Richtergrotte
Abstimmung:
Ø 3,4 (19 Stimmen)
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unsere Bewertung:: |
Karte: |
PDF: |
Dauer: ca. 4,00 h |
Entfernung: ca. 15,00 km |
Höhenunterschied: ca. 535 Meter |
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beste Reisezeit: eigentlich immer |
Schwierigkeitsgrad: lang festes Schuhwerk |
Untergrund: Forstweg und asphaltiert Wanderweg und Pfad Treppen |
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empfohlene Karten: Große Karte der Sächsischen Schweiz; Rolf Böhm Kartographischer Verlag |
Region: Zschand |
Mehr Details hier |
Kurzbeschreibung:
Kirnitzschtal - Neumannmühle - gelber Strich - Großen Zschand - Zeughaus - roter Strich - Weberschlüchte - Webergrotte - Weberschlüchte - roter Strich - Großer Zschand - Richterschlüchte - grüner Punkt - Richtergrotte - Krinitzgrab - Katzenstein - Roßsteig - grüner Strich - Heringsloch - Quenengrung - Quenenwiese - Kleiner Zschand - Kirnitzschtal - Felsenmühle - grüner Querstrich - Flößersteig - Neumannmühle
Beschreibung:
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass sich in der Webergrotte im Winter ein Vorhang aus Eis bildet und in der Richtergrotte ein ähnlich mächtiger Eiszapfen wie in der Gautschgrotte wächst. Da es 2010/11 mal wieder einen richtigen Winter gab, musste doch direkt nachgesehen werden, wie sich die beiden Stellen entwickelt hatten. Im Winter ist einer der besten Startpunkte im Kirnitzschtal der Parkplatz an der Neumannmühle. Dieser Parkplatz wird im Gegensatz zu vielen anderen sehr schön vom Schnee befreit und auch der Weg hoch im Großen Zschand ist auf den ersten paar hundert Metern meistens geräumt. Dieser Weg ist mit der Wanderwegmarkierung gelber Strich gekennzeichnet. Die ersten paar hundert Meter der Schlucht sehen im Winter, wenn die Felsen und Bäume mit Schnee bedeckt sind, ganz besonders schön aus.
Nach einer Strecke von ungefähr 2 Kilometern kann man den Grund für den geräumten Waldweg entdecken. Hier erreicht man das sogenannte Zeughaus und damit eine Gaststätte und eine Informationsstelle des Nationalparks. Netterweise ist diese Station des Nationalparks auch im Winter geöffnet und man sollte unbedingt einen kurzen Abstecher hinein unternehmen. Jede dieser Informationsstellen ist erstklassig hergerichtet und beschäftigt sich mit einem eigenen Thema. Deshalb sollte man auch immer mal wieder einen Ausflug in diese Einrichtungen unternehmen. Der Nationalpark bzw. die Ranger haben im linken Bereich des Zeughauses noch einen weiteren Stützpunkt, für den der Forstweg auch noch vom Schnee befreit wird.
Am Zeughaus verlässt die Wanderung den gelben Strich und es geht weiter auf der roten Wanderwegmarkierung durch den Großen Zschand. Hinter dem Zeughaus wird kein Schnee mehr geräumt und so geht die Winterwanderung entweder mühselig durch frischen Schnee oder man hat Glück und irgendjemand ist schon vor einem durch den Zschand gestampft. Als ich die Runde unternommen habe, hat es einen Tag vorher noch geschneit und trotzdem war schon ein kleiner Pfad hier entlang gespurt. Ich war mir an dieser Stelle sehr sicher, dass diese nette Vorarbeit in 1 ½ Kilometern vorbei wäre, aber zunächst genoss ich es noch, durch einen weiß gepuderten Wald zu wandern. Nach etwas weniger als den besagten 1 ½ Kilometern biegt nach rechts die Richterschlüchte ab.
Da aber zuerst noch die Webergrotte besucht werden sollte, ging es noch ein kurzes Stück im Großen Zschand weiter, um bei der nächsten Möglichkeit nach rechts abzubiegen. Hier war ich vollkommen überrascht, dass tatsächlich mehrere Fußspuren weiter in die Weberschlüchte führten. Bei den Unwettern im Herbst 2010 haben die beiden Schluchten (Weber- und Richterschlüchte) sehr stark gelitten, aber die Spuren des Unwetters waren vollkommen unter dem Schnee verschwunden und so ging es in einem ziemlichen Zick-Zack in den Weberschlüchten aufwärts. Mich verwundert immer wieder, dass es tatsächlich Wanderer gibt, die anscheinend den Weg so genau kennen, dass sie im zugeschneiten Wald den passenden Pfad finden. In den Weberschlüchten ist das zum Teil ziemlich extrem, da der Pfad mal links und dann wieder rechts vom tiefsten Punkt verläuft. Sehr unterhaltsam sind die Spuren im Schnee, die auf einmal irgendwo zu den Seiten der Weberschlüchte abbiegen. Jede dieser Spuren führt mit 100 % Sicherheit in den Bereich der verbotenen Kernzone.
Die Sackgasse der Weberschlüchte zieht sich insgesamt 2 Kilometer durch das sehr ruhige Tal, bis man einen größeren Talkessel mit relativ hohen Felswänden erreicht. Hier endet der offizielle Wanderpfad an der Webergrotte und tatsächlich waren gleich zwei Eisvorhänge zu sehen. In der Grotte hatte sich ein relativ hoher Eisvorhang gebildet, in den von oben ein bisschen Sand mit eingefroren war und damit war das Eis an manchen Stellen hellbraun eingefärbt. Schöner sah das Eis neben dem Grotteneingang, unterhalb des Felsüberhangs, aus. Von der Felsmurmel gab es früher einen Weg hinauf in die Felsschlucht, aber heutzutage fehlt der kleine Übergang und im Winter dürfte diese Stelle vollkommen unpassierbar sein.
Deshalb geht es die Weberschlüchte wieder zurück bis zum Großen Zschand. Wenn man von oben durch die Weberschlüchte wandert, dann kann man im Winter so einige Stellen erkennen, wo gesunde Bäume absichtlich als Wegsperren in die einzelnen Aufstiege gefällt worden sind. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass das irgend jemanden ernsthaft daran hindert, die verbotenen Aufstiege zu nehmen, wenn dieser Jemand bis hier hinten gewandert ist. Zumindest sahen die Fußstapfen im Schnee nicht so aus, als wenn auch nur ein einziger wieder zurück gegangen wäre.
Nachdem man wieder am Großen Zschand angekommen ist, geht es ungefähr 150 Meter nach links, um dann wieder nach links auf der Wandwegmarkierung grüner Punkt in die nächste Schlucht, die Richterschlüchte, abzubiegen. Auf den ersten paar hundert Metern sehen die Richterschlüchte den gerade begangenen Weberschlüchten sehr ähnlich. Seltsamerweise waren aber weniger Fußspuren in der Schlucht zu sehen als vorher in den Weberschlüchten. Das ist im unteren Teil des Weges nicht so besonders unangenehm, aber je steiler der Weg wird, desto unterhaltsamer wurde es auch. Kurz nach Beginn des ernstzunehmenden Aufstiegs biegt auch schon nach links der Zugang zur Richtergrotte ab. Bis zum gefrorenen Wasserfall sind es nur ein paar Meter und dann kann man staunen, welch schöne Figuren tropfendes Wasser erzeugen kann. Als ich im Januar 2011 die Stelle besuchte, war anscheinend der unter Eiszapfen schon einmal umgefallen und jetzt bildete sich schon wieder ein neuer. Bei der Richtergrotte tröpfelt ganz ähnlich wie in der Gautschgrotte ein kleines Rinnsal über die Felskante, nur in der Richtergrotte dürfte die Felskante noch einige Meter höher sein. Damit wird es vermutlich auch nur sehr selten, wenn nicht sogar nie, zu einem Zusammenschluss der beiden Eiszapfen kommen.
Für die weitere Wanderung geht es wieder die paar Meter zurück bis auf den Weg durch die Richterschlüchte. Gleich gegenüber der Richtergrotte endet der Goldsteig und seltsamerweise waren hier zwei Paar Fußspuren zu sehen. Hier hatten sich tatsächlich zwei Wanderer über den Bergpfad bis zu den Richterschlüchten durchgeschlagen. Damit waren wieder ein paar Füße mehr, die den Schnee festtrampeln konnten und damit müsste der Aufstieg eigentlich leichter geworden sein. Blöderweise geht es wenige Meter oberhalb der Richtergrotte über ein Felsenmurmelfeld und hier haben alle Wanderer unterschiedlichste Wege versucht. Es sah zu unterhaltsam aus, wie viele Aufstiegsmöglichkeiten es hier gibt. Dadurch war der Pfad natürlich überhaupt nicht mehr ausgetrampelt und mir ist auf dem Teilstück richtig ordentlich Schnee in die Schuhe gerieselt. Am oberen Ende der Richterschlüchte bzw. an der Stelle, bis wohin das Wandern erlaubt ist, biegt der Wanderweg nach rechts ab und führt zwischen der Felswand und dem Krinitzgrab entlang. Im Sommer wandert man schon schnell an dem unauffälligen Grabstein vorbei, aber im Winter fällt er einem überhaupt nicht auf. Der Gedenkstein erinnert an einen jungen Mann, der vor langer Zeit in diesem Bereich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.
Der markierte Wanderweg hat mit dem Ende der Felswand den größten Teil der Höhenmeter geschafft und es geht sehr angenehm in die Richtung des Großen Winterberges. ½ Kilometer hinter der Felswand stößt die Wanderung auf den alten Fremdenweg. Dieser historische Wanderweg ist heutzutage nach links in Richtung Prebischtor erstklassig verbarrikadiert worden (Besucherlenkungszaun, Erdwall und Bäume rein gefällt), aber die Wanderung soll sowieso nach rechts gehen. Man folgt weiterhin der grünen Wanderwegmarkierung und passiert bald einen freistehenden Felsen. Dabei handelt es sich um den Katzenstein, der sich unter einer mächtigen Buche versteckt und dadurch im Winter ganz besonders schön aussieht.
Der weitere Weg erfolgt auf gleichbleibender Höhe an der östlichen Seite des großen Winterbergs und verläuft zwischendurch ein ganzes Stück schnurgerade durch den Buchenwald. Hier kam mir auf der Wanderung ein Skifahrer entgegen und fragte mich, ob man aus meiner Richtung zum Zeughaus hinunter kommen würde. Tja, den Weg durch die Richterschlüchte kann man ganz sicher nicht auf Skiern hinunterfahren, aber es könnte schon sein, dass es auf dem Roßsteig ganz angenehm abwärts geht. Irgendwie war ich doch ziemlich irritiert, hier oben einen Skifahrer zu treffen. Meiner Vorstellung nach ist die Sächsische Schweiz vollkommen ungeeignet, um auf Brettern durch die Landschaft zu fahren, aber dieser Mitmensch sah sehr zufrieden aus.
Nachdem es einen Kilometer sehr angenehm durch den Wald ging, erreicht man eine Kreuzung mit der Wanderwegmarkierung grüner Strich , an der man nach rechts in die Heringslöcher absteigt. Dieser Abstieg ist vermutlich einer der flachsten, aber genau das ist im Winter bzw. bei Schnee sehr angenehm. Noch im oberen Teil des Heringslochs lief im Winter 2011 ein Bächlein quer über den Pfad. Seltsamerweise ist mir das Rinnsal noch nie aufgefallen, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass bei einer geschlossenen Schneedecke so ein dunkler Streifen einfach viel besser auffällt. Nur im mittleren Teil des Heringslochs geht es überhaupt über ein paar Felsmurmeln und ziemlich weit unten sind auch mal drei etwas größere Stufen. Nach dem Abstieg erreicht man den Quenengrund und kurz darauf die Quenenwiesen. In der Sächsischen Schweiz sind solche Wiesen etwas ziemlich Seltenes und sie wurden früher auch extra von Bäumen und Gestrüpp freigehalten. Heutzutage möchte man die Natur lieber in Ruhe lassen und so erobert der Wald die Wiese langsam wieder zurück.
