Hochwassertour

Abstimmung:
unsere Bewertung::
positivpositivpositivnegativnegativ
Karte:
PDF:

Dauer:
ca. 2,00 h
Entfernung:
ca. 5,50 km
Höhenunterschied:
ca. 24 Meter
beste Reisezeit:
eigentlich immer
Schwierigkeitsgrad:
Spaziergang
leicht
Untergrund:
Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad
empfohlene Karten:
Bad Schandau;
Rolf Böhm Kartographischer Verlag
Region:
Mehr Details
hier

Kurzbeschreibung:

Bad Schandau - Marktplatz - Hochwassertour - Elbe - Fähre - Krippen - Postelwitz - Bad Schandau

Beschreibung:

Die Stadt Bad Schandau hat im Jahre 2007 einen neuen kleinen Wanderweg zum Thema Hochwasser der Elbe angelegt. Da wir die beiden Hochwasser von 2002 und 2006 selber mitbekommen, aber zum Glück unbeschadet überstanden haben, hat uns diese Informationstour doch ziemlich interessiert und so haben wir uns gleich mal auf den Weg gemacht, die einzelnen Stationen zu erkunden. Touristeninformation_Bad_Schandau_Markt_kleinDer Startpunkt liegt in der Touristeninformation am Bad Schandauer Markt. Hier gibt es ein Informationsheft zu der Wanderung, das man unbedingt mitnehmen sollte. In dem Heft sind einige Hintergrundinformationen und alle Stationen ausführlich beschrieben. Die Informationsbroschüre kann natürlich auch über die offizielle Internetseite www.hochwassertour.de  herunter geladen werden. Eigentlich sind Hochwasser an der Elbe bzw. vermutlich an jedem normalen Fluss nichts Ungewöhnliches. Auch ein Pegelstand wie beim Hochwasser 2002 ist schon einmal vor 150 Jahren (30. und 31. März 1845) da gewesen, nur damals waren weniger Anwohner davon betroffen. Früher haben die Häuser, nicht nur in Bad Schandau, sondern überall an der Elbe, viel weiter oben gestanden und dann wurde in den neueren Zeiten immer weiter runter an den Fluss gebaut. Diese Entwicklung kann man sehr schön z.B. in Bad Schandau und Rathen erkennen. Eigentlich ist diese Entwicklung nicht besonders verwunderlich, denn es ist nun mal schön, direkt auf die Elbe blicken zu können. In Bad Schandau ist es so gewesen, dass früher bis an den Markt die Wohnhäuser standen und dahinter nur noch Hafen- und Brauhäuser waren. Elbresidenz-Bad-Schandau_Elbeblick_kleinDurch den Tourismus sind dann aber die Hotels, wie z.B. der große Komplex der Elbresidenz, und auch noch riesig viele Wohnhäuser in das Hochwassergebiet gebaut worden. 62 Jahre (am 18. März 1940 stand die Elbe einen Meter hoch in der Schandauer Kirche) ist das gut gegangen, aber dann kam die dreckige Pampe wieder angeschwappt. Für Bad Schandau ist die Elbe schon immer ziemlich wichtig gewesen, da die Stadt die erste Station hinter der böhmischen Grenze war und damit ein reger Umschlagplatz für Waren in alle Richtungen.
Die Wanderung erreicht den Elbkai. Hier liegen gleich mehrere kleine Fähren und manchmal auch große Passagierschiffe. Die beiden Fähren haben leider beim 2002-Hochwasser ein bitteres Ende gefunden. Beide Fähren hatten sich mitsamt ihren Anlegestellen losgerissen und waren flussabwärts getrieben worden. Eine Fähre ist in Königstein gelandet, die andere ist schon an der Elbebrücke hängen geblieben, hat aber zum Glück keinen Schaden angerichtet, ganz im Gegensatz zu mehreren Lastkähnen in Děčín. Durch diese großen Hindernisse bestand Gefahr für die Elbebrücken und deshalb sind sie gesprengt worden. Das hatte zur Folge, dass im nächsten Jahr die Elbewiesen mit gelben Rapsblüten übersäht waren, da einer der Kähne Raps geladen hatte.
Jetzt geht es mit einer neuen Fähre rüber nach Krippen. Abwasserpumpwerk_Krippen_kleinGleich hinter der Eisenbahnbrücke ist die erste Station in Krippen zu finden. Das Gebäude steht an dem ehemaligen Standort einer Schlosserei, die aber leider dem Hochwasser zum Opfer gefallen ist. Dieser rechteckige Kasten ist das neue Abwasserpumpwerk. Normalerweise werden solche Pumpen in der Erde versteckt, aber das würde die Gefahr durch Überschwemmung drastisch erhöhen. Ganz witzig sehen die Schwalbennester an dem Dach des Pumpwerkes aus. Damit die kleinen Piepmätze die schöne neue Fassade nicht gleich wieder versauen, ist gleich beim Bau des Gebäudes eine Leiste unterhalb der Schwalbennester angebracht worden. Als nächstes geht es zuerst über den Krippenbach und dann an dem Bächelweg von der Elbe weg. In dieser schmalen Straße kann man gleich an einigen Häusern die Hochwassermarken von 2002 in riesiger Höhe entdecken. Da durch das Hochwasser in der Elbe der Krippenbach nicht mehr ablaufen konnte, Muehlenbrunnen_Krippen_kleinhat er sich von oben kommend aufgestaut und das Elbewasser ist zusätzlich immer weiter in den Bachlauf reingelaufen. Früher haben am Krippenbach vier Mühlen gestanden, heute erinnert ein schöner neuer Springbrunnen mit vier Mühlsteinen an diese Gebäude. Dadurch, dass das Tal sehr flach nach hinten verläuft, steigt das Wasser bei jedem Hochwasser bis weit nach hinten an. Selbst an der ehemaligen Grundschule, die immerhin schon 450 Meter von der Elbe entfernt steht, stand das Wasser noch einen Meter hoch auf dem Schulhof.
Von hier geht die Wanderung wieder zurück in Richtung Elbe, aber über den Berghangweg. Dieser Weg verläuft in einem Bogen (wie über einen Hügel), sodass bei dem Hochwasser die Anwohner von der Außenwelt abgeschnitten waren. Am höchsten Punkt führt zwar noch ein Fußweg hoch zur Carolahöhe, aber dieser ist für Rettungskräfte nicht passierbar und so mussten diese Häuser auch ohne direkten Hochwasserkontakt geräumt werden. Nicht ganz so schlimm war es in der Ortschaft Ostrau oberhalb von Bad Schandau. Hier gibt es eigentlich auch nur eine Ortszufahrt, die überschwemmt war, aber zum Glück führt von der Rückseite ein befahrbarer Waldweg durch den Nationalpark bis an den Ort. Die Wanderung erreicht an der ersten Kreuzung den Sonnenuhr_Krippen_Kindergarten_kleinKindergarten von Krippen. Hier hängt eine wirklich nett anzusehende Sonnenuhr an der Hauswand. Diese Sonnenuhr gehört zum SonnenUhrenWeg von Krippen und zeigt die Vielfalt der möglichen Sonnenuhren. Es geht nach rechts weiter zwischen dem Wasserstand_am_Bahngebaeude_Krippen_kleinBahndamm und dem Hang. Dieser sehr schmale Graben hat einen ganz gravierenden Nachteil, wenn größere Mengen an Regen niederfallen. Ganz oben auf der Ebene oberhalb des Hanges befinden sich Ackerflächen, die zur Elbe hin geneigt sind. Kommt es zu einem Starkregen, stürzen große Wassermassen mit einer Menge an Geröll den Hang hinunter und sammeln sich hinter dem Bahndamm. Die Abflussmöglichkeiten sind hier beschränkt und beim Hochwasser 2002 verstopft gewesen. Damit sind die Gebäude hinter dem Bahndamm nicht nur mit Dreckwasser, sondern auch noch mit Geröll gefüllt worden. An den dunkelgrauen Bundesbahngebäuden kann man heute immer noch den Wasserstand von 2002 deutlich erkennen. Die hellere Unterseite ist der Wasserstand gewesen. Wenige Meter hinter den großen Gebäuden biegt nach links eine Durchfahrt unter der Bahntrasse ab. Hier hätte eigentlich das Wasser durchfließen können, würde dahinter nicht wieder der Weg ansteigen. Jetzt ist dahinter ein mächtiges Rohr verbuddelt worden, damit wenigstens das meiste Wasser abfließen kann.
Auf dem Elbeweg geht es nach rechts bis zur Ziegelscheune. Hier haben leider die Modernisierungsmaßnahmen eine fatale Wirkung gehabt. In die mehrschichtige Wärmeisolierung ist das Wasser eingedrungen, das Gebäude ließ sich nur durch  Abtragen der Isolierschichten wieder trockenlegen. Das Gasthaus an der Ziegelscheune (www.ziegelscheune-krippen.de) bietet sich ganz hervorragend an, auf der Terrasse draußen zu sitzen und den Elbestrom zu beobachten. Jetzt geht die Wanderung wieder zurück zur Fähranlegestelle. Dazu bietet sich der gerade Pfad knapp vorm Wasser an. Nach ziemlich genau einem Kilometer erreicht man den Schiffsanleger und fährt mit der Fähre auf die gegenüberliegende Seite. Sieben-Brueder-Haeuser_Postelwitz_kleinIn Postelwitz hat das Hochwasser eine riesige Zahl an Häusern geflutet. Dabei waren auch die Sieben-Brüder-Häuser ziemlich betroffen, aber diese Häuser haben schon so manches Hochwasser ertragen und auch diesmal sind sie alle wieder wunderbar hergerichtet worden. Die Wanderung führt aber in die andere Richtung, also Elbe abwärts, bis zur Mündung der Kirnitzsch. Hier verlässt die Hochwassertour die Elbe und geht ein kleines Stück auf dem uralten Flößersteig entlang. Die Flößer haben früher das Frühjahrshochwasser richtig ausgenutzt, um mit dem erhöhten Wasserstand der Kirnitzsch ihr Holz zur Elbe herunter zu spülen. Als nächste Station wird der Stadtpark von Bad Schandau erreicht. Da der gesamte Park ziemlich tief liegt, wird er mit jedem etwas größeren Hochwasser überflutet. Für den Park ist das nicht ganz so schlimm, aber zum Teil sind die Häuser links und rechts auch davon betroffen. Ganz deutlich kann man aber an den älteren Häusern sehen, dass die untere Etage eher wie ein Keller aussieht, oder sogar ein richtiger höher gelegter Garten das Gebäude umrahmt. Auch beim Hotel Lindenhof (www.lindenhof-bad-schandau.de) ist es so, dass das eigentliche Gebäude ein ganzes Stück höher steht und sich dadurch ein netter Restaurant-Garten vor dem Eingang befindet. Beim 2006-Hochwasser hatte die freiwillige Feuerwehr aber trotzdem die Aufgabe, den Keller wasserfrei zu halten, da sonst die Kühleinrichtungen hier unten abgesoffen wären. Auch wenn das im Verhältnis zu einem Wohnraum nur ein kleines Übel ist, so sollte es verhindert werden und das ist erfolgreich geschafft worden.
Nach einer kleinen Runde durch den Stadtpark geht es wieder zurück in die Richtung des Marktes. Am Ende des Parks befindet sich rechts die Poststraße. Diese Straße gilt eigentlich als so einigermaßen hochwassersicher. Beim Hochwasser 2002 hat das Wasser zwar zum Teil die sichtbaren Gebäude verschont, aber z.B. in dem ehemaligen Postamt ist das Wasser in den Keller gelaufen und hat hier den Öltank angehoben und die stinkige Brühe ist ins Mauerwerk gezogen. Damit ist dann ein ziemlicher Schaden entstanden, da das Heizöl auch noch nach Jahren ausdämpft. Toskana-Therme_Bad_Schandau_Elbeblick_kleinDie Wanderung geht über die Kirchstraße bis zum Markt und dann im Uhrzeigersinn um die Kirche herum. Auf der Rückseite sieht man in der Verlängerung zwischen den ehemaligen Schulgebäuden das Schwimmbad Toskana-Therme (www.toskanaworld.net). Dieses Schwimmbad hat das 2002- Hochwasser äußerst schlimm erwischt. Das neue Bad war gerade ein halbes Jahr eröffnete, da stieg die Elbe bis unter das Dach und zerstörte so ziemlich alles an Technik und Einrichtung. Kirche_von_Bad_Schandau_am_Markt_kleinDie Sanierung des Bades hat genau zwei Jahre gedauert und jetzt ist das Bad mit einer mobilen Schutzwand ausgestattet,Altar_Kirche_Bad_Schandau_klein die das Schwimmbad beim 2006-Hochwasser erfolgreich geschützt hat. Die letzte Station ist die Kirche von Bad Schandau. In der Kirche sind an der rechten Wand eine große Zahl Bilder von dem Hochwasser zu sehen. Hier kann man so ungefähr erkennen, wie die Elbe eine stinkige braune Brühe in die Ortschaften getrieben und riesige Schäden hinterlassen hat. Auf den Fotos kann man aber auch deutlich sehen, wie gigantisch die Hilfsbereitschaft von wildfremden Menschen war und was für einen wahnsinnigen Einsatz so mancher gezeigt hat. Ich fand es beeindruckend, dass die Aufräummaßnahmen die ganzen Nächte über gingen und es ist erfreulich, dass nach wenigen Jahren fast nichts mehr auf diese Katastrophe hinweist.

Download file: HOCHWASSERTOUR.TRK.GPX

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert