Kerbensteig
Abstimmung:
Ø 3,6 (35 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 3,50 h |
Entfernung: ca. 10,50 km |
Höhenunterschied: ca. 448 Meter |
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beste Reisezeit: nicht an langen Wochenenden |
Schwierigkeitsgrad: steiler Aufstieg Kletterabschnitte |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen Klettern |
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empfohlene Karten: Hinterhermsdorf und die Schleusen; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Hinterhermsdorf |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Hinterhermsdorf - Buchenparkhalle - roter Strich - Königsplatzweg - Königsplatz - Tunnel - Tunnelweg - Hollweg - Kirnitzschtal - blauer Strich - Kerbensteig - blauer Strich - roter Strich - Hermannseck - Schlegelhütte - Schleusenhornweg - Wettinplatz - Cupetiusstein - blauer Strich - Hohweg - Hinterhermsdorf - Buchenparkhalle
Beschreibung:
Ich hatte schon so hier und da vom Kerbensteig gelesen und irgendwie wurde dieser Pfad immer ganz besonders gelobt. Nachdem ich ihn auf den Wanderkarten der Sächsischen Schweiz erst mal an einer vollkommen falschen Stelle gesucht habe (ich hatte ihn im unteren Bereich des Kirnitzschtals vermutet), bin ich dahinter gekommen, dass sich der Steig in der Nähe von Hinterhermsdorf befindet. Da der Weg über den Kerbensteig nicht ganz legal ist, sollte man sich vor dem Wandern dazu Gedanken machen, ob man die Erkundungstour trotzdem unternehmen möchte. Aus meiner Sicht hat sich der Ausflug runter ins hintere Kirnitzschtal gelohnt, aber sicherheitshalber hatte ich den Wanderzeitpunkt auch auf einen Wochentag in den späten Herbst gelegt, sodass die Gefahr, erwischt zu werden, möglichst gering war.
Der Startpunkt liegt an der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf. Von hier geht es auf einem sehr angenehmen Wanderweg zuerst mal in Richtung Königsplatz. Dazu folgt man der Wanderwegmarkierung roter Strich . Das erste Stückchen geht schnurgerade neben einer Schrebergartensiedlung entlang, aber schon am Ende der Gärten biegt der Wanderweg nach rechts ab und der Waldweg wird interessanter. Noch vor dem Königsplatz passiert man die Aussicht Grünstellige, die einen schönen Blick auf die Wälder in Richtung Grenze liefert. Diese Aussicht ist im Gegensatz zu dem Königsplatz viel seltener besucht und hätte die Wanderung nicht gerade erst begonnen, könnte man hier ein hervorragendes Picknick machen. Es geht weiter in Richtung Königsplatz. Der Waldweg verläuft auf fast gleichbleibender Höhe durch einen Buchenwald, der ganz besonders schön in der herbstlichen Sonne strahlt, aber auch sonst viel schöner als so ein langweiliger Fichtenwald ist. Der Königsplatz ist eine wirklich einfach zu erreichende Aussicht mit 2 ½ Bänken und einer Schutzhütte mit Aussicht. Von hier kann man sehr schön auf den Raumberg, den Großen Winterberg und das Tal der Hinteren Sächsischen Schweiz blicken.
Für die weitere Wanderung geht es wieder ein kurzes Stück (ca. 100 Meter) zurück, um dann nach rechts über die Stufen der roten Wanderwegmarkierung zu folgen. Beim Abstieg passiert man einen großen, schräg abfallenden Tunnel, der aber ohne jegliches Kriechen passiert werden kann. Dieser Durchgang ist größtenteils dadurch entstanden, dass zwei Felsen auf eine Felsspalte gefallen sind, aber damit man so komfortabel wie heute durch wandern kann, wurde der eigentliche Weg noch ein Stück tiefer und auch in der Breite ausgebaut. Auch hinter dem Tunnel geht es weiter abwärts, bis ein richtig breiter Forstweg erreicht wird. An dieser Kreuzung wird die rote Wanderwegmarkierung verlassen und man wandert auf dem Forstweg nach rechts weiter. Der sogenannte Hollweg ist mit dem Kirnitzschtal ausgeschildert und wurde laut einer Inschrift auf der linken Wegseite in den Jahren 1926 – 1934 von den Erwerbslosen von Hinterhermsdorf erbaut. Ziemlich auffällig sind die beiden Quadrate auf der Inschrift, die deutlich herausgemeißelte Hakenkreuze erahnen lassen. Nach einem ¾ Kilometer passiert man eine Felsmurmel auf der linken Wegseite, auf der zwei Jahreszahlen (1793 und 1896) und eine Person mit einem Waldhorn zu sehen sind.