Der Quenengrund bzw. die Quenenwiesen sind das obere Ende des Kleinen Zschands, den es jetzt weiter abwärts geht. Zwischendurch verläuft der markierte Wanderweg über ein Stückchen Zeughausstraße, die genau so gut als Forstweg ausgebaut ist wie der Kleine Zschand, abwärts. Auf der Wanderung durch den Kleinen Zschand fielen mir ziemlich große Fahrzeugspuren auf. Nach einem Kilometer auf der Forststraße stand an der Ferkelschlüchte eins von diesen riesigen Forstfahrzeugen, das normalerweise das Holz aus dem Wald holt. Wer sich gerade noch Gedanken darüber gemacht hat, dass die Quenenwiesen aus Naturschutzgründen wieder zuwachsen sollen, dem erschließt es sich überhaupt nicht, warum sich hier eine riesige Forstmaschine durch den Wald wälzt.
Der Kleine Zschand führt leicht abfallend bis zur Felsenmühle bzw. dem Kirnitzschtal. Hier könnte man theoretisch über den Flößersteig bis zum Ausgangspunkt nach rechts gehen, aber hinter dem Sägewerk der Felsenmühle steigt der Pfad ziemlich steil an und das ist im Winter kein Vergnügen. Deshalb empfiehlt es sich, die letzten paar Meter bis zur Neumannmühle auf der Straße bachaufwärts zu wandern. Im Winter ist das aber auch überhaupt kein Problem, da dann nur ganz wenige Autos hier unten entlangfahren. Gleich neben der Gaststätte Felsenmühle (www.pension-felsenmuehle.de) befindet sich ein Gebäude, dem man nicht auf Anhieb ansieht, um was es sich handelt. Hier wird aus einem 240 Meter tiefen Brunnen Trinkwasser gewonnen. Ein zweiter Brunnen befindet sich ein paar Meter bachaufwärts von der Neumannmühle entfernt. Das Wasser aus den beiden Brunnen wird mit dem Wasser aus der Talsperre Gottleuba gemischt und versorgt den gesamten Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge. Was ich auch noch besonders interessant finde, ist, dass das Wasser durch ein Rohr zur Endlerkuppe bei Ottendorf gefördert wird. Das Rohr ist neu gebohrt worden und führt 1,8 Kilometer und fast 100 Meter unter der Erde aufwärts. Schön, dass es heutzutage solche tolle Technik gibt.
Insgesamt muss man ½ Kilometer auf der Kirnitzschtalstraße wandern, bis man den Ausgangspunkt der Wanderung erreicht. Hier hat man noch die Möglichkeit, in das technische Denkmal und die Gaststube Neumannmühle (www.neumann-muehle.de) einzukehren. In dem Museum werden gleich zwei interessante Funktionen der Mühle im Kirnitzschtal erklärt: Zuallererst ist es natürlich eine Sägemühle mit einem lauffähigen Sägegatter und dann wird der Holzschliff (das Zermahlen von Holzstücken) und die Papierherstellung sehr schön erklärt. Für das kleine Geld an Eintritt lohnt es sich immer, mal einen Blick hineinzuwerfen.
Damit ist eine schöne Winterwanderung zu Ende gegangen, die fast perfekt war. So gab es zwei interessante Grotten, tolle Schluchten und eine wunderbare Ruhe. Das Einzige, was noch fehlte, war eine ordentliche Aussicht von oben auf eine zugeschneite Sächsische Schweiz oder eine gepuderte Felswand. Alles andere war sehr schön.
Anreise:
Öffentlicher Nahverkehr:Anreise mit Bus bis zur Haltestelle Kirnitzschtal Neumannmühle mit dem VVO-Navigator
Auto:
Empfohlener Parkplatz: Neumannmühle
Parkplatzgebühr für die Wanderung: 5,00 €