Jortanshorn
Abstimmung:
Ø 4,0 (4 Stimmen)
|
unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 5,75 h |
Entfernung: ca. 18,00 km |
Höhenunterschied: ca. 606 Meter |
|
beste Reisezeit: nicht an langen Wochenenden |
Schwierigkeitsgrad: lang festes Schuhwerk |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
|
empfohlene Karten: Großer Zschand; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Zschand |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Kirtnitzschtal - Neumannmühle - Großer Zschand - gelber Strich - Spitzsteinschlüchte - Knorreweg - Zeughausstraße - Bärengrube - Buchschlüchte - Raubsteinschlüchte - roter Strich - Hinteres Raubschloß (Winterstein) - Raubsteinschlüchte - roter Strich - Zeughausstraße - Großer Zschand - Zeughaus - Wolfsschlüchte - gelber Strich - Roßsteig - Goldsteig - grüner Pfeil - Richterschlüchte - grüner Punkt - Richtergrotte - Jortanshorn - Weberschlüchte - Großer Zschand - roter Strich - Wettinplatz - Flügel E - grüner Strich - Großer Teichstein - Flügel E - Hohlfelds Graben - Buschmühle - Kirtnitzschtal - gelber Strich - Neumannmühle
Beschreibung:
Diese Wanderung kam dadurch zustande, dass ich für das Buch „1945 Kriegsende in der Sächsischen Schweiz“ (Pirnaer Museumshefte – Schriften des Stadtmuseums Pirna, Band 16, ISBN 978-3-939027-12-6) ein Foto zur Verfügung gestellt und dafür ein Belegexemplar erhalten habe. Da wirklich viele Informationen zusammengetragen wurden und man heutzutage nur noch wenige Zeitzeugen findet, lohnt es sich auf jeden Fall, das Buch zu kaufen. Jedenfalls ist darin unter vielem anderen die Geschichte eines Jungen aus Dresden beschrieben, der sich vor der Einberufung zur Wehrmacht in der Felsenwelt der Hinteren Sächsischen Schweiz versteckt hatte und diese Stelle wollte ich mir gerne einmal ansehen.
Der Startpunkt für diese Runde ist die Neumannmühle im Kirnitzschtal. Von hier geht es ein paar wenige Meter (ca. 100 Meter) in den Großen Zschand mit der Wanderwegmarkierung gelber Strich hinein. Dann sind auf der rechten Seite die Spitzsteinschlüchte ausgeschildert. Auch wenn der Große Zschand schon eine tiefe und schöne Schlucht ist, so ist der schmale Weg durch die Spitzsteinschlüchte noch etwas interessanter. Der Aufstieg ist nicht besonders herausfordernd – außer dass es 80 Höhenmeter aufwärts geht – aber durch die schmale Schlucht doch etwas Besonderes. Oben angelangt, wandert man nach links weiter auf dem Knorreweg bis zur Zeughausstraße. Die Bezeichnung Straße ist leicht irreführend, da hier maximal Ranger und Radfahrer entlang fahren. Als ich die Zeughausstraße erreichte, parkte am Rand eins der Ranger-Autos und damit war ich gespannt, wo ich denn den Besitzer treffen würde.
Für die weitere Wanderung geht es nach rechts 100 Meter auf der Zeughausstraße abwärts, um dann nach links die Buchschlüchte wieder aufwärts zu steigen. Eigentlich sollte nach wenigen Metern (ungefähr 125 Meter) auf der linken Seite eine Bärengrube zu sehen sein, aber irgendwie habe ich sich überhaupt nicht wahrgenommen und so bin ich an ihr vorbei getrottet. Ich war aber auch von den vielen abgestorbenen Fichten abgelenkt. Es sieht schon ziemlich traurig aus, wie so ein kompletter Wald auf einmal kahl ist. Die Buchschlüchte enden in den Raubsteinschlüchten mit der roten Wanderwegmarkierung . Diesem Wanderweg folgt man nach links und schon nach ein paar Metern ist wieder nach links das Hintere Raubschloss bzw. der Winterstein ausgeschildert. Auch wenn es eigentlich geradeaus weitergeht, so sollte man sich diesen wunderbaren Punkt in der Sächsischen Schweiz nicht entgehen lassen. Also geht es nach links hinauf auf das Hintere Raubschloss. Der Aufstieg ist sehr einfach zu finden und muss nicht separat beschrieben werden. Ob man ihn von der Psyche her schafft, stellt man gleich im unteren Teil fest, da es nur in der Höhle über eine freistehende Eisenleiter möglich ist, nach oben zu gelangen. Die Leiter ist sehr stabil und macht nur dem Kopf Probleme. Im oberen Teil geht es durch ein paar Engstellen und über zwei lange Treppen bis hinauf auf das Plateau. Da ich relativ früh dort oben gewesen bin, war nur noch ein Pärchen dort und genoss die wunderbare Aussicht. Wenn man sich die Plattform genauer ansieht, dann entdeckt man auf der rechten (östlichen) Seite eine Felsenkammer, die sehr einfach zu erreichen ist.
Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg. Noch vor der Treppe bin ich dann dem Ranger begegnet. Wir haben uns recht nett über die Boofen und das illegale Boofen unterhalten. Sehr interessant war, dass er nicht abends nach Freiübernachtern an unerlaubten Stellen schaut, sondern morgens früh. Seine Erklärung dafür war, dass, wenn jemand abends angetroffen wird, dieser meist behauptet, sich nur verspätet zu haben und man gerade nach Hause wollte. Morgens früh funktioniert dieses Argument nicht. An meinem Wandertag war der Ranger aber nicht auf der Suche nach illegalen Boofern, sondern schaute sich die Treppe an, da andere Besucher gemeldet hatten, dass diese wackele. Bei meinem weiteren Abstieg empfang ich die Treppe allerdings nicht als instabil.
Der Abstieg endet dann wieder auf den rot markierten Raubsteinschlüchten , die jetzt weiter nach links abwärts gewandert werden. Auch dann im Großen Zschand geht es noch bis zum Zeughaus der roten Markierung hinterher. Das erste Haus am Zeughaus ist eine Nationalparkinformationsstelle, die man sich immer ansehen sollte. Nachdem man das Zeughaus, also die Gaststätte bzw. den Biergarten, passiert hat, geht es nach rechts auf dem blauen Strich bergauf. Der Roßsteig führt eigentlich bis hinauf zum Großen Winterberg, aber so weit soll es gar nicht gehen. Noch bevor die richtigen Felsen auf der linken Seite beginnen, muss man ein wenig aufmerksam sein, da der Zugang zum Goldsteig nicht mehr ausgeschildert ist. Eigentlich müsste hier ein grüner Pfeil für einen Bergpfad vorhanden sein, aber im Herbst 2022 war er nicht zu finden oder ich habe es mal wieder auf den Augen gehabt. Der Goldsteig ist ein sehr schöner und ruhiger Pfad, der sich am Felsfuß entlang schlängelt. Obwohl ich wenige Tage vorher den Goldsteig in die andere Richtung gewandert war und zu dem Zeitpunkt noch so einige Bäume kreuz und quer lagen, war bei dieser Wanderung auf einmal der Pfad komplett freigeschnitten.
Der Goldsteig endet auf dem Wanderweg durch die Richterschlüchte. Markiert ist dieser Weg mit dem grünen Punkt , dem man aber auch nur ganz wenige Meter (höchstens 100 Meter) aufwärts folgt. Dann biegt nach links der Zugang zur Richtergrotte ab. Vollkommen gestaunt habe ich, weil es schon so einige Tage und Wochen vor der Wanderung geregnet hatte, aber in der Grotte nur ganz wenige Tropfen von oben runterplätscherten. Gleich an der Grotte führt ein Pfad an der dem Goldsteig gegenüberliegenden Felswand entlang. Der Pfad ist schmaler als der Goldsteig, aber recht gut zu erkennen. Nur an den Stellen, an denen es im Sommer 2022 gebrannt und die Feuerwehr gelöscht hat, ist der Pfad ein wenig verschwunden. Das ist aber gar kein Problem. Die Wanderung bleibt ziemlich auf gleichbleibender Höhe. Nach ungefähr einem Kilometer Geschlängel an den Felsen entlang erreicht man einen gut sichtbaren, überhängenden Felsvorsprung. Wäre die Stelle nicht in der Kernzone, könnte der Felsüberhang eine offizielle Boofe sein. Im April 1945 war es auf jeden Fall das Versteck von Herbert Raack, der sich hier vor der Einberufung zur Wehrmacht versteckte. Es ist beeindruckend, dass ein Junge von 15 Jahren sich hierher verkroch und mehrere Wochen mit Kälte und Hunger kämpfte. Ich vergleiche es sehr gerne mit heutigen Jugendlichen, die zwar sehr gut mit Handy oder Computer umgehen können, aber bei einer Strecke von 2 km zur Schule gefahren werden müssen. Herbert Raack ist ganz kurz vorm Kriegsende mit dem Rad nach Dresden zurück zu seinen Eltern gefahren. Irgendwie ist es eine ganz andere Zeit gewesen. (Anm. d. Ehefrau: Eine schlimme Zeit, in der Jungs mit 15 in den Krieg mussten!)
Der hohe Felsen, an dem sich die ehemalige Boofe befindet, heißt Jortanshorn. Heutzutage wie vermutlich auch damals ist die Stelle sehr gut versteckt und es führt nur der Trampelpfad dahin. Dazu kommt noch, dass das Gebiet in der Kernzone liegt, allerdings ist der Pfad mit dem schwarzen Pfeil als Kletterzugang markiert. Aus Naturschutzgründen ist das Klettern aber vom 1. März bis zum 15. August verboten. Ob das auch noch nach dem großen Waldbrand gilt und ob die Vögel überhaupt noch hier brüten wollen, weiß ich leider nicht. Nachdem man das Jortanshorn umrundet hat, ist man vollkommen unbemerkt von den Richterschlüchten in die Weberschlüchte abgebogen. Spätestens an der Selbsthilfebox wird der Felsfuß verlassen und man steigt in die Schlüchte ab. Der Abstieg ist auch mit dem schwarzen Pfeil markiert. Unten angekommen geht es nach links leicht abwärts weiter. Im Herbst 2022 war der Weg durch die Weberschlüchte eine ordentliche Herausforderung, da so einige Stellen mit ganz vielen Baumstämmen in Gehrichtung aufgefüllt waren. Wodurch auch immer das jetzt so aussah, ob es für einen besseren Zugang für die Feuerwehr so gestapelt war oder einfach nur die Forstmaschinen sonst nicht durch die Felsmurmeln gekommen sind, für Wanderer war es eine sehr rutschige und vielleicht auch gefährliche Angelegenheit. Ich war froh, am Ende bzw. am Anfang der Weberschlüchte auf den Forstweg im Großen Zschand zu stoßen. Hier geht es nach links auf der Wanderwegmarkierung roter Strich bis ganz kurz vor das Zeughaus. Als ich die Strecke gewandert bin, kam mir ein Feuersalamander entgegen und irgendwie machte er nicht den Eindruck, als wenn er sich vor mir fürchten würde. Er ging vollkommen unbekümmert seinen Weg weiter. Gleich gegenüber des eigentlichen Zeughauses ist das einzige Haus auf der rechten Wegseite. Früher war es das Haus des Jägers, heutzutage wird es immer mal wieder als Filmkulisse für die Serie „Der Ranger“ benutzt. Rechts neben dem Haus startet der Forstweg Flügel E, der mit dem grünen Strich markiert ist. Der Weg steigt 50 Höhenmeter an und dann erreicht man einen Waldweg, der nach links abbiegt und ausgeschildert ist mit Großer Teichstein. Der Zugang zur Aussicht führt 700 Meter über ein Felsriff und steigt dabei ziemlich genau 100 Höhenmeter an. Der Aufstieg lohnt sich, da man dann einen netten Punkt an der vordersten Kante erreicht. Von hier hat man einen sehr schönen Blick auf das Hintere Raubschloss, die Bärenfangwände, die beiden Lorenzsteine und nach unten auf das Zeughaus. Ungewöhnlicherweise ist es häufig auf dieser Aussicht sehr ruhig, aber vielleicht schrickt es auch viele Wanderer ab, dass man ein paar Meter und Höhenmeter bis hierher gehen muss. Häufig liegen die Aussichten in der Sächsischen Schweiz ja gleich neben einem Wanderweg. Ich finde diese Stelle aber immer wieder schön.
Damit ich aber nicht wieder in vollständiger Dunkelheit wandern musste (Anm. d. Ehefrau: und womöglich vom Ranger für einen illegalen Boofer gehalten werde 😆), habe ich mich dann doch zügig auf den Heimweg gemacht. Dazu geht es wieder über den Großen Teichstein (warum eigentlich Großer Teichstein, es gibt keinen Kleinen Teichstein) zurück und dann nach links auf dem Flügel E weiter. Der gut ausgebaute Forstweg schlängelt sich angenehm um den Neunstelligen Hübel und den Heulenberg. Nach 2 ½ Kilometern weist ein Schild zum Gasthaus Buschmühle. Es geht ein paar Meter (ca. 350 Meter) durch den Hohlfelds Graben und dann über ein paar sehr hässliche (weil bei feuchtem Wetter sehr glatte) Sandsteinplatten bis hinunter zur Buschmühle. Hier gibt es eine sehr nette und bodenständige Einkehrmöglichkeit. Die letzten Meter bis zum Ausgangspunkt erfolgen auf der Kirnitzschtalstraße nach links. Auch wenn man es nicht mehr benötigt, so ist der Weg mit mindestens drei Wanderwegmarkierungen (z.B. gelber Strich ) gekennzeichnet.
Damit ist eine nette Runde abgeschlossen, die zumindest mir bewusst gemacht hat, welche Schicksale ein Krieg über die Menschen bringt und wie dankbar man über die heute Zeit sein muss.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Kirnitzschtal Neumannmühle mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Neumannmühle
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €
Ist die Horstschutzzone noch aktuell? Wir wollen um den 30.04.23 los
Das sieht schlecht aus. Bei dem Klettergipfel „Spätes Horn“ (kurz vor dem Jortanshorn) sind das Klettern und die Zugänge noch bis zum 15.07. gesperrt.
Danke für die Antwort. Kann man die Stelle vielleicht simpel umlaufen? Die Tour liest sich wirklich super.
Man könnte die Stelle umgehen, aber das ist kein legaler Weg und das kann ich nicht empfehlen.
Aber vielleicht reicht ja auch den Goldsteig bis zu den Richterschlüchten herunter zu wandern und dann dem beschriebenem Weg weiter zu folgen.