Eiszapfenwanderung
Abstimmung:
Ø 3,5 (41 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 1,75 h |
Entfernung: ca. 5,50 km |
Höhenunterschied: ca. 150 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: Spaziergang leicht festes Schuhwerk |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad |
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empfohlene Karten: Brand – Hohnstein; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Brand |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Hohnstein - ehemaliger Bahnhof - Brandstraße - roter Strich - Neuweg - Räumichtweg - grüner Strich - Halbenweg - Gautschgrotte - Hohnstein - Bärengehege - Rathaus - Rauthausstraße - Alte Brandstraße - ehemaliger Bahnhof
Beschreibung:
Da wir schon einige Male von dem riesigen Eiszapfen bzw. gefrorenen Wasserfall in der Gautschgrotte gehört hatten, aber noch nie im Winter da waren, um das Ding in Natura anzusehen, dachten wir, dass in dem ordentlichen Winter 2010/2011 etwas zu sehen sein müsste und haben uns also auf den Weg nach Hohnstein gemacht. Den Startpunkt hatten wir an den ehemaligen Schmalspurbahnhof von Hohnstein gelegt und hier stiegen fast gleichzeitig mit uns ein paar Kletterer mit ihren Seilbündeln aus dem Auto. Da das Eis in der Gautschgrotte zuweilen von Klettern zum Eisklettern als eine besondere Abwechslung für den Winter genutzt wird, waren wir uns sicher, dass diese Leute dort hin wollten und guter Dinge, dass wir einen ordentlichen Eiszapfen zu sehen bekämen. Leider sollte es anders kommen als gedacht. Aber dazu später.
Von dem Parkplatz geht es nach links auf der Brandstraße der Wanderwegmarkierung roter Strich hinterher. Am Waldrand passiert man das Altersheim und gleich dahinter biegt nach rechts der Neuweg ab. Auch hier ist der Wanderweg noch mit der roten Wanderwegmarkierung gekennzeichnet. Im Winter ist der Neuweg ein angenehm zu wandernder Forstweg, der sich schnurgerade durch den Wald zieht. Das kann im Sommer langweilig wirken, aber im Winter ist der festgetrampelte Pfad ganz angenehm. Insgesamt wandert man eine Strecke von etwas mehr als ½ Kilometer, bis der Neuweg hinunter ins Polenztal absteigt. Am oberen Rand verläuft die Wanderwegmarkierung grüner Strich , die hier nach rechts in Richtung Hohnstein verfolgt wird. Zuerst heißt der Weg Räumichtweg und wechselt dann zu Halbenweg. Nach ein paar hundert Metern erreicht der Weg eine große Wiese, an deren Rand eine kleine unscheinbare Quelle entspring. Im Sommer fällt einem die Quelle an der Räumichtwiese überhaupt nicht auf, aber bei Schnee sieht man an der Stelle den dunklen Boden und das Minirinnsal. Es ist wirklich komisch, dass hier oben auf der Ebene einen Vielzahl an Quellen entspringt. Der Untergrund muss ziemlich feucht bzw. das Grundwasser überraschend hoch sein.
Der Weg hier oberhalb des Polenztales ist sehr angenehm zu wandern und wird auch immer wieder gerne als abwechslungsreicher Zugang zur Brandaussicht benutzt. Nachdem man einen Kilometer auf dem Räumichtweg gewandert ist, biegt der markierte Wanderweg nach links ab und es geht tatsächlich mal ein paar Höhenmeter abwärts. Die Stelle ist schon ziemlich seltsam, da es mit einem ziemlich breiten Durchgang bzw. eigentlich könnte man schon von Durchfahrt sprechen eine Ebene tiefer geht. Vermutlich ist dieser Abstieg mal als Zufahrt für den dahinterliegenden Steinbruch angelegt worden. An der rechten Felswand kann man sehr deutlich russische Buchstaben erkennen, was man im Winter mit ein bisschen Schnee noch verstärken kann. Das Familienmitglied mit den russischen Sprachkenntnissen meinte, es wäre der Städtename Wolgograd (Волгоград).
Die Wanderung folgt weiterhin der grünen Wanderwegmarkierung und passiert bald den kleinen Steinbruch. In den unteren Felswänden des Steinbruchs befinden sich einige gut lesbare Inschriften, wobei gleich mehrere durch ihre besonders geschwungenen Buchstaben auffallen. Der weitere Wanderweg über den Halbenweg ist super angenehm zu wandern und nach 1 ½ Kilometern erreicht man ein Hinweisschild auf die Gautschgrotte. Hier wird der Wanderweg für einen Abstecher in die Grotte verlassen. Die Gautschgrotte ist eine ziemlich große Einbuchtung in die Felswand, in der über die obere Kante ein kleines Rinnsal nach unten tropft. Dadurch, dass das Wasser aber ein ganzes Stück vor der Felswand herunter tropft, kann sich bei tiefen Temperaturen ein richtig gewaltiger Eiszapfen bilden. Als wir dorthin gewandert waren, war es zwar vorher schon einen ganzen Monat ordentlich winterlich, aber leider hatte sich noch kein durchgängiger Eiszapfen gebildet. Trotzdem sahen die Gebilde von oben und unten schon imposant aus. Auffällig war, dass sowohl der Eiszapfen von oben als auch der ihm von unten entgegenwachsende beide hohl waren und der untere Eiszapfen wie ein geöffneter Tannenzapfen aussah. Die Schuppen (so nennt man die Blätter von Tannenzapfen wirklich) waren so groß, dass wir mit der gesamten Hand in den Zwischenraum hineinfahren konnten. Außer uns waren noch einige andere Wanderer in die Gautschgrotte gekommen, aber irgendwie fehlten uns die Kletterer. Sollten die schon unverrichteter Dinge wieder abgezogen sein, oder versuchten sie irgendwo anders an einer der vielen vereisten Felswände zu klettern?
Für unsere weitere Wanderung geht es wieder zurück auf den grün markierten Wanderweg und dann nach rechts in Richtung Hohnstein. Schon nach wenigen Metern erreicht man eine schwarze Inschrift auf dem rechten Felsen, die ganz besonders „verdächtig“ ist. In den Anfängen des Tourismus (Anfang 1800) in der Sächsischen Schweiz hat Wilhelm Leberecht Götzinger einen Wanderführer herausgebracht, in dessen erster Auflage die Empfehlung stand, dass man schwarze Farbe bei den Erkundungen dabei haben sollte, um mit dieser der Nachwelt seine Anwesenheit mitzuteilen. Herr Götzinger hat sehr schnell entdeckt, dass diese Empfehlung zu einer Verschandelung der Natur führt und sie in der nächsten Auflage seines Wanderführers herausgelassen. Trotzdem kann man dadurch feststellen, dass diese besonders auffälligen Graffitis heutzutage annähernd 2 Jahrhundert alt sind. Auf der gegenüberliegenden Wegseite befindet sich eine Bank, von der man einen netten Blick auf die Burg Hohnstein hat. Leider stehen immer irgendwelche Bäume im Weg, so dass kein ordentliches Foto von der Burg zu machen ist, aber damit hat das Auge bzw. das Gehirn bei der Aussicht kein Problem.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Hohnstein muss der obere Teil des Schindergrabens überwunden werden und das erfolgt über eine schicke Sandsteinbrücke. Durch das Sandsteingeländer wirkt die Brücke im Winter noch viel schöner als im Sommer. Ganz interessant sind auch die Felsen hinter der Brücke, weil sich hier im Winter großflächige Eiswände bilden. Als wir die Stelle passierten, lag neben dem Wanderweg ein mächtiger Eiszapfen, der anscheinend von der Wand abgebrochen und dann den Hang herunter geschlittert war. Hier stößt zum gemütlichen Wanderweg auch noch der Aufstieg aus dem Schindergraben/Polenztal hinzu und wenige Meter dahinter passiert man Reste einer mächtigen Mauer. Dabei handelt es sich um die untere Begrenzung des ehemaligen Bärengeheges. Hier wurden früher (1609 – 1756) Bären aufgezogen und gehalten, um sie dann zur Belustigung des Hofes nach Dresden zu bringen.
Gleich in dem ehemaligen Bärengarten beginnt der einzige ernstzunehmende Aufstieg bei dieser Wanderung. Am Ende der Steigung erreicht man ziemlich im Zentrum von Hohnstein das schicke Rathaus, das auch immer wieder von Brautpaaren als Kulisse für schöne Fotos genutzt wird. Hier geht es nach rechts die nächsten 100 Meter auf der Rathausstraße, bis es wieder nach rechts in eine kleinere Gasse hineingeht. Dabei handelt es sich um die Verlängerung der Alten Brandstraße. Im Winter kann man bei dieser Gasse ein wenig Pech haben, wenn die Anwohner am oberen Ende nicht mehr wissen, wohin mit den Schneemassen, dann wird die Gasse schon mal als Ablage benutzt. Von der Gasse geht es weiter geradeaus und schon nach ein paar Metern auf der Alten Brandstraße stößt man auf die Max-Jacob-Straße. Hier geht es noch das letzte Stückchen nach rechts bis zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Eigentlich hatten wir gehofft, in der Gautschgrotte Kletterer an dem gefrorenen Wasserfall anzutreffen, aber irgendwie waren das noch bei weitem keine brauchbaren Bedingungen. Vermutlich muss es noch ein ganzes Stück länger kalt und kälter sein. Aber irgendwann werden wir diese ganz besonderen Kletterkünstler schon noch sehen. Vielleicht muss man einfach im späteren Winter noch mal vorbeischauen. Die Wanderung war eine sehr angenehme Winterwanderung, die schön und fast ohne Höhenunterschied durch einen verschneiten Wald gegangen ist. Leider fehlte der Runde aber eine besondere Aussicht, die eine perfekte Wanderung in der Sächsischen Schweiz ausmacht.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Hohnstein Eiche mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Hohnstein Bahnhof
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €