Wildwasserfahrt
Abstimmung:
Ø 3,1 (15 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 6,00 h |
Entfernung: ca. 25,50 km |
Höhenunterschied: ca. 633 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: sehr lang witterungsbedingt schwierig |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen Leiter |
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empfohlene Karten: Nationalpark Böhmische Schweiz; Nationalpark Böhmische Schweiz |
Region: Böhmen |
Mehr Details hier |
Warnung:
Achtung diese Tour lässt sich im Moment so nicht durchführen, weil:der Hintere Brückengrund, der Zugang zum Schwarzen Tor (Rotes Floss), der Pohligsgrund und der Untere Weg am Käs und Brot durch querliegende Fichten versperrt sind
Kurzbeschreibung:
Daubitz - Gasthaus Stará hospoda - gelber Strich - Pekelský Dul - Dreipfotiges Büchel - Theodorhalle - Pechofen - blauer Strich - Balzhütte - Hubertusbuche - Jungferntanne - Brückengrund - grüner Strich - Rotes Floß - Schwarze Tor - blauer Strich - Natterborn - Wolfstafel - Grenzübergang Hinterdaubitz - Khaatal - Touristenbrücke - grüner Strich - Radweg 3032 - Radweg 3031 - Daubitz
Beschreibung:
Also erst mal eine kurze Aufklärung, dass es sich nicht um eine echte Wildwasserfahrt handelt. Das ist meiner Erkenntnis nach in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz nicht mehr möglich. Früher ist auf der Kirnitzsch durch das Ziehen der beiden Schleusen bei Hinterhermsdorf im Herbst hin und wieder eine Flutwelle entstanden, die für Wildwasserfahrten genutzt wurde, aber durch das heute herumliegende Holz dürfte das unmöglich sein. Hier müsste erst mal der Bachlauf aufgeräumt werden, was aber nicht das Ziel der beiden Nationalparks ist. Der Wanderungsname ist geklaut aus einem Wanderführer, der aber leider heutzutage nicht mehr erhältlich ist. Dabei handelt es sich um den Wanderführer „Böhmische Schweiz“ (ISBN 80-86050-30-0) von den beiden Autoren Petr David und Vladimír Soukup (Verlag Soukup & David www.soukup-david.com). Hierin ist diese Wanderung beschrieben und hat die Überschrift „Eine Wildwasserfahrt über das Meer der Steine“. Auf diese Wanderung hat mich ein netter Leser unserer Internetseiten aufmerksam gemacht und dafür bin ich sehr dankbar. Das kann ich jetzt schon mal sagen, es war eine spitzenmäßige Empfehlung. Hier kommt jetzt meine eigene Beschreibung:
Der Startpunkt liegt in der Ortschaft Doubice (Daubitz). Hier habe ich gleich mal wieder die Länge des Ortes überschätzt und schon war ich wieder auf der nördlichen Seite aus dem Dorf herausgefahren, ohne einen brauchbaren Parkplatz entdeckt zu haben. Deshalb habe ich unseren Wagen an dem erstbesten Waldweg abgestellt und musste mit Überraschen feststellen, dass die Wanderung genau an dieser Stelle einige Stunden später wieder herauskommen sollte. Also ging es von dort erst mal bis in den Ort zurück. An der einzigen ernstzunehmenden Kreuzung befindet sich das auffällige Gasthaus „Stará hospoda“ (www.starahospoda.cz). Hier stehen überraschend viele Holzstatuen im Garten der Gaststätte herum. Bei mehreren der Figuren lässt sich über Geschmack streiten, aber es sind auch ganz besonders lustige und schöne (z.B. Schneewittchen und die sieben Zwerge) dabei.
Die Wanderung führt weiter durch den Ort und dann ein kurzes Stück (höchstens 400 Meter hinter dem letzten Haus) über die kleine Landstraße in Richtung Dolní Chřibská (Niederkreibitz). Die Wanderung ist ab der Gaststätte mit dem gelben Strich markiert und genau dieser biegt dann auch nach rechts von der Landstraße ab. Als ich die Wanderung im Sommer 2009 unternommen habe, war am Tag zuvor ein richtiges Gewitter durch die Böhmische Schweiz gezogen. Schon auf der Hinfahrt begegnete mir eine Straßenkehrmaschine, die versuchte, über die Straße geschwemmte Erde wegzukehren. Als ich jetzt von der Straße in den Waldweg abbog, tauchte gleich das nächste Hindernis auf. Der kleine Bach (Pekelský Důl) war angeschwollen und zu einem ordentlichen Bach mit einer Breite von 10 Metern angewachsen. Das Wasser war nicht tief, aber gleich zum Anfang der langen Wanderung durch ein einige Zentimeter tiefes Wasser-Matsch-Gemisch zu waten, erschien mir als nicht besonders sinnvoll. So habe ich erst mal einen kleinen Schlenker eingelegt und bin doch im Wasser gelandet.
Die Wanderung steigt erst parallel des Baches aufwärts und dann geht es der gelben Wanderwegmarkierung weiter hinterher. Es geht insgesamt 1 ½ Kilometer leicht ansteigend aufwärts. Nach diesen ersten 100 Höhenmetern erreicht man eine mächtige Buche, an der es nach links weitergeht. Die Wanderung verläuft sehr angenehm ruhig durch den Wald und passiert zwischendurch eine ungewöhnliche Buche mit dem Namen Třípackový buk (Dreipfotiges Büchel). Wer auch immer das auf dem Schildchen übersetzt hat, ich würde mal deuten, dass es eigentlich dreistämmige Buche heißen soll. Man erreicht nach einem Kilometer die ehemalige Jagdhütte U Eustacha. Hier wechselt der Weguntergrund und es geht auf einem schmaleren Weg nach links runter. Hier wird der Weg abwechslungsreicher und steigert sich bis hin zu einem Felsenlabyrinth. In diesem Felsenlabyrinth wird der Weg auch ein kleines bisschen anspruchsvoller (es geht über eine Leiter in einen Höhlengang). Dieses Teilstück heißt Theodorova hala (Theodorhalle) bzw. zwischen den Felsen Theodorova chodba (Theodorgang). Auf dem weiteren gelb markierten Weg erreicht man die Smolárna (Pechofen). In diesem breiten Talkessel soll einerseits in weit vergangenen Zeiten Pech aus Kiefern gewonnen worden und außerdem sich die Einheimischen vor den Napoleonischen Truppen versteckt haben. Auf jeden Fall sicher ist, dass an der linken Felswand eine königliche Krone und das Datum 10.6.1849 eingemeißelt ist. Die Wanderung führt noch ein kleines Stück abwärts und erreicht bald die Zufahrtsstraße zur Na Tokání (Balzhütte).
Auf der Zufahrtsstraße wechselt die Wanderwegmarkierung in den blauen Strich und es geht ein paar Meter nach rechts, bis man die Minisiedlung mit den schwarzen Häusern im Wald erreicht. Heutzutage ist die Na Tokání (Balzhütte) ein beliebter Rastplatz von Wanderern und Radfahrern. Im Ursprung, vor mehr als 450 Jahren, war diese Siedlung für Jäger und später für Gäste des Grafen Kinský (1574 – 1634). Leider sind die Gebäude mit einer großen Sammlung Jagdtrophäen im Jahre 1905 abgebrannt. Da diese Wanderung doch einen ziemlich großen Bogen durch die Böhmischen Wälder unternimmt, bietet sich eine der Gaststätten der Na Tokání (Balzhütte) als Rastplatz an. Bis heute habe ich die vorderste und die hinterste Gaststätte ausprobiert und beide waren gut und sehr günstig.
Die Wanderung führt durch die Siedlung und dann weiter auf der blauen Wanderwegmarkierung. Hinter der Siedlung beginnt einer der ruhigsten und angenehmsten Wanderwege der Böhmischen Schweiz. Auf diesem relativ breiten Waldweg trifft man normalerweise nie irgendjemanden und wenn doch, dann ist man fast davon überrascht. Vermutlich liegt es daran, dass die meisten Wanderer einzelne kleine Hauptattraktionen (z.B. Balzhütte) herauspicken, aber vor einem Waldweg mit einer Länge von mehr als 5 Kilometern zurückschrecken. Auf der rechten Wegseite taucht eine relativ große Buche auf, die mit einem schönen Gemälde geschmückt ist. Auf dem Gemälde steht, dass es sich bei der Buche um die Buk sv. Huberta (Hubertusbuche) handelt. Die Wanderung verläuft weiterhin auf dem Waldweg und erreicht dann die Jungferntanne. Tja, von der ehemals mächtigen Tanne steht nur noch ein Stumpf auf der rechten Wegseite. Auf der gegenüberliegenden Seite sollte eigentlich eine besonders erwähnenswerte Buche mit zwei mächtigen Stämmen stehen, aber auch hier hat im Frühjahr 2009 einer der Teile keine Standfestigkeit mehr gehabt und jetzt ist es nur noch eine ganz gewöhnliche alte Buche. Die Wanderung folgt weiterhin der blauen Markierung und erreicht nach einem Abstieg von 80 Höhenmetern den Zugang zum Schwarzen Tor. Dieses unübersehbare Felsentor sollte man sich nicht entgehen lassen und dafür muss man einmal nach links in die Schlucht bis fast zur Kirnitzsch wandern. Komischerweise stehen gleich am Beginn der Schlucht und dann noch einmal wenige Meter vor dem Schwarzen Tor lustige grüne Schilder, die behaupten, dass der markierte Weg hier endet und man doch bitte umkehren soll. Früher ist der Weg durch das Schwarze Tor einer der Hauptwanderwege gewesen und am Ende der Schlucht führte eine Brücke über die Kirnitzsch. Auch wenn diese Wanderung weiterhin durch den Böhmischen Wald führen soll, so kann ich solche Schilder nicht verstehen, da 160 Meter westlich des Schwarzen Tores der Wanderweg durch das Kirnitzschtal verläuft.
Nach der Besichtigung des Felsentores geht die Wanderung wieder durch die Schlucht bis zur blauen Wanderwegmarkierung zurück und dann nach links hoch. Der Weg verläuft parallel zur Kirnitzsch und damit zum Grenzverlauf und macht ein leichtes Hoch und Runter. Kurz bevor man den Wander-/Radfahrergrenzübergang erreicht, passiert man eine größere Felsmurmel auf der linken Wegseite mit der Wolfstafel. Darauf wird über die Jagd eines Hegers namens Grohmann auf zwei Wölfe im Jahre 1640 berichtet. Die Inschrift ist über Jahrzehnte unter einer Wurzel versteckt gewesen und durch einen Blitzeinschlag wieder zu Tage gefördert worden.
Zwischen der Tafel und dem Grenzübergang biegt nach rechts eine unscheinbare Schlucht ab. Hier befindet sich wenige Meter vom Weg entfernt eine kleine Gedenkstätte an ein düsteres Stück deutscher Geschichte. Wenige Tage vor Kriegsende wurden durch dieses Tal Insassen eines Konzentrationslagers getrieben und hier sind leider mehrere umgebracht worden. Vor ein paar Jahren wurde diese Gedenkstelle traurigerweise zerstört, aber jetzt wieder mit einem stabilen Gedenkstein ausgestattet. Die Wanderung geht noch ein Stückchen an der Grenze entlang, bis sich Grenze und Kirnitzsch voneinander trennen. Jetzt wandert man an der Křinice (Kirnitzsch) weiter. Der Wanderweg ist mit dem roten Strich gekennzeichnet. Im tschechischen Teil der Kirnitzsch heißt das Tal Kyjovské údolí (Khaatal) und ist sehr gut ausgebaut. Den Weg durch das Tal muss man mit den Radfahrern teilen, aber bis jetzt sind mir hier nur sehr gesittete Radfahrer begegnet. Nach ungefähr 2 Kilometern durch das Tal erreicht man die Turistický most (Touristenbrücke), die auch schon in den Anfängen des Tourismus ein Knotenpunkt von Wanderwegen war. Sehr interessant ist die Informationstafel, auf der die Brücke in früheren Zeiten abgebildet ist. Auf dem Bild ist eine schöne zierliche Brücke mit zwei schicken Besucherinnen zu sehen. Wenn man sich die Brücke heutzutage ansieht, dann hat der riesige betonierte Klotz überhaupt nichts mehr mit der damaligen Brücke zu tun. Aber auch die Wanderer (inklusive mir) sehen heutzutage bei weitem nicht mehr so fein aus.
Die Wanderung folgt der Křinice (Kirnitzsch) noch einen ¾ Kilometer, bis nach rechts die Wanderwegmarkierung grüner Strich abbiegt. Hier wechselt der Wanderuntergrund schnell in einen Pfad, der an manchen Stellen schon ganz gut ansteigt und mit so einigen Wurzeln überwuchert ist. Ziemlich überraschend ist, dass man am Ende dieses Weges wieder auf einem dieser gut ausgebauten Radwege (Radwegnummer 3031) ankommt. Hier beginnt das letzte Stück der Wanderung von etwas mehr als 2 Kilometern. Dazu wandert man auf dem breiten Waldweg mit der grünen Wanderwegmarkierung weiter. Zwischendurch trennen sich der Radweg und die Wanderwegmarkierung, aber wenige Meter vor dem Ausgangspunkt der Wanderung stoßen sie wieder aufeinander.
Die Böhmischen Wälder bzw. die Böhmische Schweiz ist sowieso ein viel ruhigeres Wandergebiet als die Sächsische Schweiz, aber mit dieser Wanderung findet man die sehr große Ruhe. Wenn man diese Runde an einem Wochentag unternimmt, dann grenzt es schon fast an ein Wunder, jemand anderes anzutreffen. Wenn denn überhaupt, dann bei der Na Tokání (Balzhütte) und in der Ortschaft Doubice (Daubitz).
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Böhmen / Schöna mit dem VVO-Navigator und dann weiter mit dem Tschechischen Navigator (jizdnirady.idnes.cz).
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Ortsausgang Doubice