Lohmgrund
Abstimmung:
Ø 3,6 (25 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 2,50 h |
Entfernung: ca. 10,00 km |
Höhenunterschied: ca. 292 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: leicht steiler Aufstieg festes Schuhwerk |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Elbsandsteingebirge; Kompass |
Region: Steine |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Cotta - Neues Schloss - Pirna - Rottwerndorf - Gottleuba - ehemaliger Bahnhof Rottwerndorf - Schloß Rottwerndorf - gelber Punkt - Lohmgrund - Steinbruch - ehemaliger Eisenbahntunnel - Steinbruch - Großcotta - Diebsteig - grüner Strich - Cottaer Spitzberg - Cotta - Neues Schloss
Beschreibung:
Beim Studium von ein paar Landkarten fiel mir ein Eintrag im Lohmgrund mit der Beschriftung „ehemaliger Eisenbahntunnel“ auf. Komisch, sollte es nicht nur im Schwarzbachtal, sondern auch im Lohmgrund eine stillgelegte Eisenbahnstrecke geben? Ein weiterer interessanter Punkt war ein Eintrag von einem Schloss in Rottwerndorf. Damit aus dieser kleinen Erkundung eine ordentliche Wanderung entsteht, habe ich den Startpunkt nach Großcotta auf den Parkplatz hinter der Kirche gelegt. Die Namensgebung von Cotta ist wirklich zu komisch. Auf vielen Karten stehen die Bezeichnungen Groß- und Kleincotta. Seltsamerweise ist aber auf der Zufahrt Cotta A und Cotta B ausgeschildert. Für diese Wanderung liegt der Startpunkt in Großcotta, das als Cotta A ausgeschildert ist.
Für das erste Stückchen der Wanderung geht es vom Parkplatz nach links über die Hauptstraße bis über den Ortsausgang heraus. Kurz hinter dem Ortsausgang stehen auf der linken Straßenseite drei Sühnekreuze mit einer guten Informationstafel des Heimatvereins Cotta zu diesen Kleindenkmalen. Ein paar Meter hinter den Kreuzen biegt die Vorfahrtsstraße nach links ab und noch ein paar Meter später biegt nach links ein Feldweg ab. Bei diesem Weg handelt es sich um einen schnurgeraden Feldweg, der leicht abfallend ins Tal der Gottleuba hinunter geht. Nachdem man die Felder passiert hat, wandert man durch einen lichten Wald mit einer sehr auffälligen Senke weiter. Hier hat sich das Rinnsal neben dem Weg einen gewaltigen Graben gebuddelt. In dem Wald passiert man auch Ruine Nummer 1. Ich bin immer wieder überrascht, dass Häuser in solch einen Zustand kommen. Natürlich kann es sein, dass die letzten Bewohner eines Haus ausziehen und danach keiner mehr einzieht. Das Haus gehört danach aber doch immer noch jemandem und wer z.B. sein Auto über mehrere Jahre irgendwo stehen lässt, wird auch zur Entsorgung verdonnert. Ganz besonders eigenartig fand ich, dass auf dieser Wanderung noch mehrere Ruinen auftauchten.
Am Ende des Abstiegs stößt man auf den Bachlauf der Gottleuba. Die Straße macht einen Schlenker nach rechts, um dann nach links über den Bach zu kommen. Das Bachtal ist relativ breit und meistens fließen nur wenige Zentimeter Wasser durch den Bach. Wenn man sich aber ansieht, wie lang und wie groß das Einzugsgebiet der Gottleuba ist, dann kann man sich sehr gut vorstellen, dass der Bach von Zeit zu Zeit gewaltige Wassermengen transportieren muss. Das letzte Mal, als es gewaltig schief gelaufen ist, war das berüchtigte Hochwasser 2002. Aber auch davor lassen sich an die 50 Hochwasser in den letzten 500 Jahren nachweisen.
Die Wanderung erreicht gleich hinter der Brücke die breite Straße durch Rottwerndorf. Es geht nach links an der Straße entlang. Dieses Teilstück der Wanderung ist nicht gerade von herausragender Schönheit, aber netterweise gibt es neben der Straße wenigstens einen ordentlich breiten Bürgersteig und so wandert man an ein paar alten und häufig ungenutzten Industriebrachen vorbei. Auf der rechten Seite befindet sich nach ½ Kilometer ein besonders ungewöhnliches Gebäude. Es handelt sich um das ehemalige Stellwerk des Bahnhofs Rottwerndorf. Hier führte die Bahnstrecke von Pirna nach Gottleuba vorbei. Nachdem diese Strecke zwischen Gottleuba und Rottwerndorf eingestellt wurde (1970), blieb der Bahnhof aber noch als Umschlageplatz für die Wismut Uranerz Produktion erhalten. Von Königstein bis zum Bahnhof von Rottwerndorf führte die Hängebahn und hier wurde das Erz auf die Eisenbahn umgeladen. Dazu waren bis zu 6 Gleise notwendig und die Reste kann man auch heute noch im Bereich des Stellwerkes entdecken. Diese umständliche Methode wurde 1983 abgelöst und damit hatte der Bahnhof auch keine Funktion mehr. Endgültig wurden 2002 die Gleise bis zum Bahnhof demontiert.
Die Wanderung führ noch ein Stück von 350 Metern weiter auf der breiten Straße, bis auf der linken Straßenseite ein wunderschönes Schloss auftaucht. Leider verfällt das Schloss Rottwerndorf immer weiter und es befindet sich, nach mehreren Besitzerwechseln, in einem Dornröschenschlaf. Es ist wirklich zu schade um so ein schönes Gebäude, aber bis heute ist einfach noch kein brauchbarer Prinz, der vermutlich kein Schwert, sondern eher einen Berg an Geld mitbringen muss, aufgetaucht. Hoffentlich passiert das noch rechtzeitig, bevor auch dieses Gebäude in sich zusammen fällt.
Die Wanderung geht wieder ein kleines Stück (ca. 150 Meter) auf der Straße zurück, um dann nach rechts abzubiegen. An der Garagenecke ist diese Stelle mit der Wanderwegmarkierung gelber Punkt markiert. Der Weg macht einen kleinen Schlenker und führt bald über die Gottleuba hinweg. Dahinter steigt der Weg langsam im Lohmgrund an. Zuerst wird eine Stelle passiert, die so aussieht, als wenn es sich um die Durchfahrt eines Bahndamms handelt. Eigentlich verlief hier keine Bahnlinie, vermutlich handelt es sich eher um eine der Bahntrassen der Steinbrüche im Lohmgrund. Der Weg durch den Lohmgrund ist sehr angenehm zu wandern. Ungewöhnlich ist, dass der gesamte Grund mit kleinen Häusern und Wochenendhäusern zugepflastert ist. Fast alle dieser Gebäude sind aber nett irgendwo im Grünen versteckt, sodass man nur die Zugänge bzw. Zufahrten sieht. Dafür sind dann viele dieser Wege mit allen möglichen und unmöglichen Schildern ausgestattet. So kann man einige Warnschilder vor Hunden und eine Vielzahl Privatwege lesen. Sehr komisch ist, wenn dann hinter dem Hundeschild so ein kleines kläffendes Meerschweinchen zu sehen ist und das Schild mit dem Privatweg an einem Gartentörchen zu lesen ist. Auf der rechten Seite kann man gleich an mehreren Stellen die Spuren der alten Steinbrüche entdecken. Zum Teil sind es nur die Einbuchtungen bis zu einer Felswand oder auch die Schutthalden. Hier sollte man sich aber möglichst fern halten, wenn irgendwelche Schilder auf Gefahren hinweisen. Ganz besonders im Frühjahr lösen sich immer wieder Felsbrocken aus den Wänden und fallen oder purzeln den Hang hinunter. Selbst für die kleinste Murmel ist ein menschlicher Körper nicht ausgelegt und hinterlässt ganz bestimmt sehr böse Spuren.
Die Anwohner benutzen den Weg durch den Lohmgrund als Zufahrt zu ihren Grundstücken, aber bei meiner Wanderung ist mir tatsächlich kein einziges Auto begegnet. Nach 1 ½ Kilometern kann man links und rechts des Weges deutliche Spuren eines aktuellen Steinbruchs in Form von Felsbrocken sehen, aber irgendwie habe ich den eigentlichen Steinbruch selbst nicht entdeckt. Wenn ich die Karten in dem Bereich aber richtig interpretiert habe, dann müsste er sich auf der rechten Seite hinter dem Haus befinden. Nach dem nächsten ½ Kilometer weist ein Schild auf eine versteckte Stelle (zumindest wenn man aus dieser Richtung kommt) auf der rechten Seite hin. Hier ist früher eine Eisenbahn zum Transport der Sandsteinblöcke gefahren. Da die Eisenbahn an dieser Stelle aber eine zu große Steigung hätte überwinden müssen, befindet sich hier ein ehemaliger Tunnel, der aber leider heutzutage durch einen Zaun und einen zugemauerten Eingang geschützt ist. Gleich am Anfang des Weges klärt eine Informationstafel des Heimatvereins Cotta über die ganz besondere Geschichte des Tunnels im 2. Weltkrieg auf.
Für die weitere Wanderung geht es noch ein kurzes Stück weiter, bis man eine Kreuzung erreicht, an der es nur links oder rechts geht. Hier geht man nach links an der nächsten Ruine und einem kleinen, konfusen Anwesen vorbei. Nach 100 Metern auf dem Weg biegt die Wanderung nach rechts ab. Der Weg steigt leicht an und bald hat man einen beeindruckenden Blick in einen aktiven Steinbruch. Es sieht sehr interessant aus, wie auf mehreren Terrassen die Sandsteinblöcke abgebaut werden und dann bis zur weiteren Bearbeitung als Rohklötze liegen bleiben.
Rechts neben dem Steinbruch geht es zwischen dem Erdwall und dem Feld weiter. Der Weg passiert ein paar Pferdekoppeln und erreicht nach fast einem Kilometer die bekannte Ortschaft Grosscotta (Cotta A). Hier wandert man ein kurzes Stückchen von 200 Metern auf der Hauptstraße nach links, bis der erste Weg wieder nach rechts abbiegt. Hier weist eine Sandsteinsäule auf den Weg nach Gießhübel und Zwiesel hin. So weit soll diese Wanderung nicht gehen, aber für den nächsten ¾ Kilometer wandert man auf diesem Feldweg aus der Ortschaft heraus. Als erstes wird ein Löschteich passiert und dann geht es über ein paar Felder bis zu einem Hinweisschild zu einem weiteren Sühnekreuz. Leider lässt sich diese Tafel nur noch sehr schwer lesen und blöderweise habe ich das Sühnekreuz überhaupt nicht gefunden. Es soll eigentlich ca. 30 Meter von der Tafel entfernt in Richtung des Ortes stehen.
Hier kann man schon ganz gut das nächste Ziel auf der linken Wegseite erahnen. Es ist der Cottaer Spitzberg, der sich hier noch hinter ein paar Bäumen versteckt. Dazu biegt man an der Kreuzung nach links ab und wandert am Waldrand entlang. Auf der rechten Seite oberhalb des Feldes kann man eine größere Scheune und ein höheres Waldstück entdecken. Bei dem Waldstück handelt es sich eine ehemalige Schanze, von der man einen erstklassigen Blick ins Elbtal und nach Pirna hat. Das einzige, das dieser Aussicht im Wege steht, ist der Cottaer Spitzberg und deshalb geht es auf diesen Berg hoch. Gleich zur ersten Möglichkeit an einer breiten Wiese geht es steil den Berg aufwärts. Als ich die Runde gewandert bin, spazierte vor mir eine kleine Gruppe mit einem Zwerg auf einem Kinderrad. Der Junge blieb mit der Zeit ein Stückchen zurück und rief nach einer Weile nach seinen Eltern. Erst als diese aus dem Sichtbereich heraus verschwanden, schwang sich der Knirps auf sein Fahrrad und strampelte super fix den Berg hoch. Wow, großen Respekt. Ich wollte ihm eigentlich schon helfen, aber er schaffte die Steigung tatsächlich.
Der Weg passiert noch ein kleines Stückchen Wald und dahinter stößt man auf eine Wiese, von der man eine gute Aussicht auf den Gipfel des Spitzberges hat. Was besonders auffällt, sind die Triangulierungssäule und die Basaltsäulen. Je weiter man nach oben steigt, desto besser kann man dieses besondere Kennzeichen des Cottaer Spitzberges erkennen. Links und rechts der Treppe bis zum Gipfel kann man die Spuren des ehemaligen Vulkans sehr gut sehen. Gut, dass dieses letzte Teilstück des Gipfels nicht auch noch abgebaut worden ist. Auf dem Gipfel kann man dann über einen gigantischen Rundumblick staunen. Ich glaube, einen besseren Rundblick über das Osterzgebirge, das Elbtal mit Pirna und Dresden, Festung Königstein und Lilienstein, die Sächsische Schweiz und die Lausitz kann man kaum woanders finden. Das einzige wirklich Störende an dieser Aussicht ist die hässliche Antenne neben dem Gipfel. Da wir aber alle mit unseren Handys überall erreichbar sein wollen, müssen wir auch diese kleine Einschränkung in Kauf nehmen.
Nachdem man den Rundumblick lange genug genossen hat, geht es wieder herunter und am Felsenfuß weiter geradeaus an der Schranke vorbei. Hier stehen gleich zwei Schilder zum Thema Flächennaturdenkmal Cottaer Spitzberg. Beide Schilder beschäftigen sich mit der Vegetation auf dem Berg. Das erste Schild beschreibt die Pflanzen auf dem Gipfel und das zweite Schild die am Nordhang. Wenn man dem Weg folgt, verlässt man bald den bewaldeten Berg und es geht leicht abfallend weiter. Hier kann man noch mal sehr schön in die Landschaft bis rüber zur Sächsischen Schweiz blicken. Am Ende des Weges biegt die Wanderung nach links ab und es geht auf einer leicht befahrenen Straße abwärts. An den beiden Seiten der Straße steht eine Allee aus Apfelbäumen und in einigen Bäumen wachsen richtig viele Misteln. Am Ende dieser Straße stößt man wieder auf die drei Sühnekreuze und es geht die letzten paar Meter nach links bis zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Die Wanderung war eine sehr nette Runde, die zumindest mir eine ganze Menge Neuigkeiten am Rande der Sächsischen Schweiz gezeigt hat. Ich war von dem Schloss Rottwerndorf und dem Lohmgrund stark überrascht und der Cottaer Spitzberg ist auch immer wieder einen Ausflug wert.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Cotta Spitzbergweg mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Kirche Cotta A
Aktuell
Ruine Nr. 1, das Haus vom Lockenwilli ist abgerissen und jetzt eine grüne Wiese
Schloß Rottwerndorf hat einen Besitzer, z.Z. wird das Dach neu gedeckt
Danke für die beiden Hinweise.
Die Änderungen am Schloß Rottwerndorf waren mir auch schon aufgefallen. Es geht langsam voran, aber vermutlich ist so eine Sanierung auch unvorstellbar teuer.
Ingo Geier