit Lößlehmaufwehung): Buche, Weißtanne, Zitterpappel, Linde, Eberesche, Weißbuche, (+ Baumarten von 1)
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auf guten Standorten (Bachauen, Basaltdurchbrüche, Granit der Lausitzer Überschiebung): Ahorn, Ulme, Esche, Erle, (+ Baumarten von 2)
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nur in den feuchtkühlen Schluchten: Fichte (neben Baumarten von 2 und 3)
Heutzutage befinden sich aber in den Wäldern der Sächsischen Schweiz einige Bäume wie z.B. Lärchen, Fichten, Roteiche, Weymoutskiefer, Lärche, Douglasie usw. die nicht standortheimisch sind und dadurch verdrängen sie durch ihre Konkurrenzkraft standortheimische Baumarten. Bei einigen dieser Bäume versucht man die Sorten wieder zu reduzieren und zurückzudrängen.
Von der Aussicht ging es über ein paar Stufen runter auf den Wanderweg mit der roten Markierung . Gleich am Ende der Stufen steht eine Douglasie, an der die Teilnehmer der Führung abschätzen sollten, wie hoch sie ist. Da am Stamm in gleichem Abstand breite Ringe angebracht waren, konnte man sich die Höhe ungefähr ausrechnen. Aber die ganze Gruppe war schon ziemlich von den 38 Metern überrascht. Der Weg führte weiter runter ins Tal. Es ging vorbei am alten Försterhaus, das in naher Zukunft als weitere Informationsstelle ausgebaut werden soll. Am Feuchtbiotop wurde ein kleiner Zwischenstopp eingelegt, um das Leben in dem kleinen Teich zu bestaunen. Es waren Libellen, Kaulquappen und Molche zu sehen. Von diesem Punkt ging es am Namensgeber des Gebietes, der Waldhusche, den Hang hoch. Die Waldhusche wurde nicht in Aktion gezeigt, da nachmittags noch die Waldhuschenführung stattfand und dann diese riesige Holzrutsche zum Einsatz kam. Am oberen Ende der Waldhusche verließ die ganze Gruppe die normalen Waldwege und es ging nach rechts quer durch den Wald. Zum Glück hatten wir den Nationalpark Ranger dabei und so brauchten wir uns weniger Gedanken machen, ob der Weg richtig ist. Der Weg durch den Wald verlief über einen schmalen Pfad, auf dem gefällte Bäume mit Hilfe einer Seilbahn sehr schonend durch den Wald transportiert worden sind. Leider war diese Seilbahn schon wieder demontiert worden. Diese Konstruktion hätte ich doch sehr gerne gesehen. Auf jeden Fall waren die Spuren auf dem Waldboden nur sehr unwesentlich und im Verhältnis zu einem normalen Forstfahrzeug überhaupt nicht zu erkennen.
Nach dem Abstieg den Hang hinter, haben wir dann einen Pfad mit dem Namen Mühlleite erreicht. Diesem Pfad sind wir ein kleines Stück (ca. 80 Meter) nach links gefolgt und dann noch ein weiteres Stückchen den Hang hinunter gestiegen. Nach ein paar Metern hat uns Herr Böttger anhand einer einzelnen Tanne erklärt, dass hier Waldpflegearbeiten zum Schutze dieser einen Tanne durchgeführt wurden. Diese Tanne stand eingeklemmt durch ein paar Fichten im Wald. Damit die Tanne wieder genug Platz zum Wachsen hatte, sind die Fichten drum herum gefällt worden. Die größte Überraschung war, dass die Tanne genauso alt war, wie die jetzt weiterer entfernten Fichten. Der einzige Unterschied ist, dass die Fichten einen Stammdurchmesser von geschätzten 30 – 40 cm und die Tanne mit mickrigen 10 – 15 cm haben. Beide Baumsorten sollen ein ungefähres Alter von 60 Jahren haben. Es ging wieder die paar Meter bis auf den Pfad zurück und dann weiter nach rechts. Dem Pfad sind wir 250 Meter gefolgt, um dann nach rechts zu einem Aussichtpunkt oberhalb der Dorfbachwand abzubiegen. Von der Aussicht hat man einen sehr guten Überblick in den Talkessel und hier hat H. Böttger erklärt, wie man früher die Wälder in einem Rollsystem immer wieder gepflanzt, herangezogen und gerodet hat. Auf dem südlichen Hang des Pohlshorns kann man noch sehr deutlichen einen dieser vierstufigen Wälder von der Aussicht aus sehen.
Von der Aussicht ging es dann weiterhin auf dem Pfad entlang und damit wurde der Aschhübel einmal umrundet. Der Weg erreichte den „Kreisverkehr“, an dem die alten Holzmaßeinheiten dargestellt werden und die nachgebaute Brettholzsäge ausgestellt ist. Der weitere Weg führte rechts neben der Säge auf dem Forstweg bis zur Spinne mit ihrem riesigen Spinnennetz. Hier durften die Kinder eine kleine Spielpause einlegen und H. Böttger berichtete, dass die Konstruktion des Spielgeräte schon einmal nachgearbeitet werden musste, da man nicht davon ausgegangen war, dass auch eine ganze Schulklasse in das Spinnennetz gehen könnte. Von diesem sehr schönen Anschauungsobjekt ging es dann die letzten paar Meter bis zum Parkplatz. Hier mussten wir uns leicht sputen, da die Wanderung ein ganzen Stückchen länger gedauert hatte, als zum Anfang veranschlagt und wir Nachmittags auch noch die Waldhuschenführung mitmachen wollten.
Auch diese Führung hat uns sehr gut gefallen und langsam verstehe ich, warum manchmal in der Kernzone, bzw. die Ranger sprechen lieber vom Ruhebereich, des Nationalparks noch so mancher Baum mit einer Säge umgelegt wird. Nochmals ein Danke schön an H. Böttger von der Nationalparkwacht. Er hat die Führung sehr interessant gemacht und sein gigantische Fachwissen auch Laien wie uns sehr gut rüber gebracht.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Hinterhermsdorf Erbgericht mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Hinterhermsdorf Buchenparkhalle
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €