Wilkeaussicht
Abstimmung:
Ø 3,3 (37 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,50 h |
Entfernung: ca. 6,50 km |
Höhenunterschied: ca. 230 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer nicht an langen Wochenenden |
Schwierigkeitsgrad: leicht |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Große Karte der Sächsischen Schweiz; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Rathen/Wehlen |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Dorf Wehlen - Schulstraße - Pirnaer Straße - Teichweg - Vorwerkstraße - Panoramaaussicht - Steinbruch - Ruine Atelier Pol Cassel - Wehlener Himmelsleiter - Mühlensteig - Steinbruchweg - Alte Steinsäge - ehemaliges Wohnhaus Elfriede Lohse-Wächtler - Schwedenhöhle - Wilkeaussicht - Wilkebach - Dorf Wehlen - Vorwerkstraße - Pirnaer Straße - Mittelweg - roter Strich - Schulstraße
Beschreibung:
Ich bin mal wieder mit dem Finger über die Landkarte gefahren und unsere große Tochter (9 Jahre) wollte auch mal wieder ein paar Meter mit dem Papa in Zweisamkeit wandern gehen. Also haben wir uns auf den Weg nach Wehlen gemacht. Man muss wissen, dass die Ortschaft am oberen Rand des Elbtals Dorf Wehlen heißt und sich die Ortschaft unten am Elbufer Stadt Wehlen nennt. Der Startpunkt für diese Wanderung ist der Parkplatz gleich am Ortseingang (wenn man von Lohmen kommt) von Dorf Wehlen. Die ersten paar Meter muss man auf der Fahrstraße abwärts wandern, bis ca. 50 Meter hinter der abknickenden Vorfahrtsstraße. Hier biegt nach rechts der Teichweg ab. Auch die „Kleine Sächsische Schweiz“ (www.kleine-saechsische-schweiz.de) ist hier ausgeschildert. Ich hätte die Zufahrt bzw. den Zugang dazu ja eher im mittleren Teil von Dorf Wehlen vermutet, aber wenn man weiter am Dorfrand auf dem Teichweg wandert, dann passiert man die Miniaturanlage oberhalb und kann auch durch den Zaun schon mal einen Blick auf die Anlage erhaschen. Die Wanderung führt die ganze Zeit am südlichen Rand von Dorf Wehlen entlang und damit hat man einen schönen Blick auf die Ortschaft.
Zwischendurch ist sogar mal die Wilkeaussicht ausgeschildert. Nach einer Strecke von etwas mehr als einem Kilometer auf dem Teichweg bzw. am Ortsrand entlang erreicht man ganz kurz vor der gut befahrenen Hauptstraße die Vorwerkstraße. Diese ist zwar ziemlich breit, aber super hubbelig und so fahren hier keine oder nur ganz wenige Fahrzeuge. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite weist zwar schon eine Tafel auf die Wilkeaussicht hin, aber für diese Wanderung wird erst mal der Weg auf der Vorwerkstraße eingeschlagen. Am Ende dieser alten Steinbruchstraße steht auf der linken Wegseite ein Hinweisschild auf eine Panoramaaussicht, die tatsächlich einen tollen Blick weit in Sächsische Schweiz erlaubt. Nur auf unserer Wanderung klappte das mit der Aussicht an der Stelle nicht so richtig, da der Ausblick von einem hochgewachsenen Maisfeld versperrt war. Als wir die Straße aber weiter gewandert waren, konnten wir dann doch noch über die Pflanzen hinwegsehen.
Die Wanderung führt auf der Steinbruchstraße weiter in Richtung Elbe. Der Weg verläuft sehr angenehm über die Ebene und fällt auch mit Erreichen des Waldes nur leicht und angenehm ab. Noch weisen einige Schilder auf die alten Steinbruchtätigkeiten hin, aber heutzutage sind die Arbeiten zum größten Teil eingestellt. Die Zufahrt zum Steinbruchgelände ist mit einer Schranke versperrt, aber selbst von der Stelle erhält man schon einen sehr guten Einblick in den ehemaligen Steinbruch. Für die weitere Wanderung geht es gleich neben der Schranke auf der Elbeseite wieder ein Stückchen zurück. Im Gegensatz zu den bisherigen Wegen handelt es sich jetzt um einen Minipfad, der aber eigentlich viel mehr Spaß macht. Auf jeden Fall wird der Pfad nur relativ selten begangen und man hat eher das Gefühl, bei einer Expedition zu sein. Schon nach wenigen Metern kann man hier einen von den tollen Sandsteinen mit dem Logo des Steinbruchpfades sehen. Ab hier lassen sich, auch nach Jahrzehnten, immer noch ganz viele Relikte aus der aktiven Zeit der Steinbrüche entdecken. So passiert man bald einen großen hohen steinernen Sockel und gleich daneben noch die Konsole von einem Seiltrommellager.
Eigentlich geht der Weg an dem Sockel schon abwärts, aber geradeaus befindet sich eine Ruine und eine dazu gehörende Erklärungstafel. Bei der Ruine handelte es sich im Ursprung um das Sommerhaus des Malers Pol Cassel (1892 – 1945). Vermutlich haben auch danach noch irgendwelche Leute das Haus weiter genutzt, aber leider ist es dann irgendwann abgebrannt und so sind eigentlich nur noch die Außenmauern vorhanden. Unsere große Tochter, mit der ich unterwegs war, hat (von außen) die Ruine ziemlich genau betrachtet und ihre Gedanken sind an dem alten eisernen Bettgestell und dem Küchenherd hängen geblieben. Mich hingegen hat es ziemlich verwundert, wieso an der Stirnwand ein handbreiter Riss quer von oben nach unten verläuft. Ob sich hier der Hang noch so gewaltig bewegen kann?
Die Wanderung führt wieder von der Ruine zurück bis zu dem gut sichtbaren steinernen Sockel. Hier geht es über einige Stufen bergab und dann erreicht man ein ziemlich großes Bauwerk, das schräg den Hang hinunter führt. Es handelt sich um eine der ehemaligen Trassen, auf denen die Sandsteinklötze unter Zuhilfenahme von Loren ins Tal transportiert worden sind. Neben dem Bauwerk führt eine lange gerade Treppe den Hang hinunter, bei der man bei nassem Wetter Obacht geben sollte, weil die Steine ordentlich glatt werden. Früher waren die Hänge noch viel mehr mit Wegen und Pfaden durchzogen und damit man die schräge Trasse passieren konnte, ist im unteren Teil sogar ein kleiner Tunnel da durch gebaut. Was auch immer hier Seltsames passiert ist, so befindet sich hier jetzt, im Herbst 2016, links ein ordentliches Stück Zaun mit einem stabilen, abgeschlossenen Tor. Komischerweise ist dieses Zaunstück nur wenige Meter (ca. 2 Meter) lang und versperrt gerade den Steinbrecherpfad. Seltsamerweise steht kein Schild dort und wenn man von der anderen Seite kommt ist vorher auch überhaupt keine Wegsperre vorhanden. Man kann den Zaun aber ohne Probleme umgehen und auf dem Steinbrecherweg weiter wandern. Dass dieser Weg ein Privatweg ist, sollte jedem bewusst sein, aber das gilt für den kompletten Steinbrecherweg. Wenn denn der Zaun darauf hinweisen soll, dass es ein Privatgrundstück ist, dann schafft es ein weiterer Grundstücksbesitzer mit den Schildern „Privatgrundstück, Betreten auf eigene Gefahr“ und „Hunde sind an der Leine zu führen“ würdevoller. Die Wanderung passiert so einige ehemalige Steinbrecherhäuser, die heutzutage häufig als Wochenendhäuser benutzt werden. An einem der Häuser hängt ein Straßenschild mit dem Namen Alfred-Grafe-Weg. Im Garten des Hauses steht ein ziemlich neu aussehendes Häuschen mit einem richtig spitzen Dach. Meine Tochter hat die Dachform mit einer Zwergenmütze verglichen und die Beschreibung ist wirklich gut. So klein wie die Hütte ist, könnte es sich sehr gut um ein Toilettenhäuschen handeln.
Nach einer Strecke von nicht ganz ½ Kilometer erreicht man wieder eine dieser schrägen Trassen, auf der mehrere Rohre verlaufen. Über die Trasse und die Rohre muss man hinüber steigen und dann geht es über die Stufen neben der Trasse aufwärts. Ein paar Meter rechts neben der Treppe fällt eine richtig hoch gemauerte Stützsäule auf. Dass man sich hier so viel Mühe gemacht hat, finde ich wirklich verwunderlich. Ich hätte gedacht, es wäre doch viel einfacher, den Felsüberhang einfach herunterfallen zu lassen. Aber vielleicht ist das Gelände auch zu steil und die darunterliegenden Häuser durch einen solchen Klotz zu gefährdet. Am Ende der Treppe ist man jedenfalls wieder am Rande des schon bekannten Steinbruches angekommen.
Hier geht es in einem kleinen Schlenker nach rechts und schon erreicht man eine kleine Ausstellungsfläche des Steinbruchpfades und eine tolle Aussicht. Auf der Ausstellungsfläche liegen ein paar kleine und große Wannen von Loren und mehrere Seilwinden herum. Die Seilwinden sind zum Teil schon etwas sehr kräftig, da hier ein Stahlseil von 2 cm Durchmesser aufgewickelt wird. Bei der Aussicht ist nicht etwa der Blick ins Elbtal besonders, sondern eher der sehr große steinerne Tisch und die Sitzplätze drum herum. Der Platz lädt so verlockend zu einem Picknick ein, dass man einfach nicht dran vorbei kommt. Außerdem hat man einen guten Blick auf die gegenüberliegende Elbseite. Hier ist im August 2010 der Hang nach einem Starkregen ins Rutschen gekommen und hat sich dann den Weg durch den Tunnel der Bahnlinie gesucht. Das waren einige hundert Tonnen Erde und Gestein und damit war der Elberadweg für einige Tage unpassierbar.
Die Wanderung verlässt den Platz in östliche Richtung (von der Aussicht gesehen nach rechts) und es geht ziemlich bequem weiter. Hier kann man immer mal wieder unterschiedlichste Spuren von Steinmetzen entdecken. So findet man als erstes einen Wegweiser mit einem aufgesetzten Hut, was auf das Wirken von Andreas Bartsch, dem Steinbruchführer (www.steinbruchfuehrungen.de), hinweist. Vermutlich sind die nächsten Skulpturen auf Bodenhöhe, ein Gesicht und eine große Hand, auch Arbeiten von ihm. Schon nach wenigen Metern erreicht man die riesige Sammlung an technischen Gegenständen, die Andreas Bartsch in den Steinbrüchen gefunden hat. Es sind sehr unterschiedliche Exponate, die von einzelnen Eisenbolzen bis zur Drehscheibe und der dazu passenden Lore gehen. Es ist beeindruckend, welche Mengen an Ausstellungsstücken Herr Bartsch hier zusammengetragen hat. Auf dem Gelände der Alten Steinsäge kann man noch so einige Bahnschienen entdecken, aber erst mit dem Lageplan in der Schautafel wird es auch verständlich, wozu die unterschiedlichen Strecken gewesen sind.
In dem Gebäude der Alten Steinsäge bzw. dem Werkleiterhaus hat, nachdem der Betrieb eingestellt worden ist, die Dresdener Malerin Elfriede Lohse-Wächtler für etwas mehr als ein Jahr gelebt und gearbeitet. Sehr lustig ist an dieser Ruine die Beschriftung auf dem Briefkasten: Bitte keine Werbung, dafür mehr Liebesbriefe. Der Satz ist so nett, dass wir selber denken, diese freundlichen Worte auf unseren Briefkasten zu kleben. An der östlichen Seite des Gebäudes bzw. des Grundstückes befindet sich noch ein ordentliches Tor mit zwei riesigen Torsäulen. Vermutlich sind es rohe Mühlsteine, die auch noch die nächsten Jahrzehnte und bestimmt auch Jahrhunderte hier oben stehen können.
