Finsterer Grund
Abstimmung:
Ø 2,8 (16 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 3,00 h |
Entfernung: ca. 12,50 km |
Höhenunterschied: ca. 450 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: festes Schuhwerk witterungsbedingt schwierig |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Nationalpark Böhmische Schweiz; Nationalpark Böhmische Schweiz |
Region: Böhmen |
Mehr Details hier |
Warnung:
Achtung diese Tour lässt sich im Moment so nicht durchführen, weil:wirklich viele Fichten den Weg durch den oberen Finstergrund versperren.
Kurzbeschreibung:
Hinterhermsdorf - Haus des Gastes - gelber Strich - Der Keil - gelber Punkt - Kalkbuschweg - roter Strich - Kirnitzschtal - Grenzübergang Hinterdaubitz - Finstere Grund - Piket - Natterborn - blauer Strich - Wolfstafel - Grenzübergang Niedere Mühle - Reißersgrund - gelber Strich - Taubensteinweg - Lehmhübelweg - Hinterhermsdorf - Neudorf - Neudorfstraße - Haus des Gastes
Beschreibung:
Ich habe schon ziemlich häufig den Weg in den Finstergrund gesehen und bin auch schon ein paar Mal bis zu den beiden Gedenkkreuzen gewandert, aber weiter in den Grund bin ich noch nie gewandert. Da es mich ziemlich interessierte, wohin der Weg führen könnte, habe ich mich auf diese Erkundungstour begeben. Die erste theoretische Suche auf Wanderkarten war sehr ernüchternd, da der Grund zwar überall eingezeichnet ist, aber in jeder Wanderkarte irgendwann im Nichts endet. Irgendwie konnte ich mir das nicht so richtig vorstellen und die Realität sah dann zum Glück auch anders aus.
Der Start liegt im Zentrum von Hinterhermsdorf. Gleich gegenüber vom Parkplatz befindet sich das Erbgericht, an dem es an der rechten Seite auf der Wanderwegmarkierung gelber Strich zuerst mal bis zu dem schön gestalteten Platz vor dem Pfarrhaus geht. Hier befinden sich ein paar Wasserspielzeuge bzw. Springbrunnen, die ganz besonders im Sommer bei den jüngeren Besuchern beliebt sind. Rechts oben neben dem Weg steht die Engelskirche, die immerhin im Ursprung 1688 gebaut wurde. Der Namensgeber ist ein Taufengel aus dem Jahre 1701. Die gelbe Wanderwegmarkierung führt aus dem Ort hinaus und gleich am Ortsausgang hat man einen schönen Blick über die Senke mit dem Namen Viehbigt auf den Weifberg. Vom Ortsrand wandert man auf der gelben Wanderwegmarkierung, bis nach 150 Metern nach rechts der Aussichtspunkt (AP) Emmabank ausgeschildert ist. Hier wird der gelbe Strich verlassen und es geht leicht ansteigend aufwärts. Nach links hat man immer noch einen netten Blick auf den Weifberg und seinen Aussichtsturm. Schon nach einem kurzen Stückchen auf dem Weg erreicht man einen netten Rastplatz mit sogar einer Schutzhütte. Von hier kann man weiterhin zum Weifberg, aber auch auf Hinterhermsdorf und rüber zur Hinteren Sächsischen Schweiz blicken. Eigentlich ist es schon richtig schade, dass man gerade erst losgewandert ist, denn so wird hier noch nicht Rast gemacht und es geht in einem Schlenker weiter auf dem Feldweg. Die Wanderung stößt auf die Wanderwegmarkierung gelber Punkt , die aber nur armselige 50 Meter gegangen wird, um dann geradeaus in die östliche Himmelsrichtung weiter zu wandern.
Im Osten von Hinterhermsdorf liegen einige Häuser ein ganzes Stück außerhalb der eigentlichen Ortschaft und genau an ein paar von diesen Häusern geht es jetzt entlang. Das Gebiet nennt sich Langk und ist einer der ruhigsten Flecken, zumindest im Bezug zu Wanderungen, im Bereich der Sächsischen Schweiz. Nach den ersten paar hundert Metern steht ein einzelner Baum auf der Höhe, unter dem sich eine Bank und ein schöner steinerner Hinweis auf zwei versteckte Häuser befindet. Es handelt sich um die Häuser Am Langk 2 + 3. Das ist eine wirklich nette und passende Variante für die Sächsische Schweiz. Die Wanderung führt aber weiterhin geradeaus in östliche Richtung, um dann vor der nächsten Ansiedlung einmal kurz nach rechts und dann wieder links abzubiegen. Das ist sehr einfach zu finden, da man sonst auf dem Hof der Bewohner dort landet. Der Feldweg endet am Waldrand neben den nächsten Häusern. Hier geht es nach links auf dem Langkweg leicht abfallend abwärts, bis schon nach wenigen Metern das nächste Anwesen erreicht ist. Hier macht der Weg einen wirklich komischen Schlenker um das eigentliche Wohnhaus und irgendwie habe ich immer den Eindruck, als ob man den Bewohnern durch den Garten spaziert. Dem ist aber nicht so und die Bewohner grüßen und weisen den Weg immer super freundlich.
Hinter dem Haus fällt der Weg steiler ab, aber für Wanderer immer noch relativ angenehm. Es geht runter ins Tal des Heidelbachs. Hier stößt man auf die Zufahrtsstraße zur Obermühle, der weiter bachabwärts gefolgt wird. Auch wenn hier eigentlich Fahrzeuge fahren dürften, so trifft man nur ganz selten welche an und trotzdem sind gleich mehrere Brücken über den Minibach gebaut worden. Links von der zweiten Brücke befindet sich eine Felswand mit der eingravierten Jahreszahl 1821. Die Jahreszahl ist überhaupt kein Wunder, da sich an der Obermühle und auch weiter in Richtung Böhmische Schweiz schon vor sehr langer Zeit Kalkbergwerke befunden haben. Die Wanderung führt neben dem Heidelbach abwärts und ist für den nächsten ½ Kilometer mit dem roten Strich gekennzeichnet. Zwischendurch passiert man einen wirklich ungewöhnlichen Rastplatz unterhalb eines großen Überhangs. Der Rastplatz ist zwar ganz hervorragend gegen schlechtes Wetter geschützt, aber dafür steht eine riesige Felswand über den Bänken und dem Tisch. Links neben dem Rastplatz weist eine Gedenktafel an ein dunkles Stück der deutschen Geschichte. Der Tafeltext ist: „In Hinterhermsdorf ermordete die SS-Wachmannschaft der Todeskolonne aus dem faschistischen KZ Schwarzheide die Antifaschisten Paul Fischer, Wilhelm Slatin, Herbert Altschul, Friedrich Kaufmann, Erwin Teichner, Kurt Altschuh, den Polen Matzesky und einen Franzosen.“ Das Thema wird uns noch einmal auf der Wanderung begegnen. Neben dem Gedenkstein befindet sich eine kleinere Felswand, auf der so einige Inschriften zu entdecken sind, die ich zwar nicht mehr entziffern konnte, aber zumindest die Schriftart deutet drauf hin, dass es sich um ältere Graffiti handelt.
Nach dem besagten ½ Kilometer erreicht man eine Wanderwegkreuzung mit einem Wegweiser mit richtig vielen Schildern. Hier biegt man nach links ab in Richtung Grenzübergang und Tschechien. Zuerst passiert die Wanderung eine Informationstafel und einen Rastplatz in Pilzform. Auf der rechten Wegseite fließt die Kirnitzsch und wenn man den Bachlauf aufmerksam beobachtet, dann kann man ein paar alte Einbauten für z.B. einen Mühlgraben entdecken. Gleich an der letzten Wegkreuzung in Deutschland stand früher die Böhmische Mühle. Zu dieser und der Niedermühle ein paar Meter bachabwärts gibt es die Geschichte, dass die beiden verfeindeten Schwestern sich 1863 jeweils gegenseitig die Mühle angezündet haben. Danach sind beide Mühlen als Schneidemühle und Restauration wieder aufgebaut worden. Die Böhmische Mühle ist nach der Vertreibung leider verfallen und 2 Jahre später abgerissen worden.
