Hinterm Belvedere
Abstimmung:
Ø 2,9 (7 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,00 h |
Entfernung: ca. 7,00 km |
Höhenunterschied: ca. 245 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: leicht |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Nationalpark Böhmische Schweiz; Nationalpark Böhmische Schweiz |
Region: Böhmen |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Elbleiten - roter Strich - Belvedere - Elbleiten - Friedhof - Allee - roter Strich - Elbleiten - roter Strich - Feuerwehr - nördlicher Wald - Bunker - Elbleiten
Beschreibung:
Schon mehrere Male sind mir in der großen Karte des Nationalparks Böhmische Schweiz seltsame Kästchen zwischen der Aussicht Belvedere und der Schlucht Suchá Kamenice (Dürrkamnitz) aufgefallen. So etwas muss natürlich auch mal in der Natur angeschaut werden. Damit die Wanderung auch noch eine schöne Aussicht enthält, geht es erstmal zum Belvedere. Der Startpunkt liegt in Labská Stráň (Elbleiten). Hier kann man gleich an vielen Stellen am Straßenrand parken, nur auf dem zentralen Platz im Ort sollte man dieses vermeiden. Dieser Platz ist aber der Startpunkt, von dem es auf der Wanderwegmarkierung roter Strich westlich in Richtung Belvedere geht. Schon nach einem kurzen Stück verlässt die rote Wanderwegmarkierung die Ortschaft und es geht auf der Zufahrt des Belvedere entlang. Hier hat man schon mal einen netten Blick hinüber zu den beiden Zschirnsteinen. Das Belvedere ist schnell erreicht und praktisch gibt es dort sogar gleich mehrere unterschiedliche Aussichten. Die Erste befindet sich gleich links im Gelände und ist mit einem kleinen Pavillon geschmückt. Von hier hat man einen sehr guten Blick auf die eigentliche Hauptaussicht. Zu dieser geht es als nächstes. Sie sieht schon ziemlich repräsentativ aus und wird in der heutigen Zeit auch ganz gerne von Hochzeitspaaren zum Fotografieren und zum Sektempfang benutzt. Im Ursprung ist diese Aussicht vom Fürsten Franz Karl von Clary-Aldringen 1701 – 1711 angelegt worden und war mit einer langen Promenade mit seinem Schloss Binsdorf verbunden. Das Schloss ist schon im 18. Jahrhundert abgebrannt, aber die nette Aussicht ist erhalten geblieben. Wenn man von der Aussicht rückwärts auf die riesige Grotte blickt, dann sieht man an der linken Seite eine breite Treppe aufwärts. Wenn man hier in den Wald geht, erreicht man nach kurzer Strecke gleich mehrere Aussichten. Die Aussicht am Belvedere ist eigentlich nur am Wochenende gut besucht, aber diese etwas versteckten Aussichtspunkte sind wirklich ein Geheimtipp und man kann den Blick in das Elbtal vollkommen ungestört genießen. Auf dem Rückweg von diesen Aussichten bietet es sich natürlich an, auch mal eben auf den Deckel der Grotte zu steigen. Hier oben liegen ein paar mächtige Sandsteinklötze, die eine weitere Terrasse einrahmen. Gleich an der Grotte befindet sich das Hotel bzw. die Gaststätte Belvedere, in der man für einen solchen touristischen Punkt billig einkehren kann.
Die Wanderung verlässt das Gelände des Belvedere wieder und es geht geradeaus auf der roten Wanderwegmarkierung weiter. Dabei wandert man auf der schnurgeraden Promenade entlang. Kurz bevor man das letzte Haus von Labská Stráň (Elbleiten) passiert hat, befindet sich rechts der Zugang zu einem Friedhof. Es ist schon ganz schön seltsam, wie unterschiedlich die Friedhofskulturen sein können. So werden an tschechischen Gräbern sehr häufig Bilder der Verstorbenen abgebracht und zu Weihnachten werden die Gräber mit ungewöhnlich buntem Schmuck und künstlichen Blumen verschönert. Sehr außergewöhnlich ist, dass wirklich jedes Grab so dekoriert wird und das dann auch Monate so bleibt.
Von dem Friedhof geht es wieder zurück auf die Wanderwegmarkierung roter Strich und dann nach rechts weiter. Ganz wenige Meter bevor der Feldweg den Waldrand erreicht, biegt nach links im spitzen Winkel ein Weg ab, der wieder in die Ortschaft zurückführt. Auf diesem geht es mit einem netten Blick auf die Felskette der Böhmischen Schweiz weiter. Wenn man ganz besonders gute Fernsicht hat, dann kann man das rote Dach der Gaststätte am Prebischtor entdecken. Der Feldweg endet auf der Hauptstraße durch Labská Stráň (Elbleiten). Hier geht es nach links, bis nach wenigen Metern (50 Meter) mal wieder der große Dorfplatz erreicht wird. Hier biegt man nach rechts auf die bekannte rote Wanderwegmarkierung ab. Schon nach wenigen Metern erreicht man die Ortsfeuerwehr. Hier parkt schon seit einigen Jahren ein wuchtiges Feuerwehrauto vor der Garage. Von der groben Abschätzung würde ich mal tippen, dass es nicht mehr in die Garage hineinpasst und deshalb immer vor der Türe steht. Vielleicht ist es auch einfach nur ein ausgemustertes Löschfahrzeug, aber dafür sieht es eigentlich noch viel zu gut aus. Vor dem großen Teich biegt die Wanderung nach links ab. Hier stehen gleich mehrere hölzerne Figuren, die aus einem Baumstamm geschnitten wurden und wirklich nett aussehen. Solche Figuren kann man gleich an einigen Stellen in der Böhmischen Schweiz entdecken.
Die Wanderung führt auf die gegenüberliegende Teichseite (von der Feuerwehr aus) und dort auf der Dorfstraße weiter. Nach 300 Metern befindet sich links ein großer Gartenteich und rechts ein schickes, langgezogenes Gebäude. Gleich hinter dem Grundstück biegt rechts ein Weg ab, der so aussieht, als wenn es sich nur um die Grundstückseinfahrt handelt. Der Weg führt zwischen einer Pferdekoppel und der Scheune durch und dann auf das Feld hinaus. Auch hier befinden sich noch einige Pferdekoppeln mit super neugierigen Pferden. Auf dem Weg scheinen nicht so häufig Wanderer unterwegs zu sein, sodass jeder Mensch hier neugierig beäugt wird. Die Wanderung erreicht den Waldrand, an dem es ein Stück entlang geht, bis nach 300 Metern der zweite Waldweg abbiegt. Auf diesem Weg wandert man aber auch nur ein ganz kleines Stück (max. 100 Meter) in den Wald hinein, um dann auf der rechten Seite in 70 Meter Entfernung die seltsamen Kästchen in der Wanderkarte zu entdecken. Es sind drei Bunker von der Schöberlinie, die hier am oberen Rand des Elbtals stehen. Bei diesen drei Bunkern ist das Besondere, dass sie wirklich der Anfang der Verteidigungslinie sind, die sich dann unter Ausnutzung der Landschaft an der deutschen Grenze bis weit in die Lausitz entlang zieht. Diese Bunker sind alle in der gleichen Form gebaut worden. So ist in die Richtung des erwarteten Feindes nur ein Sichtkontakt über Periskope vorgesehen gewesen und deshalb ist diese Seite des Bunkers mit aufgeschütteten Felsen geschützt. Zu den beiden Seiten sind jeweils Schießschachte für Maschinengewehre eingebaut und nach hinten ist ein verwinkelter Ausgang angelegt. In jedem dieser Bunker sollten 7 Soldaten Dienst haben und Blickkontakt zum nächsten halten. Fast alle diese Bunker sind heutzutage noch ohne Probleme betretbar. Man kann sehr gut erkennen, dass sie in einer Art Fertigbaumethode erstellt wurden. In jedem der Bunker sind in der Decke die Zahlen der Verschalungsbretter zu lesen. Wie auch immer in so einem Bunker 7 Mann Besatzung werkeln sollten, ist nur schwer vorstellbar, aber anscheinend nutzen die Tschechen heutzutage diese Befestigungen ganz gerne zum Übernachten. Zumindest die vielen Limonadenflaschen deuten darauf hin.
Wenn man an dem ersten Bunker steht, kann man selbst heutzutage noch einen Graben in die Richtung des nächsten Bunkers entdecken. Hier ist zwar nicht so ein richtiger Weg zu erkennen, aber der Wald ist in diesem Bereich ganz hervorragend zum Querfeldeinwandern geeignet. Der nächste Bunker ist 170 Meter in nördliche Richtung entfernt und leicht zu erreichen. Die Form der Bunker wird auch Ohrenständer genannt und das ist sehr gut zu verstehen, wenn man sich die beiden Seitenteile anschaut.
Die Wanderung müsste eigentlich in westliche Richtung weiter gehen, aber man kann unbeschwerter nach Norden den Hang hinunter steigen. Schon nach 50 Metern leichtem Abstieg erreicht man einen deutlich sichtbaren Waldweg, den man dann nach links weiter wandert. Wenn man auf dem Waldweg entlang wandert, fällt auf, dass links oben so einige Sandsteinfelsen stehen, die einem vorher zwischen den Bunkern überhaupt nicht aufgefallen sind. Nur ganz vereinzelt gibt der Wald einen Blick hinunter ins Elbtal frei. Sehr unterhaltsam ist, dass auf dem Waldweg gleich mehrere alte Straßenschilder mit der Aufschrift „zákaz vstupu ohrožené území“ hängen. Was ungefähr so viel heißen müsste wie: Betreten verboten, gefährlicher Bereich. Die Schilder müssen schon wirklich uralt sein, da inzwischen das überstrichene Schild wieder zum Vorschein kommt. Auf der weiteren Wanderung erreicht man nach ½ Kilometer den dritten Bunker neben dem Waldweg. An diesem Bunker ist sehr unterhaltsam, dass eine dicke Kiefer auf dem Dach Fuß gefasst hat und sich irgendwie halten kann. Aber auch so ein Einfluss scheint dem Gebäude nichts auszumachen und so werden diese Mahnmale noch viele Jahrhunderte hier im Wald stehen.
Der Waldweg führt in einem leichten Linksbogen bis hoch auf den schon bekannten Weg am Waldesrand. Auf diesem Weg geht es wieder nach rechts bis in die Ortschaft und damit zum Startpunkt zurück. Diese Wanderung ist wirklich nichts besonders Spektakuläres, aber immerhin eine nette kleine Runde, die mit ein paar schönen Aussichten am Belvedere und einer kleinen Erkundung von drei Weltkriegsrelikten aufwartet.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Böhmen / Schöna mit dem VVO-Navigator und dann weiter mit dem Tschechischen Navigator (jizdnirady.idnes.cz).
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Elbleiten Straßenrand