Nachdem der Forstweg das Tal der Kirnitzsch erreicht hat, geht es nach links auf der Wanderwegmarkierung blauer Strich weiter. Der Weg an der Kirnitzsch entlang ist immer wieder ein Wohlgenuss und überraschenderweise trifft man hier unten auch relativ selten andere Wanderer. Auf den ersten 1 ½ Kilometern hat die Kirnitzsch noch genügend Platz, um reichlich Mäander (Flussschlingen) zu bilden, aber dann rücken die Felswände zueinander und der Bach kann nur noch geradlinig durch das Tal fließen. Ziemlich komisch sah im Herbst 2011 ein Baum bzw. die Konstruktion drum herum in dem breiten Stück der Kirnitzsch aus. Hier war ein Baum mit mehreren Stämmen ins Bachbett gefallen und auf der tschechischen Bachseite war eine super stabile Stützkonstruktion gebaut worden. So viel Mühe für die Rettung eines Baumes weist schon auf ziemlich viel Naturliebe oder einen besonderen Spieltrieb hin.
Nach wenigen Metern in dem engeren Teil des Tals fällt nach vorne ein vollkommen mit gefällten Bäumen verbarrikadierter Aufstieg auf. Es handelt sich um den Rotkehlweg, der aus dem Tal hoch nach Hinterhermsdorf führt. Irgendwie ist es aber doch sehr seltsam, wenn man einerseits einen einzelnen Baum mit so viel Aufwand stützt und andererseits für eine Sperrung mehrere Bäume auf den Weg metzelt. Für diese Wanderung ist der Rotkehlweg aber auch uninteressant, da es noch weiter auf der blauen Wanderwegmarkierung bis zu den Steinstufen vor der Wolfsschlucht geht.
Hier beginnt der wirklich lustige Teil der Wanderung. Gleich auf der gegenüberliegenden Bachseite befindet sich der Anfang des Kerbensteigs. Um auf die andere Bachseite zu gelangen, gab es früher eine Brücke, aber heutzutage muss man entweder über einen querliegenden Baum balancieren oder die Wanderschuhe ausziehen und durch die immer kalte Kirnitzsch waten. Tatsächlich führt auf der tschechischen Seite ein ganz netter Pfad gleich am Bach entlang. Super lustig sehen nach ein paar Metern die unzähligen Steintürmchen aus. Wer auch immer die vielen dutzend Türmchen auf den Felsvorsprung gestapelt hat, er hat bestimmt gewaltig Spaß dabei gehabt. Der Kerbensteig führt noch ein Stückchen weiter, bis ein Felsen das Weiterkommen am Bach versperrt. Die Spuren zeigen aber deutlich den Hang hinauf und deshalb bin ich dort hoch gekrochen. Auf der gegenüberliegenden Bachseite ist in luftiger Höhe eine Steintreppe in den Felsen gearbeitet, aber irgendwie habe ich nicht erkannt, wie man dort hinkommen sollte. Es sieht eigentlich so aus, als wenn der Weg an der Unterseite der Treppe nach rechts (von gegenüber gesehen, also Bachaufwärts) auf dem Felsenband weiter geht. So kann es also gar nicht so falsch sein, über den Felsausläufer zu wandern und dann gleich wieder in die Pytlácká rokle (Raubschützenschlüchte) abzusteigen, um an die Kirnitzsch hinunter zu gelangen. Beim Aufstieg auf den Felsen fällt auf der rechten Seite im Graben eine ziemlich große Hütte auf, die zwar heutzutage eingefallen ist, aber relativ aufwendig hier im Gelände versteckt liegt.
Nach dem Abstieg, der überraschend einfach bis zur Kirnitzsch hinunter geht, steht man am Bachrand und gegenüber ist eine angeschwemmte Ebene zu sehen. Also die Wanderschuhe zum zweiten Mal ausziehen und hinüber waten. Irgendwie hatte ich gehofft, von der Ebene auf das Felsband und damit dann die Treppe aufwärts zu kommen, aber das war leider nichts. Auf der Sandbank lagen seltsamerweise zwei Holzkonstruktionen (einmal zwei Stämme zu einem Steg verbunden und mehrere Latten zu einer kleinen Platte verbunden), aber irgendwie war nur ein super steiler Aufstieg durch eine Schlucht sichtbar. Von der Sandbank die Kirnitzsch in beide Richtungen geblickt, fallen die Felswände mit den polierten Flächen im unteren Teil auf. Hier kommt man ganz sicher auch nur durch einen ordentlich nassen Spaziergang weiter und der Rückweg noch mal durch den Bach hat mir überhaupt nicht gefallen. So ging es in der Schlucht aufwärts mit einer ordentlichen Kletterpartie. Eigentlich ist nur ein Absatz im ganz unteren Teil besonders anspruchsvoll und dann geht es ganz gut bis hoch zum offiziellen Wanderweg.
