Wehl Grund
Abstimmung:
Ø 3,6 (34 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,00 h |
Entfernung: ca. 5,00 km |
Höhenunterschied: ca. 365 Meter |
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beste Reisezeit: nicht an langen Wochenenden |
Schwierigkeitsgrad: steiler Aufstieg Kletterabschnitte festes Schuhwerk |
Untergrund: Wanderweg und Pfad Hühnerleiter Klettern |
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empfohlene Karten: Die Bastei; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Rathen/Wehlen |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Bastei - Basteiparkplatz - blauer Strich - Gansweg - Aussicht Pavillonwächter - blauer Strich - Schwedenlöcher - Raaber Kessel - Wehl Grund - Felsenbühne - Kleinen Gans - blauer Strich - Gansweg - Bastei - Basteiparkplatz
Beschreibung:
Als ich mal wieder ein schönes Schauspiel in der Felsenbühne genoss, kam mir die Frage, ob man den Wehlgrund nur über den vorderen Zugang betreten kann oder ob es noch weitere Wege geben könnte. Nach einem kurzen Kartenstudium (die Bastei-Karte von Dr. Böhm www.boehmwanderkarten.de) war die Antwort relativ schnell gefunden und natürlich muss so etwas auch gleich in der Realität ausprobiert werden. Da ich kein Bedürfnis habe, mich um die Eintrittsgebühren einer Vorstellung herum zu mogeln, habe ich die Erkundung auf einen ruhigen Tag in der Sächsischen Schweiz im Herbst gelegt. So schauen einen wenigstens keine anderen Besucher vollkommen verdutzt an, wenn man irgendwo abseits der bekannten Wanderwege unterwegs ist.
Die Wanderung startet am großen Parkplatz der Bastei. Von dem Parkplatz geht es gleich auf der Rückseite nach links in Richtung Schwedenlöcher. Markiert ist der Wanderweg mit dem blauen Strich . Noch auf der Höhe des Parkplatzes biegt der blau markierte Wanderweg nach rechts auf den Gansweg ab. Um eine schöne Aussicht auf dieser Wanderung zu besuchen, verlässt man nach 200 Metern den blau markierten Wanderweg kurz und wandert schräg nach rechts weiter. Schon nach wenigen Metern erreicht man eine Aussicht über den Wehlgrund und auf die Basteibrücke. Es ist schon ziemlich beeindruckend, wenn man die Besuchermassen auf der gegenüberliegenden Seite des Tals sieht und hört, aber selber den Ausblick mit nur ganz wenigen anderen Besuchern teilen muss.
Von der Aussicht geht es geradeaus bis zum Platz vor dem Abstieg in die Schwedenlöcher. Hier ist der Weg wieder mit dem blauen Strich markiert. Irgendwie sitzen an dieser Stelle sehr häufig irgendwelche Wanderer. Vermutlich kommen sie ziemlich auf dem Zahnfleisch (deshalb steige die Schwedenlöcher nur abwärts) die vielen Stufen hochgeschnauft und müssen sich hier oben erst mal ausruhen. Der Platz wird auch sehr gerne von Schülergruppen als Sammelplatz benutzt, um die unterschiedlichen „Leistungsklassen“ wieder zusammenzuführen. Der Weg die Stufen hinunter ist ein wirklich schöner Abstieg und ein sehr guter Eindruck für eine typische Schlucht in der Sächsischen Schweiz. Die Stufen sind ziemlich unterschiedlich, so geht es mal über Holzbohlen, Eisenstufen oder auf echtem Sandstein abwärts. Die Felswände der Schlucht sind an manchen Stellen so eng beieinander, dass man mit ausgestreckten Armen beide Seiten berühren kann. Manche Felswände ragen über ein paar dutzend Meter senkrecht nach oben. Dadurch ist das Klima unten im Grund der Schlucht schon manchmal ziemlich frisch oder im auch Sommer angenehm. Durch die vielen moosbewachsenen Felsen kann man auch erkennen, dass die Sonne nur sehr kurz am Tage hier hinein scheinen kann. Nach 300 Metern Abstieg kann man auf der linken Seite eine abzweigende Schlucht entdecken, an deren Zugang deutlich sichtbare rechteckige Ausbuchtungen zu erkennen sind. Dabei handelt es sich um einen uralten Pfad durch die Wilden Schwedenlöcher, der heutzutage durch das Kernzonengebiet verboten ist.
Die Wanderung führt weiterhin auf dem offiziellen Weg abwärts. Zwischendurch wird sogar noch eine Höhle passiert, die aber sehr einfach zu bewältigen ist. Hier muss man gerade ein kleines bisschen den Kopf einziehen. Am Ende der Felsspalten erreicht die Wanderung eine riesig lange Treppe mit richtig breiten Stufen. Nach ein paar dutzend Stufen ist nach rechts ein Pfad zu erkennen, der sich am Felsenfuß entlang schlängelt. Der Weg ist mit dem schwarzen Pfeil ausgeschildert und damit ein erlaubter Weg. Nur auf den ersten paar Metern ist der Pfad noch ein wenig verteilt, aber schon mit der ersten Kurve ist ein deutlicher Trampelpfad zu erkennen. Von diesem Pfad aus kann man sehr häufig den Wanderweg unten im Tal sehen und auch immer wieder Stimmen hören. Ganz extrem ist der Geräuschpegel natürlich auf der Höhe des Amselsees, solange hier Boote fahren. Die meisten Bootsfahrer sind nicht besonders romantisch, sondern eher mit Faxen unterwegs und das kann nur mit Geräuschen verbunden sein.
In der Verlängerung der Staumauer befindet sich der Raaber Kessel, den man von dem Pfad auch ganz hervorragend durch die riesig lange Holztreppe erkennen kann. Diese Treppen, auch Hühnerleitern genannt, sind als Erosionsschutz gedacht, damit durch die Besucher nicht ganz so sehr der Waldboden losgetrampelt wird. Über diese Treppe geht es auf der einen Seite in den oberen Ausläufer des Kessels hinunter und gegenüber wieder hoch zur Vorderen Kleinen Gans. Auf der südlichen Seite des frei stehenden Felsens befindet sich eine nette Aussicht auf den Talwächterfelsen und die dahinter liegenden Feldsteine. Auf dem weiteren Weg über den Pfad erreicht man eine große Felswand mit einem riesigen Sandkasten davor. Irgendwie ist es wirklich verwunderlich, dass so ein loser Sand nicht mit jedem Regenschauer sofort den Hang hinunter gespült wird. Wenn man die Wanderung im Herbst oder Winter unternimmt, dann kann man links durch die Bäume die Brücke der Bastei sehen. Diese Perspektive ist sehr ungewöhnlich, aber es gibt keine einzige Stelle mit einer wirklich freien Sichtachse. Nach wieder mal ein paar Metern auf dem Pfad hinter dem riesigen Sandkasten kann man links unten die Felsenbühne entdecken. Spätestens jetzt weiß man, dass man sich im Wehlgrund befindet. Wenige Meter nachdem man die Besucherplätze der Felsenbühne passiert hat ist auf der rechten Seite zwischen den einzelnen Felsen ein deutlicher, flacher Aufstieg zu erkennen. Diese Stelle muss man sich merken, da zuerst noch ein bisschen die Neugier gestillt werden muss, wie es denn wohl hinter dem Gelände der Felsenbühne aussieht. Dazu wandert man noch ein Stückchen weiter, um dann festzustellen, dass es auf der Rückseite einen stabilen Zaun und einen Regensammelgraben gibt. Wenn man mit dem Rücken zum Zaun steht, dann sind zwei unterschiedliche Schluchten zu erkennen. Der Grund auf der linken Seite führt in Richtung Wehlkegel und Wehlstein. Vermutlich sind die beiden auch die Namensgeber für den Wehlgrund. Es ist schon wirklich komisch, dass der Wehlgrund nichts mit der Ortschaft Wehlen zu tun hat, sondern sich eher in der Nähe von Rathen befindet. Links oben befindet sich der Gebäudebereich der Bastei. Es sieht schon sehr seltsam aus, dass hier unten riesige Mengen an Porzellanscherben herumliegen. Da es sich alles um die gleichen schweren Porzellanstücke handelt, würde ich mal tippen, dass irgendwann das ausrangierte Geschirr in die Schlucht geworfen wurde und seitdem hier verteilt wird.
Die beiden Schluchten sind auf der Rückseite miteinander verbunden und so kann man ohne ein Problem schon mal in die Richtung des Aufstieges weiter wandern. Die zweite Schlucht sieht sehr unberührt aus und dürfte auch höchstens für Kletterer interessant sein. So geht es zu dem schon bekannten Aufstieg oberhalb der Zuschauerränge. Der Pfad ist gut zwischen dem Pavillonwächter und der Wehlnadel in der Landschaft zu erkennen und mit nur ganz leichten Klettereinlagen erreicht man die Ebene bei der kleinen Gans. Rechts von dem Aufstieg befindet sich eine schöne Aussicht auf den Wehlgrund und die gegenüberliegende Basteibrücke. Von hier geht es auf gleichbleibender Höhe zurück (von unten kommend nach links). Bald ist der bekannte Bereich zwischen der Aussicht und dem Zugang zu den Schwedenlöchern erreicht und weiter geht es geradeaus auf der Wanderwegmarkierung blauer Strich bis zum Ausgangspunkt der Wanderung. Wer neugierig ist und mal sehen möchte, wo die Wanderung entlang geführt hat, der sollte von dem Parkplatz noch das Ministück bis zur Bastei vorgehen. Hier ist zwar meistens ordentlich Trubel, aber der Blick in den Wehlgrund und natürlich auch ins Elbtal ist schon sehr imposant und ein schöner Abschluss dieser Wanderung.
Die Wanderung hat viel Spaß gemacht und mal wieder in ein neues Gebiet geführt. Es ist immer wieder interessant, was man so alles entdecken kann, wenn man mit dem Finger auf einer ordentlichen Landkarte herumfährt. Was man mit der Wanderung auf jeden Fall schnell herausfindet ist, dass man es nicht schafft, von irgendwelchen Pfaden ohne Eintrittskarte in die Felsenbühne rein zu blicken. Zum Glück ist das so, sonst würden sich bestimmt ganze Familienverbände auf den versteckten Pfaden herumtreiben.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Bastei mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Bastei
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 12,00€