Die Grenze ist sehr schnell erreicht und die hölzerne Hütte hinter der Kirnitzschbrücke ist früher von den Grenzschützern benutzt worden. Gleich an der Hütte erreicht man auch schon eine Kreuzung, an der es nach rechts und sofort wieder nach links geht. Hier fängt der Finstergrund an und nach wenigen Metern befindet sich eine in Stein gefasste Quelle. In den Stein ist die römische Zahl M.D.C.C.C.C (1900) eingemeißelt. Diese Quelle passiert man und sofort erreicht man zwei große Gedenksteine/tafeln, die hier ziemlich im Tal versteckt stehen. Beide Gedenkstätten erinnern daran, dass hier unten zum Ende des 2. Weltkrieges einige KZ-Insassen entlanggetrieben wurden und auch mehrere davon hier gestorben sind. Das regt zum Nachdenken an. Hoffentlich werden diese Tafeln nicht so schnell wie ihre Vorgänger zerstört.
Die Wanderung führt den Finstergrund weiter aufwärts und mit dem weiteren Aufstieg wird der Weg schmaler. Trotzdem lässt er sich sehr gut wandern und die Steigung wird wirklich erst ganz am Ende etwas mehr. An zwei Stellen gabelt sich der Weg und beide Male folgt man dem breiten Weg nach links. Das letzte Stück aus dem Finstergrund ist ein Pfad, der aber sehr gut zu erkennen ist und auf einem breiten Waldweg endet. Dieser Weg führt nach rechts als Sackgasse auf den Kozí Hřbet (Ziegenrücken) und nach links runter zum Radweg 3031. Diese Kreuzung ist für Radfahrer, die sich von rechts schon bis hierher hoch gekämpft haben, richtig gemein, weil es gleich hinter dem Knick noch weiter aufwärts geht. Die Wanderung geht ein paar hundert Meter nach links ansteigend auf dem Radweg entlang. Zwischendurch führt der Weg durch eine künstliche Felsschlucht, die deutliche Bearbeitungsspuren aufweist. Bei den meisten künstlichen Schluchten kann man auch immer eine Jahreszahl entdecken, aber seltsamerweise bei dieser nicht. Aber nach den Bearbeitungsspuren muss die Erstellung dieser Durchfahrt schon wirklich lange her sein. Am Ende der Auffahrt steht eine Forsthütte mit dem Namen Piket und rechts daneben befindet sich ein hölzernes Kreuz mit der Aufschrift: na věčně čekané revírník; Václav Šuster; 14.4.1953 – 7.10.2011. Bei dem Herrn, an den hier erinnert wird, handelte es sich um einen Ranger.
Gleich gegenüber der Hütte versperrt eine Schranke den Radfahrern einen Waldweg. Auf diesem geht die Wanderung weiter. Der Weg führt super angenehm auf gleichbleibender Höhe um den Pytlák (Bittler). Auch dieser Waldweg wird ganz ähnlich wie der Finstergrund nur ganz selten von anderen Wandern beschritten. Nach etwas mehr als 300 Metern erreicht man eine Kreuzung bzw. Weggabelung, an der man schräg links möglichst ebenerdig weiter geht. Der nächste Kilometer ist schnell gewandert und wer aufmerksam den kleinen Felsen rechts neben dem Weg betrachtet, wird die Jahreszahl 1805 entdecken. Das finde ich ganz schön verwunderlich, dass hier vor mehr als zwei Jahrhunderten Leute durch den Wald gezogen sind und anscheinend sogar schon breite Wege angelegt haben. Heutzutage endet der Waldweg vor einer Schranke. Warum auch immer an dieser Stelle die Schranke ist, die Durchfahrt war ja schon 1 ½ Kilometer vorher versperrt, aber ungefähr 100 Meter hinter der Schranke beginnt die Kernzone der Böhmischen Schweiz. Die Wanderung biegt aber vor der Schranke nach rechts ins Tal ab. Der Abstieg ist einfach zu entdecken, ungewöhnlich leicht und man passiert mindestens zwei Talkessel. Erst nach ½ Kilometer gabelt sich der Weg in der Ebene und hier wandert man nach links in der Horizontalen weiter. Nach wenigen Metern (ca. 125 Meter) erreicht man den Hadí pramen (Natterborn oder auch Schlangenquelle), aus dem immer ein ordentlicher Wasserstrahl über eine Rinne herausgeführt wird.
Gleich unterhalb der Quelle verläuft der breite Waldweg mit der blauen Wanderwegmarkierung , dem nach rechts hinterher gewandert wird. Auf dem nächsten Kilometer werden nur ganz wenige Höhenmeter überwunden und zwischendurch befindet sich die uralte Vlčí deska (Wolfstafel), auf der erklärt wird, dass im Jahre 1640 der Forstmeister Hans Grohmann die letzten zwei Wölfe hier erlegt hat. Ein paar Meter hinter dieser Tafel (ca. 150 Meter) steht ein Hinweisschild hinunter zur Niedermühle. Der Weg wäre ohne dieses Schild sehr schnell zu übersehen, obwohl knapp neben dem Weg eine gigantische Sperre die Radfahrer an der Abfahrt hindern soll. Diese Sperre ist wirklich eine seltsame Konstruktion und eigentlich sieht sie eher so aus, als ob auch LKWs und Panzer mit ihr aufgehalten werden sollen. Nach einem Abstieg mit der Wanderwegmarkierung grüner Strich bis runter zur Kirnitzsch geht es darauf nach links der roten Wanderwegmarkierung ein ganz kurzes Stück hinterher. Mit der nächsten Möglichkeit wird das Kirnitzschtal auch schon nach rechts auf der Wanderwegmarkierung gelber Strich verlassen. Der Pfad nach oben passiert schon ziemlich weit unten die Reißerhöhle und steigt dann auf einem abwechslungsreichen Weg aufwärts. Ziemlich am Ende des Aufstiegs weist nach rechts ein Schild auf die Taubensteinaussicht, die super einfach zu erreichen und ein netter Platz zum Erholen ist. Von der Aussicht blickt man in das bewaldete Kirnitzschtal und unten im Tal sieht man auf die Niedermühle.
Die Wanderung führt weiter auf dem Lehmhübelweg und dann in Hinterhermsdorf auf der Neuwegstraße bis ins Zentrum zurück. Kurz vor dem Ausgangspunkt passiert man die Heimatstube und die Engelskirche. Damit hat man dann am Erbgericht das Ende der Wanderung erreicht. Die Runde ist sehr angenehm zu gehen und auch wenn man schon ziemlich viel in der Sächsischen Schweiz unterwegs ist, so dürfte der Finstergrund und der Abstieg zum Natterborn etwas Besonderes sein. Auf jeden Fall ist es eine angenehm ruhige Runde, die selbst bei Hochbetrieb in der Sächsischen Schweiz mit nur wenigen andern Mitmenschen geteilt werden muss.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Hinterhermsdorf Erbgericht mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Hinterhermsdorf Ortsmitte
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €
Die Wanderung ist so leider nicht mehr machbar. Der Finstere Grund ist Anfangs noch begehbar, im letzten drittel liegen dann aber teilweise gefallene Bäume quer/längst im mittlerweile sehr zugewachsenem Weg. Man kann die Bäume hier aber noch übersteigen oder umgehen. Der Forstweg Dlouhá Cesta und Sneznický dul ist gut begehbar. Ab dem Beginn der Kernzone (Abzwei nach rechts in das Tal) ist der Weg nicht mehr begehbar. Hier liegen bis in Tal gefallene Bäume kreuz und quer. Mit viel Mühe ist der Weg machbar. Im Tal angekommen wird es leider an der nächsten Weggabelung schlechter. Im Talkessel scheint man alle gefällten Bäume abgegelt zu haben. Hier kommt man absolut nicht mehr durch. Auch ein Umgehen scheitert Aufgrund des ca 1,5 m hohen Neuwuchses. Absolut kein Durchkommen! Wir sind dann umgedreht und wieder hoch zum Beginn der Kernzone. Zurück bis zur Forststraße Dlouhá cesta und den Radweg entlang in Richtung Grenze. Auf deutscher Seite kann man normal wandern.
Die Bäume liegen in der Kernzone auf böhmischer Seite schon schon einige Jahre, scheinbar werden die Wege auch nicht mehr beräumt.