Streckwald
Abstimmung:
Ø 2,8 (8 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,25 h |
Entfernung: ca. 8,00 km |
Höhenunterschied: ca. 304 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: Spaziergang leicht |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad |
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empfohlene Karten: Nationalpark Böhmische Schweiz; Nationalpark Böhmische Schweiz |
Region: Böhmen |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Jonsdorf - Streckwald - Sandhübel - Auf dem Sande - Lange Heide - gelber Strich - ehemalige Windmühle - Jonsdorf
Beschreibung:
Die Wanderung ist dadurch entstanden, dass ich mal wieder mit dem Finger über eine Landkarte gefahren bin und mir ziemlich viele kleine Rechtecke auffielen. Es handelte sich um die Karte des Nationalparks Böhmische Schweiz und das Gebiet des Streckwaldes zwischen Hřensko (Herrnskretschen) und Janov (Jonsdorf). Der Startpunkt liegt in Janov (Jonsdorf) am Golfplatz bzw. der Stadtverwaltung. Von dort geht es zuerst in Richtung der Hauptstraße bzw. der kleinen Kapelle. Gleich nach ein paar Metern passiert man eine schöne Steinskulptur von zwei knienden Kindern. Irgendwie ist der Platz, an dem die Figur steht, nicht gerade besonders einladend, da das Wohnhaus daneben einen wirklich renovierungsbedürftigen Eindruck macht. Aber vermutlich wird sich das in den nächsten Jahren ändern. Auf jeden Fall ist die kleine Kapelle ganz toll renoviert worden und eine Tafel informiert über die Geschichte. Jetzt geht es nach rechts auf der Hauptstraße durch den Ort in Richtung Hřensko (Herrnskretschen). Gleich an mehreren Stellen passiert man Gaststätten, die alle auf hungrige und durstige Deutsche eingestellt sind. Von den 300 Einwohnern könnten die vielen Gaststätten ganz sicher nicht leben. Im unteren Teil der Hauptstraße auf der linken Straßenseite fällt ganz besonders ein Haus mit dem Schriftzug Bumbálka auf. Bei dem Haus handelt es sich um eine weitere Gaststätte bzw. Pension, die sogar im Garten einen großen Pool hat. Heutzutage macht es den Eindruck, als wenn es seine besten Zeiten hinter sich hätte, aber irgendwie fällt die untypische Bauweise unter den böhmischen Häusern sehr auf. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Felsen mit einer künstlichen Kammer. Dabei handelt es sich um eine der typischen Pulverkammern, die an sehr vielen Stellen in der Sächsischen Schweiz zu finden sind. Normalerweise befinden sich diese Kammern aber irgendwo im Wald.
Nach einer Strecke von etwas weniger als einem Kilometer erreicht man die Hausnummer 159 auf der rechten Straßenseite. Gegenüber biegt ein unscheinbarer Waldweg ab. Auf diesem wird nur die Senke des Bachlaufes überquert und nach nur wenigen Metern (höchstens 50 Meter) biegt man nach rechts ab, um dann weiter parallel zur Straße zu wandern. Der Waldweg verläuft sehr angenehm fast ohne Höhenunterschied am Hang entlang. Nach einer Strecke von 600 Metern befindet sich gleich neben dem Waldweg ein Bunker aus dem 2. Weltkrieg. Von solchen Bauwerken werden wir auf dieser Wanderung noch etliche zu sehen bekommen, aber dieser erste Bunker ist der einzige auf der Wanderung, an dem erhaltende Maßnahmen durchgeführt wurden. So ist er freigelegt und die Schießschächte sind mit Rostschutzfarbe gestrichen. Für mich erscheint es ziemlich seltsam, wie alle diese Bunker ausgerichtet sind. In die Richtung, aus der ich Angreifer vermuten würde, nämlich Richtung Straße, kann sich die Besatzung überhaupt nicht verteidigen, da nur zur Seite Fenster vorhanden sind. In Richtung Straße sind die Bunker mit einer dicken Gestein-/Erdschicht geschützt.
Die Wanderung führt noch ¼ Kilometer weiter auf dem Waldweg, wobei man in einem Bogen von der Straße weggeführt wird. Dann erreicht man einen tiefen Einschnitt, in dem man den verführerisch leichten Waldweg verlässt und nach links aufsteigt. Rechts vom Weg sind die Bäume mit weißen Strichen gekennzeichnet. Was auch immer dieses Zeichen bedeuten soll, auf jeden Fall geht es leicht aufwärts und nach wieder ¼ Kilometer gabelt sich der Weg und man hält sich rechts. Der Waldweg führt auf der Rückseite eines Hügels herum und dann auf einem sehr geraden Waldweg weiter. Hier kann man dann auch gleich den nächsten Bunker schräg rechts vor sich entdecken. Dieser und die nächsten Bunker sind alle begehbar. Ungewöhnlicherweise sind alle Bunker leer und eigentlich in einem guten Zustand. Nur in einem lagen ein paar sehr alte Schulhefte und einige leere Limonadenflaschen. In dem ersten Bunker auf der Höhe kann man sehr gut erkennen, dass die Bunker früher mit Holz ausgekleidet waren, da hier noch riesig viele Nägel aus den Wänden ragen.
Die nächsten Bunker sind schnell erreicht. Sie sind alle durch einen Weg verbunden und so geht es in einem großen Bogen weiter. Sehr interessant ist, dass in einem der Bunker an der Decke durchnummerierte Ziffern zu lesen sind. Sie stammen anscheinend von den ursprünglichen Verschalungsbrettern und deuten darauf hin, dass die Bunker in Serie hergestellt wurden. Jedenfalls sind sie alle nach dem gleichen Muster aufgebaut. Von der Hangseite ist der Eingang und an den Seiten ist jeweils ein Schießschacht. Nach oben ragt immer ein Rohr bzw. vermutlich ist es eher die Befestigung für ein Periskop raus. Wenn man in die Bunker hinein steigt, dann ist es schon ziemlich überraschend, viel Platz dort ist, zumindest wenn man alleine in dem Raum steht. Im Einsatzfall soll die Besatzung aus 7 Leuten bestanden haben. Dann dürfte es schon ziemlich beengt gewesen sein. Diese Bunker haben alle keinen echten Einsatz erlebt und so befinden sie sich heute nur noch als Betonklötze in der Landschaft. Sehr überraschend ist, dass alle diese Bauwerke immer noch in einem perfekten Zustand sind und die Natur es noch überhaupt nicht geschafft hat, ihren Raum zurück zu erobern. Diese Bunker der Schöberlinie sind von den Tschechen im Jahr 1937 – 38 gebaut worden und sollten mit einer ganzen Kette an Bunkern das Vordringen der Deutschen verhindern. Die Verteidigungslinie hat natürliche Hindernisse wie z.B. das Kamenice (Kamnitztal) mit eingebaut. Eine weitere Vielzahl von diesen Bunkern steht auch bei Všemily (Schemmel) und Srbská Kamenice (Windisch-Kamnitz). Hier sind sie mir auf der Wanderung Schöberlinie schon vor längerer Zeit begegnet. Am Rande der Ortschaft Srbská Kamenice (Windisch-Kamnitz) befindet sich auch ein Museumsbunker mit einer kompletten Ausstattung.
Für diese Wanderung geht es aber weiter durch den Streckwald. Nachdem man den vierten Bunker auf dieser Wanderung passiert hat, erreicht man nach wenigen Metern (< 100 Meter) eine Kreuzung mit vier Himmelsrichtungen, an der es nach rechts relativ steil abwärts weiter geht. Nach einem kurzen Abstieg von 200 Metern wird an einer Kreuzung eine Sandsteinsäule und die gelbe Wanderwegmarkierung erreicht. Dieser folgt man 100 Meter nach links und wandert dann unmarkiert weiter geradeaus. Nach ¼ Kilometer befindet sich auf der linken Wegseite der auffälligste Bunker. Er ist mit so einiger Sprayerfarbe „verschönert“ worden. Aber im Gegensatz zu einer Hauswand oder einem Lärmschutz finde ich das Beschmieren dieses Betonklotzes hier im Wald nicht so schlimm.
Weiterhin auf dem bekannten Weg erreicht man nach etwas mehr als 100 Metern hinter dem bunten Bunker einen Waldweg, der im spitzen Winkel abbiegt. Diesem Weg folgt man und erreicht damit die letzten beiden Bunker auf dieser Wanderung. Das Dach des letzten Bunkers bietet einen netten Blick ins Tal der Suchá Kamenice (Dürrkamnitz). Zu Zeiten des Krieges war hier bestimmt eine große Schneise vorhanden. Zumindest auf ein paar Fotos kann man gut erkennen, dass zwischen den einzelnen Bunkern eine breite Schneise vorhanden war. Der nächste halbe Kilometer führt sehr angenehm durch den Streckwald bis zu einer großen Kreuzung. Hier geht es nach rechts fast horizontal weiter. Ein paar hundert Meter später auf dem Weg stößt auch wieder die bekannte gelbe Wanderwegmarkierung mit dazu und diese führt zurück nach Janov (Jonsdorf). Kurz nachdem man aus dem eigentlichen Wald heraus tritt, hat man quer über die Wiese einen guten Blick auf den markanten Rosenberg. Ein paar Meter vor der Ortschaft steht eine alte Windmühle, die zu einem schönen Ferienhaus umgebaut worden ist. Auf einer Informationstafel an der Grundstücksgrenze wird die Geschichte und tolle Arbeit der Sanierung erklärt. Die gelbe Wanderwegmarkierung führt auf die Hauptstraße von Janov (Jonsdorf), der man nach rechts zum Ausgangspunkt weiter folgt.
Diese Wanderung ist keine der typischen Wanderungen in der Sächsischen bzw. Böhmischen Schweiz, aber sie führt durch den herrlich ruhigen Streckwald und passiert dabei so einige historische Bauwerke. Dadurch, dass die Bunker noch so gut erhalten sind, kann man sich ganz gut hineinversetzen, wie es den Erbauern und den Besatzungen ergangen sein muss. Da diese Zeitzeugen auch nach 75 Jahren immer noch sehr gut erhalten sind, werden diese Betonungetüme bestimmt auch noch ein paar Jahrhunderte weiter in der Landschaft stehen.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Böhmen / Schöna mit dem VVO-Navigator und dann weiter mit dem Tschechischen Navigator (jizdnirady.idnes.cz).
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Jonsdorf Golfplatz
Eine sehr ruhige Runde, man sollte der Beschreibung folgen, sonst sieht man man den Weg nicht oder GPS verwenden, da warscheinlich selten begangen. Leicht zu gehen.