Dieser ist mit dem bekannten blauen Strich markiert und wird für diese Wanderung nach rechts weiter gegangen. Etwas mehr als ½ Kilometer ist jetzt als Erholung zu genießen, um dann nach links abzubiegen. Wer diese Tour wandert, sollte natürlich nicht den schlappen Aufstieg über die breiten Stufen wählen, sondern den Weg durch die langgezogene Felsspalte. Der Aufstieg ist mit dem roten Strich gekennzeichnet und mit dem Hermannseck ausgeschildert. Die Aussicht nach dem Aufstieg ist nicht gerade spektakulär, weil man nur in das dicht bewaldete Kirnitzschtal blickt, aber immerhin schaut man von einer Felskanzel ins Tal.
Die Wanderung folgt weiter der roten Wanderwegmarkierung. Auf dem ersten Teilstück bis zum Wettinplatz stehen am Wegesrand so einige uralte verknöcherte Eichen. Am Wettinplatz hat der Nationalpark die mächtigen Bäume aus Wegsicherungspflichten gefällt. Ich finde, das sieht sehr seltsam aus, da jetzt genauso wie an der Buchenparkhalle nur noch Stümpfe herumstehen. Vom Wettinplatz geht es auf dem sehr gut ausgebauten Forstweg in Richtung Buchenparkhalle weiter. Nach 200 Metern auf dem unmarkierten Forstweg biegt nach links ein breiter, aber etwas stärker ansteigender Waldweg in Richtung Buchenparkhalle ab. Dieser Weg sieht ganz besonders toll im Herbst aus, weil dann die gelben Blätter der Buchen besonders leuchten. Die letzten Meter bis zur Buchenparkhalle werden auf der Wanderwegmarkierung blauer Strich bewältigt.
Irgendwie hatte ich mir von dem Kerbensteig aber einfach mehr versprochen, als nur einen Pfad, der 300 Meter neben der Kirnitzsch entlang läuft. Vermutlich ist der Weg früher auch viel schöner gewesen, da der Zugang mit zwei Brücken erfolgte und man dadurch einen netten Blick in das Kirnitzschtal hatte und außerdem kein blödes Klettern unternehmen musste.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Hinterhermsdorf Erbgericht mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Hinterhermsdorf Buchenparkhalle
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €
Eine interessante Expedition.
Der Kerbensteig ist gut auf https://kerbensteig.jimdo.com/ dokumentiert und nach der Beschreibung dort in mehrere nur noch sparat begehbare Teile zerfallen. Da er in der Kernzone liegt und nicht mehr durchgängig begehbar ist, sollte man sich das gut überlegen ob man hier wandern möchte.
Ganz sicher ist es kein Weg für den Famileinausflug.
Es ist traurig, dass die ältesten und interessantesten Wanderwege nicht wieder begehbar gemacht wurden, wie auch der Fremdenweg und der Gratweg Thorwalder Wände!
Natürlich kann man die „Kernzone“ immer vorschieben, aber der Wille ist auf beiden Seiten gar nicht vorhanden.
Man hatte gedacht, eine Öffnung und Wiederherstellung wäre nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation selbstverständlich sofort möglich!
Weit gefehlt! Neue Vorbehalte waren schnell gefunden …
Im Gegensatz zu anderen Wegsperrungen im Nationalpark gibt es hier zumindest eine sehr schöne Alternative zum Kerbensteig. Der Verlust ist denke ich verkraftbar. Viel interessanter ist, ob der Weg an der Kirnitzsch nach dem Borkenkäfer wieder begehbar gemacht wird oder nicht.
Wenn man die Schönlinder Brücke wieder aufbauen würde, wäre das schon sehr schön. Es gibt ja hier auf viele Kilometer keinen Grenzübergang und das schwarze Tor wäre keine Sackgasse mehr.
… was früher einfach „normal“ war, aber was ist heute schon noch normal ?!
Hallo Leute, seid Ihr froh, dass der Kerbensteig zu ist und nur fuer uns begehbar ist. Sonst werden auch hier tausende Touristen sein! Der heutige Zauber waere dann schnell vorbei. Das Risiko und Abenteuer lohnt sich doch!
Franz von Tschechien
Das gilt auch für Gratweg, Grenzweg, Auerhahnsteig und deren Zugangspfade …
Alles was die Nationalparkverwaltung gesperrt hat, ist besonders interessant und begehenswert.
Und wenn man mal einen Zugang nicht findet,steht genau dort oft ein Verbotsschild , das die Nationalparkverwaltung dort angebracht hat.
So wie ein Wegweiser für uns , die wir lieber allein die stillen Pfade genießen.