Nach diesem sehr abwechslungsreichen Platz geht es weiter auf dem Steinbruchpfad. Auch hinter dem Gelände stößt man bald wieder auf einen dieser großen steinernen Sockel, auf denen die großen Seilrollen gestanden haben. Die Dinger funktionierten mit dem ganz einfachen Prinzip der Schwerkraft. An beiden Enden des Seils war jeweils eine Lore befestigt und dadurch, dass die volle Lore ins Tal hinunter fuhr, wurde die andere Lore den Berg wieder hoch gezogen. In der Seiltrommel war nur eine Bremse, die die Abfahrt ein wenig kontrollierter machte.
Auf dem weiteren Weg bis zur Wilkeaussicht weisen so einige Schilder auf eine sehr unscheinbare Gefahr hin. Quer unter dem Weg verläuft die Schwedenhöhle. Es gibt in der Sächsischen Schweiz mehrere Schwedenhöhlen, die aber alle den Namen dadurch haben, dass die Einheimischen sich und ihr Eigentum vor den Schwedischen Besetzern um 1639 in Sicherheit gebracht haben. Diese Schwedenhöhle soll 45 Meter lang, 0,8 bis 1,2 Meter breit und zum Teil 9 bis 10 Meter hoch sein. Die Höhle ist dadurch entstanden, dass ein riesiger Massivblock in Richtung Elbe abgerutscht ist. Die Gefahr geht von mehreren kleinen unscheinbaren Löchern aus, die aber in richtig tiefen Räumen der Höhle enden. Hier sollte man ganz sicher nicht hinein purzeln und deshalb sollte man ganz besonders auf seine kleinen Zwerge achtgeben.
Bald ist die Wilkeaussicht erreicht und auch hier lädt eine Bank zum Verweilen ein. Die Aussicht in das Elbtal, auf Stadt Wehlen, die Weißen Brüche und rüber zum Rauenstein ist wirklich sehr schön und man sollte den Blick genießen. Wie auch bei dem größten Teil der anderen Aussichten ins Elbtal ist auch an dieser Aussicht nur sehr wenig Betrieb und so darf man sich an dem Blick in Ruhe erfreuen. Diese Aussicht wird seit dem 26. Mai 1877 Wilkeaussicht genannt. Vorher erinnerte der Aussichtpunkt an einen Pfarrer aus Dorf Wehlen und hieß Poltermanns Ruhe. Auf dem Weg zurück von der Aussicht passiert man einen Wegweiser aus Sandstein, der überraschend neu ist. Auch hierbei handelt es sich um ein Stück des Steinbruchpfades, der sehr gelungen aussieht und anschaulich auf die historische Nutzung des Pfades hinweist.
Von dem Zugang der Wilkeaussicht führt die Wanderung geradeaus weiter in Richtung Dorf Wehlen. Auf der rechten Seite des Pfades befindet sich das tiefe Tal des Wilkebaches. Bald (ungefähr 400 Meter) erreicht man wieder die bekannte alte Steinbruchstraße, auf der man nach rechts weiter wandert. Diese Straße endet auf der heutzutage doch relativ viel befahrenen Zufahrt von Stadt Wehlen. Zum Glück muss man nur 100 Meter weiter geradeaus, also in Richtung Stadt Wehlen, wandern, um dann nach links auf den Mittelweg abzubiegen. Bei diesem Weg handelt es sich zwar auch um eine Dorfstraße, aber seltsamerweise ist hier nur sehr wenig Verkehr und so kann man sehr angenehm durch die Ortschaft Dorf Wehlen wandern. Auch wenn zwischendurch ein Sackgassenschild auf das Ende der Straße hinweist, so hat man als Wanderer damit kein Problem, da man durch eine Gasse bis fast zum Ausgangspunkt gehen kann. Die letzten paar Meter muss man nach rechts auf der bekannten Straße bis zum Parkplatz wandern.
Diese Wanderung hat unserer Tochter und mir ganz hervorragend gefallen, da sehr viele abwechslungsreiche Punkte und Teilstrecken enthalten waren. Natürlich war die Wilkeaussicht schon etwas besonderes, aber auch der Weg über den Steinbruchpfad hat viel Spaß gemacht.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Dorf Wehlen Gemeindezentrum mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Dorf Wehlen Die Kleine Sächsische Schweiz
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 3,00€